Bunt und jeck – Karneval im Rheinland

Kölsche Karnevalslieder neu interpretiert - mit Blasinstrumenten!
Kölsche Karnevalslieder neu interpretiert – mit Blasinstrumenten!

Die Narren sind los! Wie jedes Jahr ging es im Rheinland zum Finale der Karnevalssession hoch her. In Bergisch Gladbach gab es eine Premiere: Die Karnevalsgesellschaft „närrische Sander“ feierte am Samstag mit der ersten Straßensitzung ihr 60. Jubiläum. Unter durchaus ungemütlichen Witterung (eiskalt und immer mal wieder Schnee) ließen sich die Jecken aber nicht vom Feiern abhalten. Der Sander Dorfplatz füllte sich erst langsam, dann immer schneller. Zum Kölsch wurde auch Glühwein ausgeschenkt, um die Besucher warm zu halten (schunkeln hilft natürlich auch).

Bunte Paradiesvögel zogen am Karnevalswochenende durch Bergisch Gladbach.
Bunte Paradiesvögel zogen am Karnevalswochenende durch Bergisch Gladbach.

Musikalisch wurde einiges geboten: Die lokale Band „Pressluft“ präsentierte kölsche Klassiker von Brings oder den Höhnern auf Blasinstrumenten, hinterher rockten „Cat Ballou“. Die Leute hatten Spaß! Wie immer feierten auch die Jecken in anderen Bergisch Gladbacher Stadtteilen: In Bensberg und Refrath ging am Samstag der traditionelle Zug, am Sonntag zogen alle Gesellschaften gemeinsam durch Gladbach. In Bonn feierte man den karnevalistischen Höhepunkt traditionell am Rosenmontag – parallel zum Kölner Rosenmontagszug.

Volles Haus bei der Sander Straßensitzung in Bergisch Gladbach.
Volles Haus bei der Sander Straßensitzung in Bergisch Gladbach.

Köln (nicht nur) für Anfänger

Jeder kennt das Phänomen: Man wohnt in (oder in der Nähe) einer Stadt, fährt tagtäglich die gleiche Strecke ab, kommt aber nie dazu, sich intensiver mit ihrer Geschichte zu befassen oder einfach mal einen Blick hinter ihre Kulisse zu werfen. Wer jetzt nickt und sagt: „Ja, kenn ich“ und wer aus Köln oder Umgebung kommt, dem sei die One-Woman-Kabarettshow von Marina Barth ans Herz gelegt. „Köln (nicht nur) für Anfänger“ heißt das Stück, das im Kabarett Klüngelpütz in der Gertrudenstraße läuft. Mit Witz & Charme (ja, das klingt jetzt abgedroschen, trifft aber in diesem Fall zu!) ergründet die Schauspielerin die kölsche Seele und das kölsche Alltagsleben (musikalisch unterstützt von Joachim Jezewski). Wer sich schon immer gefragt hat, wie der „kölsche Klüngel“ entstanden ist, der ist im Programm richtig. Scharfsinnig analysiert und hinterfragt Barth das „man kennt sich – man hilft sich“, das die Stadt am Rhein so berühmt gemacht hat (leider in negativer Hinsicht).

Ein Streifzug durch die Kölsche Geschichte und Kultur

Barth nimmt außerdem berühmte Kölner Persönlichkeiten auf die Schippe, ob den in Köln allgegenwärtigen Alfred Neven DuMont oder die Bankiersfamilie Oppenheim. Auch der ungeliebte und glücklose Kardinal Meisner kriegt sein Fett weg. Zur Legende des Kölnisch Wasser 4711 sagt sie nur: „Die Kölner erzählen sich so lange eine Geschichte, bis sie sie selber glauben. Das nennt man ,verifizieren’.“ Weiter geht es querbeet durch die Römerzeit, den Karneval und natürlich dürfen auch die KVB-Kontrolleure in diesem Kabarettstück nicht fehlen: Was wäre Köln ohne seine Verkehrsbetriebe?

Marina Barths gesangliche Einlagen sind charmant und amüsant, trotz einige Tonunsicherheiten, die man ihr aber gerne verzeiht. Wenn man nach diesem höchst amüsanten Abend in dem kleinen, etwas ranzigen, aber gemütlichen Etablissement, dessen rote Stühle und Teppich den Charme vergangener Tage verströmen (das aber auch irgendwie was von Studenten-WG hat), durch Köln fährt, wird man die Stadt mit anderen Augen sehen: Vermutlich werdet ihr sie noch mehr lieben als zuvor!