On the bright side of life: Sydney

Weltreise Teil 2: Die Sydneysider können sich glücklich schätzen. Sie leben in einer der lebenswertesten Städte der Welt. Regelmäßig landet die australische Metropole auf einem der vorderen Plätze. Ich finde: zu recht.

Denn das, was ich in den sechs Tagen dort gesehen habe, verheißt viel Gutes. Die Leute sind entspannt, das ist kein Klischee. Der Busfahrer, den man nach der Route fragt: „No worries“, irgendwie findet man den Weg schon. Und gut angezogen sind sie, die Bewohner Sydneys. Männer in Anzügen und Frauen in Kleidern, das sieht man bei uns höchstens in großen Konzernen. In Sydney laufen sie im Central Business District alle so herum.

Was noch mit reinspielt? Das Wetter! Als wir da waren, war es leider an einigen Tagen bewölkt, doch sobald die Sonne herauskommt und der blaue Himmel strahlt, ist es Sommergefühl pur. Dazu das Wasser, die Palmen, die exotischen Vögelschreie, die Blumen. Ja, Sydney macht Spaß.

In der Walsh Bay, dem ehemaligen Hafenviertel, das nun schick renoviert ist.
In der Walsh Bay, dem ehemaligen Hafenviertel, das nun schick renoviert ist.

An einem Tag waren wir auch am Strand, genauer gesagt an den fünf Stränden: Der 5-Beaches-Walk (Coastal Walk) geht an der Küste entlang, wir sind in Bondi gestartet und in Coogee wieder herausgekommen. Tiefe Einblicke die ganze Küstenlinie entlang. Und auch Manly kann ich nur empfehlen: Vom North Head, dem nördlichsten Punkt Sydneys kann man die Meerenge bestaunen, durch die Schiffe in die Bucht von Sydney einfahren. Dazu die Multikultigesellschaft, alles scheint friedlich nebeneinanderzuleben und zu funktionieren.

Aber das kann auch ein Trugschluss sein, schließlich lassen die Australier längst nicht jeden Flüchtling ins Land. Es wird hart ausgesiebt, die meisten kommen erst gar nicht ins Land, sondern bleiben in einem der Camps auf der Pazifikinsel Nauru und in Papua-Neuguinea, die Australien unterhält. Das kann nicht als Vorbild für Europa dienen, ist meine Meinung. Vor allem, da Schreckensberichte über desaströse Zustände ihren Weg an die Öffentlichkeit finden, zum Beispiel über den Guardian. Im Land selbst scheint die Integration dafür gut zu funktionieren. Doch zu welchem Preis…?

Die Harbour Bridge, neben der Oper und dem Ayers Rock DAS Wahrzeichen von Australien.
Die Harbour Bridge, neben der Oper und dem Ayers Rock DAS Wahrzeichen von Australien.

Auf jeden Fall machen:

  • Das Hafenviertel (The Rocks und Walsh Bay)  erkunden. Ist mittlerweile restauriert und veredelt und hat sich trotzdem seinen rauen Industriecharme bewahrt. Da erahnt man Sydneys Seemanns-Vergangenheit.
  • In die vielen Parks gehen oder die einfach die grünen Flecken genießen, Sydney ist echt grün.
  • Auch mal andere Stadtviertel erkunden: Balmain mit der Darlingstreet oder Glebe mit seinen tausenden Cafes und Geschäften. Beides erinnert ein bisschen an Nippes oder Ehrenfeld.
  • Sich morgens von den Vögeln wecken lassen. Man hat das Gefühl, man ist im Dschungel, so exotisch und melodisch wirken die Vogelstimmen auf eine Europäerin.

Auf keinen Fall machen:

  • Die Distanzen unterschätzen. „Ach, lass mal eben über die Harbour Bridge laufen.“ Sieht nicht so weit aus, aber Sydney ist ganz schön großflächig. Und sehr hügelig. Da muss man gut zu Fuß sein. Aber dennoch ist das – zumindest für mich – die schönste Art, eine Stadt zu erkunden.

