Great Ocean Road: Die große Freiheit

Weltreise Part 3: Etwas, wovon Australien genug hat, ist Küste und Meer. Und kein Abschnitt ist schöner als die Great Ocean Road, das Stück, das sich am südlichen Zipfel von Victoria von Warrnambool nach Torquay schlängelt. Schroffe Felsformationen wie die berühmten Twelve Apostels, dazu der blaue Ozean, nichts lädt mehr zu einem Road Trip ein!

Wir haben uns in Adelaide ein Auto gemietet und fahren bis nach Melbourne. Im Tower Hill, einem zugewachsenen ehemaligen Vulkankrater, in dem sich wunderschöne Natur wie in einem abgeschnittenen Kessel ansiedeln konnte (hat mich irgendwie etwas an „Jurassic Park“ erinnert – nur ohne die Saurier ;), konnten wir sogar Koalas in den Bäumen beobachten. Die haben sich aber von uns nicht stören lassen und haben weiterhin ihrem ausgedehnten Mittagsschläfchen gefröhnt.

Der "Arch" - einer der Felsformationen entlang der Great Ocean Road.
Der „Arch“ – einer der Felsformationen entlang der Great Ocean Road.

Auf dem Weg zur Küste haben wir in einem Nest Station gemacht: Mount Gambier. Es war der 9. November – mit Spannung haben wir gewartet, was die Auszählung der amerikanischen Präsidentschaftswahl am Tag zuvor gebracht hat. Durch den Zeitunterschied mussten wir bis zum Nachmittag des nächsten Tages warten. Nicht nur wir waren neugierig, in jedem Hotel, in jeder Gemeinschaftshalle der Provinzstadt hatten sich Bewohner versammelt und haben die Verkündung der Ergebnisse im Fernsehen verfolgt.

Die "Twelve apostels" sind eins der Highlights der Südküste. Ich war allerdings etwas genervt von den Menschenmassen, die das Erlebnis deutlich schmälern. Die Felsen an sich sind durchaus beeindruckend.
Die „Twelve apostels“ sind eins der Highlights der Südküste. Ich war allerdings etwas genervt von den Menschenmassen, die das Erlebnis deutlich schmälern. Die Felsen an sich sind durchaus beeindruckend.

Dass ich die Wahl Donald Trumps zum Präsidenten für eine Katastrophe halte, verhehle ich nicht. Dieser Mann vereint ungefähr alles, was ich an Einstellungen verabscheue: Er wettert gegen Migranten, würdigt Frauen herab, denkt in kleinkarierten nationalistischen Strukturen, ist autoritär-patriarchalisch, selbst Nanospuren an humanistischem Weltbild lässt er missen.

Nichts von dem, was er gesagt oder als Wahlprogramm angeboten hat, hat mich in irgendeiner Form angesprochen – aber offensichtlich genügend Amerikaner, sodass sie ihn, obwohl Hillary Clinton rein rechnerisch mehr Stimmen geholt hat, zum mächtigsten Mann der Welt gemacht haben. Ein Rückschritt in meinen Augen. Aber so funktioniert Demokratie und das muss man akzeptieren. Nach dem ersten Schock, den scheinbar alle Welt hat, bin ich sehr gespannt, wie es nun weitergehen wird.

Ozean und Outback – zwei unterschiedliche Facetten der australischen Landschaft

Die Great Ocean Road war das absolute Kontrastprogramm zu den Flinders Ranges. Diese Mountain Ranges, gewaltige Bergketten circa 400 Kilometer nördlich von Adelaide, sind die Grenze zum Outback. Dahinter kommt nur noch Coober Pedy und als Zentrum des Outback der Ayers Rock – das dauert allerdings, bis man dort ankommt, die Entfernungen in Australien sind nicht zu unterschätzen.

Und hier noch die Twelve apostels, diesmal in schwarz-weiß.
Und hier noch die Twelve apostels, diesmal in schwarz-weiß.

Aber auch bereits in den Flinders Ranges kann man schon die rötliche Erde sehen und die knochentrockene Vegetation, ob harte und raue Gräser, dürrer Boden und geduckte Büsche und Bäume, die mit wenig Wasser auskommen müssen. Die Creeks, die Flussbette, sind die meiste Zeit des Jahres ausgetrocknet. Doch wehe, es kommt tatsächlich mal Regen, dann treten die schnell über die Ufer und verwandeln sich in reißende Ströme.

Der Aussie-Style: Entspannt, freundlich, offen

In den Flinders Ranges sind wir eine Woche lang gewandert, durch faszinierende Felslandschaften, die je nach Tageszeit und Sonnenstand ihre Farbe wechseln. Mal rötlich-braun in der Mittagshitze, dann wieder in rosa und warmes Sandelholz getaucht bei Sonnenuntergang. Wir haben ein Ferienhäuschen von Geoff gemietet, einem waschechten Aussie-Sheep-Farmer mit ordentlichem Akzent. Ich hab nur die Hälfte verstanden, von dem, was er gesagt hat :).

Die gewaltigen Bergketten der Flinders Ranges erheben sich über der trockenen australischen Steppe, mehrere hundert Kilometer im Landesinneren. Je nach Sonnenstand und Licht verändern sie ihre Farbe.
Die gewaltigen Bergketten der Flinders Ranges erheben sich über der trockenen australischen Steppe, mehrere hundert Kilometer im Landesinneren. Je nach Sonnenstand und Licht verändern sie ihre Farbe.

Rau, aber super freundlich sind die Menschen dort – und extrem unkompliziert. „No worries“ sagen sie nicht nur, sie meinen es auch. Diese super lockere, unkomplizierte Einstellung so vieler Australier zum Leben, zum Alltag, zu allen Problemen hat mich echt beeindruckt. Obwohl die Menschen bestimmt genauso viele Sorgen und Nöte haben wie anderswo, nehmen sie es anscheinend leichter. Wozu sich unnötig Gedanken machen, das Leben ist hart genug, dann muss man es nicht noch verkomplizieren. Herrlich. Davon könnten sich die Deutschen echtmal eine Scheibe abschneiden. Die Kölner kommen dem noch am nächsten mit ihrem „Et hätt noch immer jot jegange“!

Endlose Straßen, auch das ist Australien. Die unglaublichen Ausmaße dieses Landes habe ich anfangs unterschätzt.
Endlose Straßen, auch das ist Australien. Die unglaublichen Ausmaße dieses Landes habe ich anfangs unterschätzt.

