Plastikfrei: Mein erstes Mal im Unverpacktladen Tante Olga

Das so genannte Klimaschutzpaket ist durch (lame! viel zu schwach und wirkungsfrei!), alle Welt redet von Greta Thunbergs Auftritt in New York bei den Vereinten Nationen, zero waste ist in aller Munde – höchste Zeit, dass ich mein plastikfreies Herz entdecke und einen der Unverpacktläden ausprobiere. Mir am nächsten ist Tante Olga in Köln-Nippes, bereits der zweite Ableger nach dem gleichnamigen Geschäft in Ehrenfeld.

Gerüstet mit acht Tupperdosen, zwei Baumwolltaschen und vier Plastiktüten in meinem großen Trekkingrucksack (ja, er eignet sich auch wunderbar zum Einkaufen und nicht nur zum Reisen), marschiere ich zu Tante Olga rein. Klar muss man bedenken: Die Tupperdosen und Tüten, die ich mitgebracht habe, sind aus Plastik – also 100 Prozent plastikfrei eingekauft habe ich nicht. Andererseits verwende ich sie ja immer wieder und schmeiße sie nicht nach einer Benutzung weg, also mache ich da einen grünen Haken dran.

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Der Laden ist gut sortiert: Rechts die Müsli-Zutaten, links Nudeln, Reis und Getreide, hinten die Kosmetika, die einen großen Bereich einnehmen. Ich lasse mir erklären, wie das Prinzip funktioniert (leere Box wiegen, Zutat einfüllen, fertig). Dazu gibt es ein Wägelchen, in das man alle seine Boxen hineinpacken und mit sich herumschieben kann.

Meine Tupperdosen warten auf Inhalt.
Tante Olga Unverpackt Köln Nippes

 

Zwei Kilo Vollkornspaghetti wandern in meine Tüte, eine Tupperdose voll mit Risotto, für meinen Müslimix stelle ich eine Kürbiskern-Hanfsamen-Mischung zusammen. Je mehr Zutaten man zusammenstellt, umso leichter geht es von der Hand. Dennoch verbringe ich fast eine Stunde in dem Laden. Es ist mühselig, ständig die leeren Boxen zu wiegen, Gewicht aufschreiben, Zutaten einfüllen, noch mehr wiegen, noch mehr Gewicht aufschreiben, noch mehr einfüllen…

Das Müsli - Zutaten - Angebot

Eher Veedelstreff denn Supermarkt

Ich merke spätestens an der Kasse: Ich bin die einzige, die einen halben Großeinkauf gemacht hat. Der Rest sind zwei Schülerinnen, die in homöopathischen Dosen paar Kekse und etwas Kosmetika kaufen, zwei Frauen, die kleine Portionen Haferflocken und Mehl im Einkaufskorb haben, ein Pärchen mit ebenfalls einigen wenigen Sachen. Dennoch ist Tante Olga gut besucht – und das an einem schnöden Werktag nachmittags. Eine gemütliche Ecke lädt zusätzlich zum Kaffeetrinken ein.

Schwierig ist der Platzmangel. Steht ein Kinderwagen drin, hat man sofort Probleme, mit seinem Wägelchen oder seinem Rucksack durchzukommen. Und man muss teilweise Angst haben, die Keramikdosen in den Regalen umzustoßen.

Die Auswahl ist auf trockene, gut portionierbare Waren beschränkt: Getreide, Mehl, Reise, Pasta, Haferflocken und weitere Müslizutaten, Nüsse, Hülsenfrüchte, Gewürze und Kosmetika wie Shampoo und Haarbalsam am Stück (es gibt sogar Kondome aus Bio-Kautschuk). Solche Produkte liegen auf der Hand, da man sie gut abfüllen und transportieren kann. Schade, dass Tante Olga keine frischen Lebensmittel im Sinne von Obst und Gemüse anbietet: Dort ließe sich auch viel Plastik einsparen. Aber hier will oder kann man dem Wochenmarkt vermutlich keine Konkurrenz machen. Und darüber hinaus bietet Tante Olga auch Hilfe für den plastikfreien Markteinkauf an: Man kann Netze, Taschen, Aufbewahrungsbehälter in Hülle und Fülle kaufen.

Nachdem ich meine Tupperdosen voll gemacht habe und mit meinem großen Einkauf die Schlange an der Kasse für zehn Minuten aufgehalten habe (sorry nochmal dafür 😉 ) fühlt sich mein Trekkingsrucksack tatsächlich an wie bei einer Wanderung. Auch, wenn ich es nicht ewig bis nach Hause habe: So ganz easy für jede Woche ist ein Einkauf in dem Nippeser Unverpacktladen für mich nicht. Dazu finde ich die Handhabung doch zu umständlich. Entweder müsste man näher dran wohnen oder einfach einen viel größeren Grundstock an Aufbewahrungsboxen haben. Trotzdem interessant, zu sehen, wie so ein Unverpacktladen funktioniert. Und es fühlt sich tatsächlich gut an, zu wissen: In den nächsten drei Monate kann ich Spaghetti essen, ohne ein Gramm zusätzliches Plastik verbraucht zu haben.

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