Bunt, laut, einfach gigantisch: Hongkong

Weltreise Teil 1: Wir starten unsere Tour! Warum uns die chinesische Metropole für einen miesen ersten Tag entschädigen muss und wie die unglaubliche Stadt das meistert.

Haima macht den Hongkonger Bewohnern ganz schön Beine – und beschert den Kaufhäusern enorm viel Kundschaft. Haima wurde der tropische Taifun getauft, der gerade, als mein Freund und ich in Hongkong ankamen, aufs Festland traf. Unaufgeregt fing er als mittelschweres Lüftchen an, doch irgendwann prasselte der Regen, die Leute beeilten sich über die Straße zu kommen und knubbelten sich in den Eingängen der Kaufhäuser, um nicht nass zu werden. Und wir mit ihnen.

Als ich das geschrieben habe, haben wir uns gerade in einem Café in einem Einkaufszentrum verkrochen. Wir mussten Zeit totschlagen, weil wir noch nicht einchecken konnten. Aber um großartig die Stadt zu erkunden, hat uns nach einem 11-Stunden-Flug und einem Wachzustand seit deutlich mehr als 24 Stunden dann doch die Energie gefehlt. Und wie sollte man das auch, bei dem Wetter?

Der Blick über Hongkong vom Victoria Peak aus. Belohnt für die Plackerei des Aufstiegs!

So begrüßt uns also die ehemalige britische Kolonie: Männo! In Hongkong starten mein Freund und ich unsere Weltreise – und wie erwartet ist es ein Kulturschock. Dreckige Straßen, stinkender Müll und Brackwasserlachen neben super teuren Boutiquen, unglaublich engen Häuserschluchten, Menschenmassen: typisch Asien eben – aber eine atemberaubende Skyline kann Hongkong auf jeden Fall bieten. Die Hochhäuser, im Hintergrund die Berge, von denen der „Peak“, also der Hongkonger Hausberg wohl der bekannteste sein dürfte. Den haben wir natürlich auch bestiegen. Bereits am nächsten Tag hat sich Haima nämlich verzogen und atemberaubende Blicke auf die Stadt freigegeben.

Hongkong schlägt New York?

Und die hat sich beeilt, das wüste Wetter vom Ankunftstag wieder wettzumachen: Nicht nur beim Sonnenuntergang hat uns Hongkong beeindruckt, ebenso in der Dunkelheit, wenn tausende Fassaden, Farben, Schriftzüge um die Wette blinken, funkeln, blitzen. Was für eine geile Skyline! Ich war noch nie in New York, mein Freund schon und er war felsenfest davon überzeugt: „Da kann New York definitiv nicht mithalten!“

Im Inneren des Sik Sik Yuen (Wong Tai Sin) Tempel.
Im Inneren des Sik Sik Yuen (Wong Tai Sin) Tempel.

Was darf in China natürlich auf keinen Fall fehlen? Tee trinken, Tee testen, Tee kaufen selbstverständlich. Gerade in Hongkong trinken die Chinesen gerne Oolong, der häufig vom nahe gelegenen Taiwan stammt, aber auch aus den chinesischen Nachbarprovinzen. Manchmal sieht man auch die Bezeichnung „Wulong“, die aber die gleiche Teesorte beschreibt: Den halbfermentierten Grüntee, geschmacklich zwischen grünem und schwarzem Tee, aber mit einem ganz anderem Aromaspektrum.

Ähhh...eine Mischung aus Miss Piggy und Meister Yoda? Diese kuriose Statue habe ich im Wong Tai Sin Tempel gefunden, neben ähnlichen Götterstatuen wie Kaninchen, Vogel und noch viel mehr.
Ähhh…eine Mischung aus Miss Piggy und Meister Yoda? Diese kuriose Statue habe ich im Wong Tai Sin Tempel gefunden, neben ähnlichen Götterstatuen wie Kaninchen, Vogel und noch viel mehr.