Auf jeden Fall machen:

  • Mal raus und abseits der großen Städte fahren. Die schnurgeraden Straßen, die sie scheinbar endlos durch die Landschaft schlängeln, sind beeindruckend.
  • Ausnahmsweise etwas früher aufstehen, denn Kängurus verkriechen sich bei der Mittagshitze gerne im Schatten. Morgens und abends hat man bessere Chancen, mal das eine oder andere „Roo“ davonhüppeln zu sehen.
  • Sternenhimmel im Outback anschauen: Es gibt keine Lichtverschmutzung und bei klarem Wetter spannt sich die Sternenkuppel über das komplette Himmelsgewölbe, ohne Worte! So einen klaren, schönen Sternenhimmel habe ich bislang nur in der Mongolei in der Wüste Gobi und im Kaukasus in Aserbaidschan gesehen.
  • Nahe Adelaide gibt es zwei bekannte Weinanbaugebiete: Das Barossa Valley und Clare Valley. Gerade zweiteres ist super klein, aber sehr süß. Unbedingt irgendwohalten und einen guten Wein trinken, alle paar Meter gibt es einen wine cellar mit Ausschank. Wer da nicht fündig wird…

Auf keinen Fall machen:

  • Auf der Straße rasen! Abgesehen davon, dass man sich erstmal an den Linksverkehr gewöhnen muss, sind genügend Straßen in schlechtem Zustand, sodass man man mit dem einen oder anderen holprigen Loch rechnen muss. Und man muss höllisch auf Tiere aufpassen: Eidechsen sonnen sich auf dem warmen Asphalt, Emus kreuzen die Straße, Vögel picken Heuschrecken auf. Kängurus trifft es besonders häufig: So viele tote Tiere säumen die Straßen, echt traurig. Besonders in der Dunkelheit werden sie überfahren, also bloß weg vom Gas!

 

 

 

In 67 Tagen um die Welt: Wie alles begann

In fünf Tagen sitze ich im Flieger nach Hongkong. Wunderbare 9 einhalb Wochen Freiheit, Urlaub und Natur liegen vor mir. Ich werde Australien mit seiner roten Erde entdecken, in Neuseeland durch die Fjorde wandern und in Chile das wilde Patagonien erforschen. Wie es zu der Reise kam? Lest selbst.

Zwei Jahre Volontariat liegen hinter mir. Ich hatte mir vor einigen Jahren in den Kopf gesetzt, die klassische Journalistenausbildung zu durchlaufen und habe eins der begehrten Volos ergattert. In den hinter mir liegenden 24 Monaten hat mich die Rhein-Zeitung in Koblenz zur Redakteurin ausgebildet. Eine Zeit, die mich geprägt hat, in der ich nicht nur viel über Journalismus, sondern auch über mich gelernt habe. In den zwei Jahren ist aber auch der Wunsch gereift, länger zu reisen. Im Studium hatte ich irgendwie nie Geld, hatte auch keinen, mit dem ich hätte gemeinsam unterwegs sein können. Jetzt ist Geld und mit meinem Freund auch der perfekte Reisepartner da. Und da ja das Ende des Volontariats abzusehen war, haben wir früh angefangen zu planen.

Sehnsuchtsort Patagonien

Mein Freund und ich träumen schon seit Langem von Patagonien. Ich erinnere mich, dass ich mal als Kind ein Buch gelesen habe, in dem ein Junge mit seinem Hund durch Patagonien fährt. Wahrscheinlich werfe ich die Story im Nachhinein total durcheinander. Ich weiß heute nur, dass meine kindliche Fantasie beim Lesen auf Hochtouren lief. Eines Tages werde ich dieses gelobte Land mit eigenen Augen sehen.

Aber natürlich kommt am Ende nie das heraus, was man anfangs angedacht hatte. Zuerst wollten wir eine große Südamerikatour machen, dann hat mein Freund den Job gewechselt und konnte nicht mehr als die üblichen drei Wochen Jahresurlaub nehmen – auf einmal stand die ganze Reise auf der Kippe. Mann, war ich enttäuscht! Aus zwei bis drei Monaten Südamerika sollte auf einmal nur drei Wochen Chile werden? Selbst, wenn mit der Trekkingtour in Patagonien ein Kindheitstraum in Erfüllung geht, war für mich von Anfang an klar: Dabei wird es nicht bleiben. Ich hatte mich in den Gedanken festgebissen, mal länger und weiter weg zu fahren. Raus zu kommen aus dem Alltag, komplett weg und nicht nach zwei, drei Wochen wieder am Schreibtisch sitzen zu müssen. Ich wollte mehr von der Welt sehen.

Das Länderoulette beginnt

Welche Alternativen hatte ich? Einen großen Teil der Reise werde ich ja alleine zurücklegen müssen. Urlaub in Peru auf einer Ökofarm? Gruppenreise nach Costa Rica? Oder doch einfach mit meiner Schwester nach Italien? Diverse Pläne schwirrten mir durch den Kopf, bis mein Freund auf die Idee kam: „Sag mal, warum fährst du nicht nach Australien? Dann kommst du von der anderen Seite und wir treffen uns in Chile.“

Erster Eindruck: Hmmmm, geht so. Hat mich ehrlicherweise nicht vom Tisch gehauen. Australien: Reizt mich das? Ich erinnere mich an eine Zeit (ich muss so 13, 14 Jahre alt gewesen sein), da hab ich mich für diesen Kontinent interessiert, habe Bücher über die Traumzeit der Ureinwohner gelesen und mir die Aborigines vorgestellt, wie sie früher über die heiße Erde gelaufen sind und eins mit der Natur waren. Doch dann fingen einige Mitschülerinnen an, dieses Land als ihren Sehnsuchtsort zu hypen und irgendwie habe ich daraufhin die Lust verloren. Auch im Studium konnte ich dem Gedanken, dort ein Auslandssemester zu verbringen – was gefühlt jede/r Zweite vorhatte – nicht viel abgewinnen. Australien war für mich da, wo alle hinfahren. So etwas schreckt mich ab, was man auch ein wenig an der Wahl meiner Reiseziele der letzten Jahre sieht: Mongolei und Aserbaidschan sind keine klassischen Touri-Länder. Genau solche Regionen reizen mich allerdings total.

