Bananenplantagen satt und ein geheimnisvoller jahrmillionenalter Urwald: Das ist La Gomera, die eher unbekannte kleine Schwester von Teneriffa, der wohl beliebtesten der kanarischen Inseln. Touristen gibt es hier nicht so viele wie auf ihrer Schwesterinsel: Beide Eilande haben aber ihren ganz eigenen Reiz.
Inseln des ewigen Frühlings werden die Kanaren genannt: Mehrere tausend sonnenhungrige Touristen fliehen alljährlich in den Wintermonaten vom europäischen Festland auf die nur wenige hundert Kilometer vor der marokkanischen Küste gelegenen Inseln. Dort herrschen zumeist um die 20 Grad. Doch zu früh im Jahr sollte man sich nicht auf den viereinhalbstündigen Flug machen: Auch auf den Kanaren kann es empfindlich frisch werden. Die wichtigste meteorologische Erkenntnis: Die Inseln besitzen ausgeprägte Mikroklimata. Ist es in einem Tal sonnig und warm, kann es um die nächste Kurve schon bewölkt und neblig sein.
Der Lorbeerwald: Letzter Zeuge des voreiszeitlichen Klimas in Europa
Besonders auf La Gomera lässt sich dieses Phänomen beobachten: Auf dem Hochplateau wächst der Lorbeerwald, ein urwüchsiger feuchter Wald, der vor Jahrmillionen weite Teile des europäischen Festlands bedeckte – und dann der Eiszeit weichen musste. Nur auf den Kanarischen Inseln hat er überlebt. Dieser Lorbeerwald braucht es kühl und feucht, das ganze Jahr über ist das Plateau in Nebel gehüllt. Fährt man die kurvenreiche Straße von der Westküste Richtung Nationalpark Garajonay, so fühlt man sich innerhalb von wenigen Minuten vom Sommer in einen trüben Novembertag versetzt: Bäume ragen aus dem milchigen Weiß heraus, Nebelschwaden ziehen das Plateau entlang. Nach einigen Kilometern ist das Schauspiel vorbei und man ist wieder im Tal: Wo den Besucher ein völlig anderes Klima erwartet. Da das Klima auf La Gomera das ganze Jahr über gemäßigt ist, gedeihen Bananen hier besonders gut. Viele Städte wie Vallehermoso im Nordwesten beispielsweise waren in der Vergangenheit vom Export der empfindlichen Ware abhängig. Dort wurde extra ein Hafen gebaut, um die Frucht so frisch wie möglich aufs spanische Festland zu exportieren. Irgendwann rentierte sich der Betrieb nicht mehr, wie so vieles auf den Kanaren verfiel das Gebäude und bleibt als stummer Zeuge einer vergangenen Zeit zurück.
Teneriffa als größte der sieben kanarischen Inseln
Touristen gibt es auf La Gomera nicht viele: Es kommen nur diejenigen her, die wandern wollen. Teneriffa ist eindeutig massentauglicher: Der Süden bietet viel Sonne und Strand. Wer sich auch hier wandertechnisch bewegen möchte, sollte den Norden wählen: Es ist grüner, aber auch regenreicher und kühler. Anaga- und Tenogebirge verheißen stramme Waden. Im Norden gibt es nicht so viele Touristenhochburgen, hier entdeckt man eher das Leben der Einheimischen: Vom Kanarischen Karneval bis zum Leben in der Hauptstadt Santa Cruz de Tenerife. Die lebendige 220.000-Einwohner-Stadt präsentiert sich mit guten Einkaufsmöglichkeiten, einer Hafenpromenade und vielen kleinen Cafés. Rasten kann man im Parque Municipal García Sanabria, wo Bananen- und Orangenbäume neben Kakteen und Hibiskus blühen. Sechs Hektar ist er groß und nach einem früheren Bürgermeister von Santa Cruz benannt. Übrigens war die Hauptstadt Teneriffas auch Ausgangspunkt eines unrühmlichen Kapitels der spanischen Geschichte. Nach Santa Cruz war General Franco 1936 verbannt worden. Hier bereitete er seinen Staatsstreich vor. Erst vor wenigen Jahren wurde die große Straße, die die Stadt durchzieht, die Rambla de Franco, in Rambla de Santa Cruz umbenannt.
Fast egal, wo man sich auf Teneriffa befindet, einen hat man fast immer im Blick: Den Pico del Teide. Spaniens höchster Berg ragt mit 3700 Metern inmitten der Insel hervor und erinnert jeden Besucher und einheimischen Tinerfeno an das, was das Eiland ursprünglich ist: Eine Vulkaninsel.