Meine neuste Errungenschaft: Tie Guan Yin. Mit mehr als 20 Euro pro 100 Gramm gewiss kein Schnäppchen, aber die Teesorte gilt als die beste in China, vor allem die Herbsternte. Übersetzt bedeutet der Name die Eiserne Göttin der Barmherzigkeit und es ranken sich diverse Mythen und Geschichten um diese Oolongsorte. Da ich mein Zubehör auf der Reise nicht bei mir habe, muss ein Tasting wohl bis Weihnachten warten. Mal eben so in ein Glas schütten tue ich diesem Tee ganz bestimmt nicht an :). Der Anfang ist gemacht mit unseren Tagen in Hongkong, es ruft: Sydney.

Ich vor der Skyline. Man sieht: Es hat was gedauert, bis der Himmel aufgeklart ist nach dem Sturm.
Ich vor der Skyline. Man sieht: Es hat was gedauert, bis der Himmel aufgeklart ist nach dem Sturm.

Auf jeden Fall machen:

  • Den Peak besteigen und die Aussicht genießen (zu Fuß sind es gute anderthalb Stunden und es ist richtig anstrengend, ist aber eine schöne Strecke)
  • Dumplings (gefüllte Teigtaschen) bestellen und dann mit Stäbchen essen. Die wahnsinnig leckere Soja-Chili-Knoblauch-Soße nicht vergessen!
  • Einen Tempel besuchen und das duftig-rauchige Aroma der Räucherstäbchen genießen.

Auf jeden Fall vermeiden:

  • Auf die aufdringlichen Verkäufer hören und sich was aufschwatzen lassen. Eine echte Rolex, jetzt hier, mal eben am Straßenrand zu kaufen für paar Dollar? Klaaaaar… Am besten einfach ignorieren.

 

In 67 Tagen um die Welt: Wie alles begann

In fünf Tagen sitze ich im Flieger nach Hongkong. Wunderbare 9 einhalb Wochen Freiheit, Urlaub und Natur liegen vor mir. Ich werde Australien mit seiner roten Erde entdecken, in Neuseeland durch die Fjorde wandern und in Chile das wilde Patagonien erforschen. Wie es zu der Reise kam? Lest selbst.

Zwei Jahre Volontariat liegen hinter mir. Ich hatte mir vor einigen Jahren in den Kopf gesetzt, die klassische Journalistenausbildung zu durchlaufen und habe eins der begehrten Volos ergattert. In den hinter mir liegenden 24 Monaten hat mich die Rhein-Zeitung in Koblenz zur Redakteurin ausgebildet. Eine Zeit, die mich geprägt hat, in der ich nicht nur viel über Journalismus, sondern auch über mich gelernt habe. In den zwei Jahren ist aber auch der Wunsch gereift, länger zu reisen. Im Studium hatte ich irgendwie nie Geld, hatte auch keinen, mit dem ich hätte gemeinsam unterwegs sein können. Jetzt ist Geld und mit meinem Freund auch der perfekte Reisepartner da. Und da ja das Ende des Volontariats abzusehen war, haben wir früh angefangen zu planen.

Sehnsuchtsort Patagonien

Mein Freund und ich träumen schon seit Langem von Patagonien. Ich erinnere mich, dass ich mal als Kind ein Buch gelesen habe, in dem ein Junge mit seinem Hund durch Patagonien fährt. Wahrscheinlich werfe ich die Story im Nachhinein total durcheinander. Ich weiß heute nur, dass meine kindliche Fantasie beim Lesen auf Hochtouren lief. Eines Tages werde ich dieses gelobte Land mit eigenen Augen sehen.