In 67 Tagen einmal komplett um den Globus

Daher war ich zuerst skeptisch, aber als ich mich mit dem Land intensiver auseinandersetzte, wusste ich: Das ist die perfekte Ergänzung zu Chile. Die rote Erde im Outback, die Südküste mit der Great Ocean Road und ja, ich will am Hafen in Sydney stehen und genau das Foto schießen, was jeder Tourist von dort mit nach Hause nimmt. Dazu Neuseeland mit seinen Fjordregionen und der rauen Natur – ist ja quasi alles um die Ecke. Und wenn man schonmal umsteigen muss, dann kann man ja auch noch paar Tage Asien mitnehmen. So habe ich mir das perfekte Paket geschnürt und starte in China zu 9-einhalb-Wochen-um-die-Welt. Und siehe da, das Schicksal meint es gut mit mir: Mein Freund kann sich jetzt doch eine längere Auszeit nehmen und wir machen die Tour zusammen. Also dann, auf geht es! Erster Stop: Hongkong.

Bergische Streifzüge: Wie steinreich Lindlar wirklich ist

Tour Nummer 8 der Bergischen Streifzüge führt um Lindlar herum. Die Leute, die dort leben, sind steinreich – im wahrsten Sinne des Wortes. Den Reichtum an Steinen und die Geschichte der teilweise immer noch betriebenen Steinbrüche kann man auf dem Steinhauerpfad entdecken.

„Der ist weg vom Fenster“ – wer hätte gedacht, dass das Sprichwort aus dem Bergbau kommt? Das Abschlagen der Steine aus den Steinbrüchen führte im 19. Jahrhundert bei den Arbeitern zur so genannten Staublunge. Der Staub und kleine Teilchen hatten sich an der Lunge abgelagert. Husten und Atemnot war das Los vieler Arbeiter. Waren sie erkrankt, saßen sie immer am Fenster, da sie dort gut Luft bekamen. Wurde einer dort nicht mehr gesichtet – war er mit Sicherheit tot.

Wer sich mit der Lindlarer Geschichte und ihrer Verbindung zum Naturgut Stein beschäftigen will, ist beim Rundweg gut aufgehoben. Auf 6,2 Kilometern geht es durch den Ort mit seinem schönen alten Zentrum, gesäumt von Fachwerkhäusern und den mit Schindeln bedeckten Häusern. Drei noch aktiv betriebene Steinbrüche kann man sich während der Tour anschauen – und über Größe und Ausmaße staunen. Ein Steinbruch hat was von einem Wimmelbild: Überall entdeckt man was. Arbeiter, Bagger, Wasserbecken, Pflanzen, die sich an den Hängen ihr Territorium zurückgeholt haben.

Weiter Blick ins Bergische Land hinein.
Weiter Blick ins Bergische Land hinein.

Wie es aussieht, wenn sich die Natur einen kompletten stillgelegten Steinbruch zurückerobert, kann man auf der Tour auch sehen. Regelrecht verwunschen wirkt der überwucherte Steinbruch, teilweise gar nicht von normalem Wald zu unterscheiden. An den Seiten kann man allerdings noch die Zugänge sehen, über die die Arbeiter früher mit Schubkarren die kostbare Fracht abtransportiert haben. Doch Bäume, Sträucher, Moos und Wasser haben sich wieder breit gemacht und eine neue Haut über die alte Wunde wachsen lassen, die jahrelang dort klaffte – von Menschenhand zugefügt.

Ein weiteres Highlight: Überreste eines ehemaligen Arbeiterhäuschens aus dem 19. Jahrhundert. Die Arbeiter wollten und mussten nahe zum Bruch leben. Die Umrisse zeigen auf, dass einem Arbeiter mit seiner mehrköpfigen Familie nicht viel mehr als 15 Quadratmeter Wohnfläche zustanden. Und dann wurden die Arbeiter durch besagte Staubunge häufig nicht älter als 45 Jahre alt. Ein entbehrungsreiches Leben, das dennoch viele Menschen anzog, Arbeiter aus Frankreich und der Eifel haben auch in den Lindlarer Steinbrüchen geschuftet.

Mehr Infos zu den Bergischen Streifzügen gibt es auf der Seite Bergisches Wanderland.

Streifzug Nummer 7 führt von Kürten ins Bergische Land: Der Mühlenweg ist ebenfalls wunderschön!

Die West Highlands: Schottland von seiner schönsten Seite

Wer den hohen Norden der britischen Insel entdecken will, ist in den West Highlands genau richtig. Berge und Meer: Was will man mehr? Zu Besuch in Oban, dem Tor zu den Südlichen Hebriden.

Der Zug gewinnt an Fahrt, und an Höhe. Links aus dem Fenster glitzert Loch Lomond in der Sonne. Rechts leuchtet gelber Ginster vor dem tiefblauen schottischen Sommerhimmel. Rätätätä, macht der Zug. Wäre das eine Melodie, hätte der oder die Komponist/in auf der letzten Note einen Akzent gesetzt, um sie zu betonen. Jetzt, wo es langsam Richtung Highlands geht, kommt der Zug ins Schwitzen. Woran man übrigens erkennt, dass man in einem britischen Zug sitzt? Es gibt Porridge „to go“.

Schafe auf Kerrera
Schafe auf Kerrera

Knapp 4 Stunden dauert die Fahrt von Edinburgh nach Oban an der Westküste Schottlands. Einmal muss man quer durchs Land. Und es lohnt sich! Oban ist das Tor zu den Inseln der „Southern Inner Hebrides“. Im Minutentakt setzen die Fähren ab, Richtung Mull, Lismore oder zu den entfernteren Inseln Coll und Tiree oder sogar nach South Uist. Sie alle müssen durch den „Sound of Mull“.

Viele Inseln haben eins gemeinsam: Die zahlreichsten Bewohner sind – Schafe. Sie scheinen jeden Quadratmeter zu bevölkern, tauchen aus tiefem Gras auf, beäugen einen misstrauisch oder blöken sich gegenseitig etwas zu. Ginster, Iris und wilde kleine Orchideen runden das idyllische Bild ab. Es ist Juni. Seit drei Wochen hat es hier in Westschottland an der Küste kaum geregnet, die Einheimischen können es nicht fassen. Während Mitteleuropa mit Fluten zu kämpfen hat und Gewitter über das Festland ziehen, scheint der Norden Großbritanniens ein Hort an Lieblichkeit.

Im Gebirge herrschen eigene Wettergesetze

Aber Schottland kann auch anders. So schön es sich an der Küste zeigt, so rau und wirsch offenbaren sich die Berge dem/r Wanderer/in. Wolkenberge türmen sich innerhalb von Minuten auf, schon erscheint der erste Blitz am Horizont. Und schon bald prasselt der Regen nieder. Das Wetter in den Highlands ist unberechenbar, die Berge haben ihr eigenes Klima. Dort kann man immer von Gewitter oder Sturm überrascht werden. Und es sterben immer noch Kletterer, wie kürzlich in Glen Coe.