Aber natürlich kommt am Ende nie das heraus, was man anfangs angedacht hatte. Zuerst wollten wir eine große Südamerikatour machen, dann hat mein Freund den Job gewechselt und konnte nicht mehr als die üblichen drei Wochen Jahresurlaub nehmen – auf einmal stand die ganze Reise auf der Kippe. Mann, war ich enttäuscht! Aus zwei bis drei Monaten Südamerika sollte auf einmal nur drei Wochen Chile werden? Selbst, wenn mit der Trekkingtour in Patagonien ein Kindheitstraum in Erfüllung geht, war für mich von Anfang an klar: Dabei wird es nicht bleiben. Ich hatte mich in den Gedanken festgebissen, mal länger und weiter weg zu fahren. Raus zu kommen aus dem Alltag, komplett weg und nicht nach zwei, drei Wochen wieder am Schreibtisch sitzen zu müssen. Ich wollte mehr von der Welt sehen.

Das Länderoulette beginnt

Welche Alternativen hatte ich? Einen großen Teil der Reise werde ich ja alleine zurücklegen müssen. Urlaub in Peru auf einer Ökofarm? Gruppenreise nach Costa Rica? Oder doch einfach mit meiner Schwester nach Italien? Diverse Pläne schwirrten mir durch den Kopf, bis mein Freund auf die Idee kam: „Sag mal, warum fährst du nicht nach Australien? Dann kommst du von der anderen Seite und wir treffen uns in Chile.“

Erster Eindruck: Hmmmm, geht so. Hat mich ehrlicherweise nicht vom Tisch gehauen. Australien: Reizt mich das? Ich erinnere mich an eine Zeit (ich muss so 13, 14 Jahre alt gewesen sein), da hab ich mich für diesen Kontinent interessiert, habe Bücher über die Traumzeit der Ureinwohner gelesen und mir die Aborigines vorgestellt, wie sie früher über die heiße Erde gelaufen sind und eins mit der Natur waren. Doch dann fingen einige Mitschülerinnen an, dieses Land als ihren Sehnsuchtsort zu hypen und irgendwie habe ich daraufhin die Lust verloren. Auch im Studium konnte ich dem Gedanken, dort ein Auslandssemester zu verbringen – was gefühlt jede/r Zweite vorhatte – nicht viel abgewinnen. Australien war für mich da, wo alle hinfahren. So etwas schreckt mich ab, was man auch ein wenig an der Wahl meiner Reiseziele der letzten Jahre sieht: Mongolei und Aserbaidschan sind keine klassischen Touri-Länder. Genau solche Regionen reizen mich allerdings total.

In 67 Tagen einmal komplett um den Globus

Daher war ich zuerst skeptisch, aber als ich mich mit dem Land intensiver auseinandersetzte, wusste ich: Das ist die perfekte Ergänzung zu Chile. Die rote Erde im Outback, die Südküste mit der Great Ocean Road und ja, ich will am Hafen in Sydney stehen und genau das Foto schießen, was jeder Tourist von dort mit nach Hause nimmt. Dazu Neuseeland mit seinen Fjordregionen und der rauen Natur – ist ja quasi alles um die Ecke. Und wenn man schonmal umsteigen muss, dann kann man ja auch noch paar Tage Asien mitnehmen. So habe ich mir das perfekte Paket geschnürt und starte in China zu 9-einhalb-Wochen-um-die-Welt. Und siehe da, das Schicksal meint es gut mit mir: Mein Freund kann sich jetzt doch eine längere Auszeit nehmen und wir machen die Tour zusammen. Also dann, auf geht es! Erster Stop: Hongkong.

Die West Highlands: Schottland von seiner schönsten Seite

Wer den hohen Norden der britischen Insel entdecken will, ist in den West Highlands genau richtig. Berge und Meer: Was will man mehr? Zu Besuch in Oban, dem Tor zu den Südlichen Hebriden.

Der Zug gewinnt an Fahrt, und an Höhe. Links aus dem Fenster glitzert Loch Lomond in der Sonne. Rechts leuchtet gelber Ginster vor dem tiefblauen schottischen Sommerhimmel. Rätätätä, macht der Zug. Wäre das eine Melodie, hätte der oder die Komponist/in auf der letzten Note einen Akzent gesetzt, um sie zu betonen. Jetzt, wo es langsam Richtung Highlands geht, kommt der Zug ins Schwitzen. Woran man übrigens erkennt, dass man in einem britischen Zug sitzt? Es gibt Porridge „to go“.

Schafe auf Kerrera
Schafe auf Kerrera

Knapp 4 Stunden dauert die Fahrt von Edinburgh nach Oban an der Westküste Schottlands. Einmal muss man quer durchs Land. Und es lohnt sich! Oban ist das Tor zu den Inseln der „Southern Inner Hebrides“. Im Minutentakt setzen die Fähren ab, Richtung Mull, Lismore oder zu den entfernteren Inseln Coll und Tiree oder sogar nach South Uist. Sie alle müssen durch den „Sound of Mull“.

Viele Inseln haben eins gemeinsam: Die zahlreichsten Bewohner sind – Schafe. Sie scheinen jeden Quadratmeter zu bevölkern, tauchen aus tiefem Gras auf, beäugen einen misstrauisch oder blöken sich gegenseitig etwas zu. Ginster, Iris und wilde kleine Orchideen runden das idyllische Bild ab. Es ist Juni. Seit drei Wochen hat es hier in Westschottland an der Küste kaum geregnet, die Einheimischen können es nicht fassen. Während Mitteleuropa mit Fluten zu kämpfen hat und Gewitter über das Festland ziehen, scheint der Norden Großbritanniens ein Hort an Lieblichkeit.

Im Gebirge herrschen eigene Wettergesetze

Aber Schottland kann auch anders. So schön es sich an der Küste zeigt, so rau und wirsch offenbaren sich die Berge dem/r Wanderer/in. Wolkenberge türmen sich innerhalb von Minuten auf, schon erscheint der erste Blitz am Horizont. Und schon bald prasselt der Regen nieder. Das Wetter in den Highlands ist unberechenbar, die Berge haben ihr eigenes Klima. Dort kann man immer von Gewitter oder Sturm überrascht werden. Und es sterben immer noch Kletterer, wie kürzlich in Glen Coe.

Ein verlassener Stall auf der Insel Lismore.
Ein verlassener Stall auf der Insel Lismore.

Meine Tour startet in Dalmally, einem kleinen Ort am Fuße der Highlands. Eine Häuserreihe schmiegt sich um den Bahnhof, im Hintergrund ragen die Berge empor. Jedes zweite Haus ist „to let“, zu verkaufen. Hier möchte kaum jemand freiwillig wohnen. Einige Schulkinder kommen mit einem Sonderzug aus Oban an.

Der Fahrer des Schulbusses, der gleichzeitig auch Elektriker für die Gemeindeverwaltung ist, wartet geduldig auf ihre Ankunft. Er macht seinen Job als Schulbusfahrer aber gerne zusätzlich: „It’s always a good laugh“ mit den Kindern, meint er grinsend. Er kann es irgendwie nachvollziehen, dass so viele Menschen wegziehen. Lediglich einen kleinen Supermarkt gebe es hier, erklärt er. Für alles andere muss man weiter weg.

Gedenkstätte an ein Mitglied des McLean-Clans in den Highlands.
Gedenkstätte an ein Mitglied des McLean-Clans in den Highlands.

Dabei war Dalmally einmal ein bedeutender Ort. Hier war Endstation der Zugstrecke von Edinburgh. 1877 eröffnet, mauserte es sich zu einem Touristenhotspot. Früher. Akribisch listet eine Chronik Daten und Ereignisse auf. „1909: Dalmally is thriving, it even has got its own jewellery shop“, heißt es stolz. Auch die Namen der Bahnhofsvorsteher sind detailliert notiert. Man erfährt, dass 1931 Peter Gow Dalmally verlassen hat, John Walker wurde sein Nachfolger. Auch die Zeitungen haben über den Ort berichtet. 14th May 1927: „A traveller dies smoking in the waiting room“, berichtet die Zeitung. Doch die Zugstrecke wurde nach Oban verlängert, seit dem versinkt Dalmally in Bedeutungslosigkeit.