Ein verlassener Stall auf der Insel Lismore.
Ein verlassener Stall auf der Insel Lismore.

Meine Tour startet in Dalmally, einem kleinen Ort am Fuße der Highlands. Eine Häuserreihe schmiegt sich um den Bahnhof, im Hintergrund ragen die Berge empor. Jedes zweite Haus ist „to let“, zu verkaufen. Hier möchte kaum jemand freiwillig wohnen. Einige Schulkinder kommen mit einem Sonderzug aus Oban an.

Der Fahrer des Schulbusses, der gleichzeitig auch Elektriker für die Gemeindeverwaltung ist, wartet geduldig auf ihre Ankunft. Er macht seinen Job als Schulbusfahrer aber gerne zusätzlich: „It’s always a good laugh“ mit den Kindern, meint er grinsend. Er kann es irgendwie nachvollziehen, dass so viele Menschen wegziehen. Lediglich einen kleinen Supermarkt gebe es hier, erklärt er. Für alles andere muss man weiter weg.

Gedenkstätte an ein Mitglied des McLean-Clans in den Highlands.
Gedenkstätte an ein Mitglied des McLean-Clans in den Highlands.

Dabei war Dalmally einmal ein bedeutender Ort. Hier war Endstation der Zugstrecke von Edinburgh. 1877 eröffnet, mauserte es sich zu einem Touristenhotspot. Früher. Akribisch listet eine Chronik Daten und Ereignisse auf. „1909: Dalmally is thriving, it even has got its own jewellery shop“, heißt es stolz. Auch die Namen der Bahnhofsvorsteher sind detailliert notiert. Man erfährt, dass 1931 Peter Gow Dalmally verlassen hat, John Walker wurde sein Nachfolger. Auch die Zeitungen haben über den Ort berichtet. 14th May 1927: „A traveller dies smoking in the waiting room“, berichtet die Zeitung. Doch die Zugstrecke wurde nach Oban verlängert, seit dem versinkt Dalmally in Bedeutungslosigkeit.

Die Lochs, die Seen, sind glasklar und azurblau.
Die Lochs, die Seen, sind glasklar und azurblau.

Mittlerweile ist Oban das Zentrum der Region. Und punktet mit einer der beiden letzten Destillerien in den West Highlands. Wer live erleben will, wie Single Malt Whisky hergestellt wird, ist hier am richtigen Fleck. Und sowieso: Verhungern und verdursten kann man in Schottland nicht. Auch wenn die Rafinesse des Essens durchaus in Frage gestellt werden kann. Burger und Pommes, mit deren Verzehr man gleichzeitig einen halben Liter Speiseöl zu sich nimmt, ist nur ein Beispiel, das das Klischee durchaus bestätigt, dass man nach Großbritannien nicht der kulinaischen Genüsse wegen kommt.

Eins aber können die Schotten wie die Engländer auch: Sweets! Ob die klassischen Scones mit getrockneten Früchten, Marmelade und Sahne, Gebäck oder Nougathäppchen. Wer gerne Nachtisch isst, kommt hier auf seine Kosten. Enjoy!

Tea and scones gehen immer!
Tea and scones gehen immer!

Grüne, saftige Wiesen gibt es ebenfalls in Irland. Dort war ich vor einigen Jahren, bin über Dublin und Limerick nach Galway gereist. Wonderful!

Der Berg ruft

Der Aufstieg auf Spaniens höchsten Berg auf Teneriffa ist mühsam und gefährlich: die Höhenkrankheit erwischt unachtsame Wanderer. Belohnt wird man auf dem Pico del Teide mit einem grandiosen Sonnenaufgang.

5 Uhr morgens, das Thermometer kommt kaum über 0 Grad: Auf der Berghütte klingelt der Wecker. Ein Pulk an Wanderern schält sich aus den Betten. Funktions-T-shirt an, Wanderhose drübergezogen. Die ersten fangen an zu frühstücken, es gibt Tee und belegte Brote, während die Langschläfer noch die letzten Sekunden in den Jugendherbergszimmer auskosten. Die Nacht war rau auf Spaniens höchstem Gipfel, dem Teide. 3718 Meter ragt der Vulkan von der kanarischen Insel Teneriffa empor – Wahrzeichen der Tinerfenos, wie sich die Einwohner der 2034 Quadratkilometer großen Insel nennen.

Teneriffa gilt als Kontinent im Kleinen: von Urwald über Strand bis hin zu trockenen Halbwüsten, sodass man sich in die Weiten Arizonas oder Nevadas versetzt fühlt. Und eben auch Hochgebirge. Wer den Teide besteigen möchte, muss früh aufstehen. Eine Wanderroute führt die Ostflanke des Giganten hinauf, auf 3200 Meter Höhe kann man im Refugio Altavista, in einer Berghütte, übernachten. Am nächsten Morgen steht man frühzeitig auf, um pünktlich beim Sonnenaufgang auf dem Gipfel zu stehen.

Wer den Pico del Teide zu Fuß erklimmen möchte, sollte gut zu Fuß sein.
Wer den Pico del Teide zu Fuß erklimmen möchte, sollte gut zu Fuß sein.

Steine und Landschaften wie von einer anderen Welt

Wer die Hütte erreicht, ist schonmal weit gekommen. Derjenige hat rote erstarrte Lavaerde durchquert, die genausogut von Bildern der Nasa vom Mars stammen könnte. Er ist an den Eiern des Teide vorbeigestapft, tonnenschwere schwarze Magmakugeln, die der Vulkan bei seinen Ausbrüchen (der letzte im Teide-Massiv fand Anfang des 20. Jahrhunderts statt) kilometerweit geschleudert hat. Er hat den beschwerlichen Aufstieg vorbei an vertrockneten Hölzern und den ersten Eisfeldern geschafft, bis er mit den letzten Sonnenstrahlen auf der Hütte ankommt.

Mit einem Durcheinander der verschiedensten Sprachen wird man begrüßt: Deutsch, polnisch, französisch, englisch, spanisch. Man weiß gar nicht, wie man sein Gegenüber ansprechen soll: „Holá“ ist auf jeden Fall nicht falsch. Die Wanderer drängen sich dicht an dicht in der Küche. Draußen ist die Temperatur auf knapp über Null Grad gesunken, drinnen möchte sich jeder mit einem heißen Tee oder eine Suppe aufwärmen. Im Gegensatz zu anderen Berghütten wie beispielsweise in den Alpen sind die Zimmer beheizt und es gibt richtige Bettdecken statt nur dünner Schlafsäcke.

Schwarze Lavabrocken und bizarre Felsenformationen begleiten den Wanderer auf den 3700 Meter hohen Gipfel.
Schwarze Lavabrocken und bizarre Felsenformationen begleiten den Wanderer auf den 3700 Meter hohen Gipfel.

Höhenkrankheit als ständige Gefahr

Der Wecker reißt einen aus dem unruhigen Schlaf: Auf 3200 Meter kriegen die ersten Wanderer Kopfschmerzen, die Höhe macht sich bemerkbar. Ausgestattet mit Stirnlampen machen sich die Abenteuerlustigen kurz nach 5 Uhr morgens auf den Weg zum Gipfel. Es ist noch stockdunkel, doch der Mond leuchtet in der sternenklaren Nacht auch denjenigen den Weg, die ohne Lampe loslaufen. Schnell lässt man die Hütte hinter sich. Vor einem schrauben sich die Wanderer wie Glühwürmchen den felsigen Steig hinauf. In der Ferne im Tal sieht man das Konglomerat der Hauptstadt Santa Cruz de Tenerife glitzern. Man fühlt sich wie in einer anderen Welt: Unten das flackernde Leben, oben eingefrorene Zeit: Kein Geräusch ist zu hören, man stapft vorbei an Eisfeldern, der Mond bescheint schwarze Lavaformationen und sorgt für ein unwirkliches Gefühl: „Gehe ich hier wirklich entlang oder träume ich das?“ Am östlichen Horizont erkennt man im Dunst die Nachbarinsel Gran Canaria, aus dieser Richtung erkennt man auch erste Anzeichen der Dämmerung: Blaue Schlieren, die sich vom Dunkel des Nachthimmels absetzen. Bald verblassen die Sterne, von Marine- bis Azurblau wechselt der Himmel über den Kanaren seine Farbe. Und dann: Mit einem Reigen an rosavioletten Pastellfarben geht die Sonne auf und vertreibt das surreale Gefühl der Nacht.

Die Anstrengung fällt ab, was jetzt zählt ist: Der Abstieg – und endlich ordentlich frühstücken.

Der Teide: Spaniens höchster Berg mit knapp 3700 Metern.
Der Teide: Spaniens höchster Berg mit knapp 3700 Metern.

Wo Banane auf Urwald trifft

Bananenplantagen satt und ein geheimnisvoller jahrmillionenalter Urwald: Das ist La Gomera, die eher unbekannte kleine Schwester von Teneriffa, der wohl beliebtesten der kanarischen Inseln. Touristen gibt es hier nicht so viele wie auf ihrer Schwesterinsel: Beide Eilande haben aber ihren ganz eigenen Reiz.

Inseln des ewigen Frühlings werden die Kanaren genannt: Mehrere tausend sonnenhungrige Touristen fliehen alljährlich in den Wintermonaten vom europäischen Festland auf die nur wenige hundert Kilometer vor der marokkanischen Küste gelegenen Inseln. Dort herrschen zumeist um die 20 Grad. Doch zu früh im Jahr sollte man sich nicht auf den viereinhalbstündigen Flug machen: Auch auf den Kanaren kann es empfindlich frisch werden. Die wichtigste meteorologische Erkenntnis: Die Inseln besitzen ausgeprägte Mikroklimata. Ist es in einem Tal sonnig und warm, kann es um die nächste Kurve schon bewölkt und neblig sein.

Der Lorbeerwald auf La Gomera. Vor der letzten Eiszeit bedeckte er weite Flächen Mitteleuropas.
Der Lorbeerwald auf La Gomera. Vor der letzten Eiszeit bedeckte er weite Flächen Mitteleuropas.

Der Lorbeerwald: Letzter Zeuge des voreiszeitlichen Klimas in Europa

Besonders auf La Gomera lässt sich dieses Phänomen beobachten: Auf dem Hochplateau wächst der Lorbeerwald, ein urwüchsiger feuchter Wald, der vor Jahrmillionen weite Teile des europäischen Festlands bedeckte –  und dann der Eiszeit weichen musste. Nur auf den Kanarischen Inseln hat er überlebt. Dieser Lorbeerwald braucht es kühl und feucht, das ganze Jahr über ist das Plateau in Nebel gehüllt. Fährt man die kurvenreiche Straße von der Westküste Richtung Nationalpark Garajonay, so fühlt man sich innerhalb von wenigen Minuten vom Sommer in einen trüben Novembertag versetzt: Bäume ragen aus dem milchigen Weiß heraus, Nebelschwaden ziehen das Plateau entlang. Nach einigen Kilometern ist das Schauspiel vorbei und man ist wieder im Tal: Wo den Besucher ein völlig anderes Klima erwartet. Da das Klima auf La Gomera das ganze Jahr über gemäßigt ist, gedeihen Bananen hier besonders gut. Viele Städte wie Vallehermoso im Nordwesten beispielsweise waren in der Vergangenheit vom Export der empfindlichen Ware abhängig. Dort wurde extra ein Hafen gebaut, um die Frucht so frisch wie möglich aufs spanische Festland zu exportieren. Irgendwann rentierte sich der Betrieb nicht mehr, wie so vieles auf den Kanaren verfiel das Gebäude und bleibt als stummer Zeuge einer vergangenen Zeit zurück.

Bananenplantagen, soweit das Auge reicht
Bananenplantagen, soweit das Auge reicht

Teneriffa als größte der sieben kanarischen Inseln

Touristen gibt es auf La Gomera nicht viele: Es kommen nur diejenigen her, die wandern wollen. Teneriffa ist eindeutig massentauglicher: Der Süden bietet viel Sonne und Strand. Wer sich auch hier wandertechnisch bewegen möchte, sollte den Norden wählen: Es ist grüner, aber auch regenreicher und kühler. Anaga- und Tenogebirge verheißen stramme Waden. Im Norden gibt es nicht so viele Touristenhochburgen, hier entdeckt man eher das Leben der Einheimischen: Vom Kanarischen Karneval bis zum Leben in der Hauptstadt Santa Cruz de Tenerife. Die lebendige 220.000-Einwohner-Stadt präsentiert sich mit guten Einkaufsmöglichkeiten, einer Hafenpromenade und vielen kleinen Cafés. Rasten kann man im Parque Municipal García Sanabria, wo Bananen- und Orangenbäume neben Kakteen und Hibiskus blühen. Sechs Hektar ist er groß und nach einem früheren Bürgermeister von Santa Cruz benannt. Übrigens war die Hauptstadt Teneriffas auch Ausgangspunkt eines unrühmlichen Kapitels der spanischen Geschichte. Nach Santa Cruz war General Franco 1936 verbannt worden. Hier bereitete er seinen Staatsstreich vor. Erst vor wenigen Jahren wurde die große Straße, die die Stadt durchzieht, die Rambla de Franco, in Rambla de Santa Cruz umbenannt.

Hibiskus blüht in gelb und rot
Hibiskus blüht in gelb und rot

Fast egal, wo man sich auf Teneriffa befindet, einen hat man fast immer im Blick: Den Pico del Teide. Spaniens höchster Berg ragt mit 3700 Metern inmitten der Insel hervor und erinnert jeden Besucher und einheimischen Tinerfeno an das, was das Eiland ursprünglich ist: Eine Vulkaninsel.

Der Teide kann man bei klarer Sicht sogar von der Nachbarinsel La Gomera aus erkennen.
Den Teide kann man bei klarer Sicht sogar von der Nachbarinsel La Gomera aus erkennen.

Schlafender Riese in der Eifel: Der Laacher See

Der Laacher See nahe Mendig in der Vordereifel – ein Kleinod inmitten von Hügeln und Wäldern. Gut zwei Kilometer breit und drei Kilometer lang ruht er in einem alten Vulkankegel, an ihm lässt sich die geologische Geschichte der Vergangenheit anschaulich erzählen.

Der Laacher  See in der Abenddämmerung
Der Laacher See in der Abenddämmerung

Doch von seiner bewegten Vergangenheit lässt der See erst einmal nichts erahnen, wenn man sich ihm nähert. Sanft schlagen die Wellen ans Ufer, das Schilf wiegt sich im Wind, Wanderer und Spaziergänger umrunden den See. Das Benediktinerkloster Maria Laach ragt neben dem See  versetzt in die Höhe, 1093 gründete der Pfalzgraf Heinrich der Zweite von Laach („laach“ kommt von lateinisch „lacus“: Der See) das Kloster. Im 19. Jahrhundert fiel die Abtei der Säkularisierung zum Opfer und wurde zum Gutshof, 1855 kamen die Mönche zurück. Heute leben noch gut 50 von ihnen am See und füllen eine der 60 benediktinischen Abteien Deutschlands mit Leben.

Der See ist ist in einem Vulkankegel (Maar-Caldera-Vulkan) entstanden, dessen Magmakammer einstürzte: Der entstandene Hohlraum füllte sich im Laufe der Jahre mit Grundwasser. Vor circa 11.000 bis 13.000 Jahren brach der Vulkan das letzte Mal aus. Noch heute steigen immer wieder Kohlenstoffdioxid-Blasen auf. Einige Wissenschaftler schließen darauf, dass der Vulkan noch nicht komplett erloschen ist. Andere sehen in diesen so genannten „Mofetten“ den Beleg, dass der Vulkan seinen letzten Atem aushaucht. Regelmäßig finden Messungen statt: Von einer akuten Bedrohung kann keine Rede sein: Der Laacher-See-Vulkan befindet sich im Dornröschenschlaf. Ob er überhaupt jemals noch einmal ausbrechen wird oder aber für immer ruht, kann niemand mit Gewissheit sagen.

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Traumwanderung an der Mosel

„Traumpfade“ heißt das Konzept in Rheinland-Pfalz, das die 26 schönsten Wanderwege an der Mosel, am Rhein und in der Eifel ausgezeichnet und ausgeschildert. Peu à peu kann man sich einer der schönsten Regionen Deutschlands erwandern. Gerade im Herbst sind die Weinanbaugebiete an der Mosel besonders eindrucksvoll.
Der Hatzenporter Laysteig führt an der Mosel entlang über Felder und Wälder ins Hinterland.

Wenn man das kleine Örtchen Hatzenport hinter sich lässt, gewinnt man schnell an Höhe, schon nach wenigen Minuten eröffnet sich ein wunderbarer Blick über die Mosel!

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Am Aussichtspunkt Rabenlay hat der Wanderer oder die Wanderin eine weitere Gelegenheit, den Moselblick zu genießen, dann biegt man vom Fluss weg. Der Blick schweift ins Moselhinterland: Ein Feld neben dem anderen, mal brachliegend, mal bepflanzt.

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Endlich kommt man auch einmal durch den Wald, im Schrumpftal passiert man das steilste und anstrengendste Teilstück des Wanderpfades. Das letzte Stück führt noch einmal durch Felder, bevor man am Ende wieder am Hang und durch Weinberge hinunter nach Hatzenport hinabsteigt.

Eine sehr sehenswerte und abwechslungsreiche Tour, Anstrengungsgrad: mittel. Man sollte aber trittfest und durchaus trainiert sein, die Runde dauert ungefähr fünf Stunden.

 

Wen das neugierig gemacht hat: Hier geht’s zur Beschreibung: http://www.traumpfade.info/traumpfade-rhein-mosel-eifel/mosel/hatzenporter-laysteig/.

Vive la Provence

Nicht nur seit Peter Mayles Reiseroman „Mein Jahr in der Provence“ ist die Region im Süden Frankreichs beliebtes Touristenziel. Pittoreske Dörfer, Lavendelfelder, Obstplantagen und ein warmes Klima machen die Provence zu einem der Sehnsuchtsorte schlechthin.

rseille, Hauptstadt der Region, mit der Kirche Notre-Dame-de-la-Garde
Marseille, Hauptstadt der Region, mit der Kirche Notre-Dame-de-la-Garde

Die Region hat es in sich: Vom kargen Kalksteingebirge über saftige Obstwiesen bis hin zu sumpfigen Seelandschaften bietet die Provence jede landschaftliche Variation. Marseille ist mit knapp 900.000 Einwohnern die größte Stadt der Region Provence-Alpes-Côte d’ Azur. In den Nachrichten macht sie eher negative Schlagzeilen: eine hohe (Jugend-) Arbeitslosenquote, ungelöste Integrationsprobleme bei den Migranten aus Afrika, vor allen Dingen aus dem Maghreb, und daraus resultierende Unruhen. Doch die Stadt hat durchaus Charme, wenn man erstmal über den absolut chaotischen Verkehr und den Dreck hinwegsieht. Ein schöner Hafen, kleine Gässchen und absolutes mediterranes Flair. Unbedingt machen: Zur Kirche Notre-Dame-de-la-Garde aufsteigen und den atemberaubenden Blick über die Stadt und das Meer genießen!

Der Lubéron: ein Geheimtipp unter Wanderern.
Der Lubéron: ein Geheimtipp unter Wanderern

Ein absolutes Highlight der Provence ist der Lubéron. Das Gebirge eignet sich zum wandern und klettern, man sieht wilden Thymian und an den Hängen Olivenbäume.

Provence: Viele Naturlandschaften auf kleinem Raum

Ein Traum sind die kleinen Dörfer in der Gegend: Häufig bestehen sie aus wenigen Häusern, die nach altem Baustil errichtet wurden (die „mas“, traditionelle Steinbauten). Gästezimmer und Gästehäuser gibt es in der Gegend genug. Gibt es etwas schöneres, als den Tag mit einem Tee oder Café au lait auf der Terrasse eines pittoresken Landhäuschens zu beginnen? Empfehlenswert ist das Städtchen Roussillon mit seinem Ocker: Hier wurde früher aus Ockersand die charakteristische gelbe Farbe gewonnen. Auch guten Wein gibt es mittlerweile in der Provence. War früher der Ruf der Winzer nicht der beste, gibt es heute viele kleinere Betriebe oder Genossenschaften, in denen sich Winzer zusammengeschlossen haben, die zu moderaten Preise tolle Weine produzieren.

Ein "mas", ein typisches provencalisches Steinhaus
Ein „mas“, ein typisches provencalisches Steinhaus

Wen es nach der Gebirgsluft wieder ans Wasser zieht, sollte in der Camargue vorbeischauen: Da kann man das kühle Nass sowohl in Form des Meeres wie auch in Form einer ausgedehnten Seenplatte genießen. Das flache Terrain lädt zum spazieren ein und vom Seeufer aus kann man Flamingos beobachten, die nach Krebsen suchen.

Die Provence inspirierte berühmte Maler wie van Gogh und Cézanne

Am Strand von Saintes-Maries-de-la-Mer (das berühmte Gemälde von Vincent van Gogh zeigt die Segelboote) kann man gut baden, das Städtchen an sich ist von Touristen hoffnungslos überschwemmt. Trotzdem ist es einen Besuch wert, dort fühlt und sieht man, dass Spanien gar nicht mal so weit weg ist. Wer van-Gogh-Fan ist, kann auch einen Abstecher nach Arles machen. Dort hat der niederländische Maler von 1888 bis 1889 gelebt. Eins seiner berühmtesten Gemälde, die Sonnenblumen, hat er dort gemalt. Auch die Sache mit dem Ohr (im Streit mit Gauguin schnitt sich van Gogh ein Stück seines rechten Ohrs ab) hat sich in Arles abgespielt. Doch abgesehen von einer netten Innenstadt bietet die Stadt nichts Spektakuläres.

Die Camargue: Dort kann man Flamingos entdecken
Die Camargue: Dort kann man Flamingos entdecken

Unbedingt machen: Einfach die Landschaft genießen mit den Obstplantagen, den wilden Kräutern und dem sonnigen Klima. Natürlich kann man sich auch mit Kräutern der Provence („herbes de Provence“) eindecken und mit Lavendelprodukten (wobei diese häufig nicht aus dem „echten“ Lavendel, lavandula angustifolia, hergestellt sind, sondern aus der ertragreicheren Hybridsorte Lavendin = lavandula latifolia). Auf jeden Fall auch abseits der Touristenströme wandeln und auch eine gute Reisezeit abpassen. Dies ist beispielsweise der Juni, denn im Juli und August haben die französischen Schulkinder Ferien und dann ist die Region überlaufen. Außerdem wird es im Sommer ordentlich heiß.

In der Provence kann man verwunschene kleine Dörfer entdecken - sie werden "villages perchés" genannt. Hier schlummert das verlassene Oppède-le-vieux vor sich hin.
In der Provence kann man verwunschene kleine Dörfer entdecken – sie werden „villages perchés“ genannt. Hier schlummert das verlassene Oppède-le-vieux vor sich hin.

Die grüne Insel

Irland ist ein Faszinosum. Die grüne Insel zieht Menschen magisch an, es pilgern ganze Scharen dorthin. Heinrich Böll hat 1957 ein „Irisches Tagebuch“ herausgebracht. Letztes Jahr habe ich mich dazu entschlossen habe, mit die saftigen grünen Wiesen selber anzuschauen.

Böll schreibt: „Als ich an Bord des Dampfers ging, sah ich, hörte und roch ich, dass ich eine Grenze überschritten hatte.“ Nun gut, meine Reise geht nicht übers Wasser, sondern durch die Luft. Bölls Erzählung ist ja nun auch schon über 50 Jahre her, so viel Nostalgie muss nicht sein. Eine Woche verbringe ich in Irland, zuerst drei Tage in Dublin, dann reise ich über Limerick an die Westküste und über Galyway wieder zurück nach Dublin.

Limerick, Irlands Prototyp einer "Arbeiterstadt"
Limerick, Irlands Prototyp einer „Arbeiterstadt“. Im Roman „Die Asche meiner Mutter“ von Frank McCourt kann man nachlesen, wie das Leben dort war.

Dublin – Epizentrum der irischen Kultur und Lebensfreude

Was soll man zu Irland Hauptstadt sagen? Bunt, quirlig, laut, toll! So viele bunte Pubs, rote Busse, farbige Schilder sieht man nirgendwo wie in Dublin. Dazu kommen die Menschenmassen: Irland hat die höchste Geburtenrate der EU, und das merkt man auch! Die Einkaufsstraßen sind voller kauflustiger Leute (Krise? Welche Krise?!), selbst an Sonntagen gehen die Iren einkaufen. Wobei man hier fair sein muss: Spuren der Krise kann man tatsächlich erkennen: Es gibt unheimlich viel Leerstand im Stadtbild, die „zu verkaufen“-Schilder sprechen eine deutliche Sprache.

 Mediterranes Ambiente im hohen Norden

Doch von solchen Umständen scheint sich das Völkchen nicht unterkriegen zu lassen: Abends wird in den Pubs gefeiert, in den Straßen wird Musik gemacht, spontan gesellen sich paar Jugendliche dazu und singen: Ein mediterranes Flair kommt auf, fast könnte man meinen, man sei in Italien oder Spanien. Aber nur fast, denn das Wetter ist in der Tat rau. Ich hatte Glück: Während meiner Reise hat es nur an zwei Tagen geregnet, dafür aber umso heftiger. Einmal hat es mich im wunderschönen Gebirge der Wicklow-Mountains erwischt. In der Nähe der Ruinen der Wohnstätten des heiligen Kevin aus dem sechsten Jahrhundert liegt der „Upper lake“ – profaner Name, dennoch wunderschön! (Und ja, es gibt auch einen „lower lake“).

Doch das Wetter im Gebirge kann schnell umschlagen: Innerhalb von wenigen Minuten türmen sich Wolken zusammen und es schüttet wie aus Kübeln, da zeigt Irlands Natur, dass sie durchaus zu recht als „unbändig“ und „unberechenbar“ angesehen wird. Besonders empfehlenswert ist Howth, eine kleine Halbinsel im Nord-Osten von Dublin, mit der DART-Bahn eine knappe halbe Stunde entfernt. Schon ist man an der See und kann das süße Hafenstädtchen erkunden oder umrunden. Man kann direkt an den Klippen an der ganzen Halbinsel entlang gehen: Spektakuläre Ausblicke sind garantiert!

Alles, was mit Kunst & Kultur zu tun hat, findet man in Dublin: Diverse Museen und Kirchen laden ein, keltische bis viktorianische Jahrhunderte zu entdecken. Die Museen kosten sogar keinen Eintritt (echt toll, wobei….wie ist Irland noch mal in die Krise geraten?….). Weiter geht’s nach Limerick: Eine nette Innenstadt mit Burg, Fluss und einer Kirche, der Rest ist hässlich. Na, kein Wunder, Limerick ist bzw. war auch die klassische Arbeiterstadt. „Die Asche meiner Mutter“ erzählt von einer schwierigen irischen Kindheit in Limerick. Die Iren haben in ihrer Geschichte erlebt, was Not ist.

Die Halbinsel Howth im Nordosten von Dublin
Die Halbinsel Howth im Nordosten von Dublin

Die Küste

Es regnet. Und es ist windig. Und ungemütlich. So sieht das typisch irische Wetter an der Westküste aus: Kalte Atlantikwinde wehen einem oder einer Sprühregen ins Gesicht. Jetzt zahlt sich die Investition in eine wasser- und windabweisende Jacke aus (Ha, die 80 Euro waren doch nicht für die Katz! Ich hatte bei dem Preis kurzzeitig daran gezweifelt…). Hier findet man endlich ein bisschen mehr Ruhe als im überdrehten Dublin (aber es sind immer noch viele Touristen da, es gibt überall Touristen!). Aber hier kann man auch mal wandern, ohne auf Menschen zu stoßen. Eine raue, herbe, unwirtliche Landschaft, trotzdem einfach faszinierend: Wie sich die Wolken zusammenballen und wieder auflösen, wie sich das Meer den Winden beugt und wie knallbunte Blumen innerhalb der grünen Wiesen dem Wind trotzen.

Und es ist wirklich wahr: Irland ist grün! Grüne Wiesen, sobald das Auge reicht. Schafe, die zwischen Steinmauern grasen. So stellt man sich Irland wirklich vor und so findet man es auch noch abseits der Städte. Sehr zu empfehlen ist die karge Landschaft des Burren: Eine Steinlandschaft, geschaffen von der letzten Eiszeit, als das Eis die Steine zusammengepresst hat. Ähnelt dem, was man sich unter einer Mondlandschaft vorstellt, ist aber keineswegs öde oder langweilig, sondern erstaunend: teilweise sehen die Steine wie mit dem Lineal gezogen aus und man kann überall kleine Pflanzen zwischen den Steinen herausgucken sehen.

Zurück in der Zivilisation

Galway ist eine kleine, süße, bunte Stadt mit einem tollen Stadtmuseum und leckeren Cafés. Das ist die Erkenntnis von einem Tag in Galway, denn schon geht es zurück nach Dublin, wo ich in eine Tierschutz-Demo reinstolpere. Respekt, es gibt anscheinend Iren, die nicht nur ihre Zähne in etwas hineinschlagen wollen, das einmal gelebt hat. Ich bin beeindruckt! Aber VegetarierInnen können beruhigt sein: Es gibt genug nicht-fleischliches zu essen: gute Fritten, leckere Sandwiches und natürlich hat Alkohol auch Kalorien…

Morbider Charme in Glendalough - dem Ort der zwei Seenn
Verwitterte Grabsteine in den Wicklow Mountains – hier hat der heilige Kevin im 6. Jahrhundert gelebt.

Minus:

Leider sind alle schönen Ziele von Touristen überschwemmt, das war eine herbe Enttäuschung. Nichts von wegen Einsamkeit und Mystik – zumindest die Stellen, die in irgendeiner Weise in einem Reiseführer erwähnt werden, teilt man sich mit Familien mit kleinen, weinenden, zankenden Kindern, die natürlich noch mit dem Hund da sind, asiatischen Reisegruppen (ich hasse es, Klischees bestätigen zu müssen, aber die machen echt viele Fotos!) und Unmengen an Deutschen. Es ist unglaublich: Selbst im hintersten Kaff kann man noch Deutsche kennenlernen. Ja, es stimmt: Wir sind nicht nur Papst, wir sind auch Reiseweltmeister. Witzig, aber irgendwann nervt es auch, (gefühlt) an jeder Ecke auf deutsche Touristen zu treffen.

Plus:

Die Touristenhorden haben auch Vorteile: Es ist so leicht wie nie, mit fremden Leuten ins Gespräch zu kommen. Auch wenn man alleine reist, findet man immer jemanden, mit dem man sich unterhalten kann (zumindest wenn man häufig in Hostels unterwegs ist). Ich habe mich noch nie mit so vielen jungen Leuten aus so vielen verschiedenen Ländern unterhalten: Grandios!

Nicht verpassen:

Eigentlich völlig unnötig, das zu erwähnen, aber gutes irisches Bier trinken und dabei einigen TänzerInnen auf der Bühne zuzusehen, ist schon ein großer Genuss. Der irish dance erfordert viel Geschicklichkeit und Schnelligkeit und die irische Musik hat von tieftraurig-melancholisch bis fröhlich-ausgelassen alle Facetten!

Wer Irland mag, wird auch Schottland lieben! Hier geht es zu meinem Reisebericht zu meiner Wanderwoche in Oban.