Die Lochs, die Seen, sind glasklar und azurblau.
Die Lochs, die Seen, sind glasklar und azurblau.

Mittlerweile ist Oban das Zentrum der Region. Und punktet mit einer der beiden letzten Destillerien in den West Highlands. Wer live erleben will, wie Single Malt Whisky hergestellt wird, ist hier am richtigen Fleck. Und sowieso: Verhungern und verdursten kann man in Schottland nicht. Auch wenn die Rafinesse des Essens durchaus in Frage gestellt werden kann. Burger und Pommes, mit deren Verzehr man gleichzeitig einen halben Liter Speiseöl zu sich nimmt, ist nur ein Beispiel, das das Klischee durchaus bestätigt, dass man nach Großbritannien nicht der kulinaischen Genüsse wegen kommt.

Eins aber können die Schotten wie die Engländer auch: Sweets! Ob die klassischen Scones mit getrockneten Früchten, Marmelade und Sahne, Gebäck oder Nougathäppchen. Wer gerne Nachtisch isst, kommt hier auf seine Kosten. Enjoy!

Tea and scones gehen immer!
Tea and scones gehen immer!

Grüne, saftige Wiesen gibt es ebenfalls in Irland. Dort war ich vor einigen Jahren, bin über Dublin und Limerick nach Galway gereist. Wonderful!

Der Kameracheck: Canon 100D mit 24mm Festbrennweite

Es war Zeit für eine neue Kamera. Bislang bin immer mit einer Nikon unterwegs gewesen. Die hat aber als Kameraseniorin immer mehr Macken gezeigt und so stellt sich die Frage: Mal einschicken und gegebenenfalls reparieren lassen oder direkt eine neue Kamera kaufen?

Ich entschied mich für letzteres: Es wurde eine Canon 100D, die kleine Schwester der 700D. Mit allen Features und Funktionen, nur viel leichter und kompakter (knapp 400 Gramm). Lediglich das ausklappbare Display fehlt, aber das kann ich verschmerzen. Alles andere ist da: Touch-Display, man kann damit filmen (allerdings ist der Fokus etwas langsam), alles in allem gewohnt gute Canon-Qualität. Das Experiment: Eine Festbrennweite. Die hat den Vorteil, dass die Blende weit aufgemacht werden kann und somit viel Licht durch die Linse fällt. So kann man auch bei schlechten Lichtverhältnissen noch viel rausholen, ohne sich dumm und dämlich zahlen zu müssen. Im Gegensatz zu lichtstarken Zoomobjektiven, die sehr viel kosten, da wird man ja arm von.

Weiterer Vorteil der großen Blende: Das Objekt kann man schön „freistellen“, wie es im Fotografensprech heißt. Also den Hintergrund unscharf werden lassen. Diese Effekt war mir besonders wichtig. So kommt noch jedes unscheinbare Blatt zur Geltung und die Fotos machen immer etwas her.

Ja, klar, der Nachteil der Festbrennweite ist, dass man sich festlegt. Ich habe mich für ein 24mm-Objektiv entschieden, also ein leichtes Weitwinkel. Zählt aber (wenn man die Brennweite mit dem Cropfaktor in Vollformat umrechnet) mit 38mm zu den Reportagebrennweiten. Porträts sind also ungünstig, aber Landschaften und Street-Szenen lassen sich damit gut einfangen. Und dennoch ist das Weitwinkel noch nicht so groß, dass es an den Rändern verzerrt. Nach den ersten Tests bin sowohl mit Kamera wie auch Festbrennweite zufrieden.

IMG_0606Die Festbrennweite ist lichtstark und mit der Blende 2,8 kann man den Hintergrund schön unscharf werden lassen. Allerdings darf man nicht zu nah an das Objekt herangehen (ist ja schließlich kein Makro), sonst wird alles unscharf. Autofokus funktioniert einwandfrei, doch der manuelle Fokus ist laut! Das Objektiv gab es zu dem Preis nur mit STM (Stepping Motor Technologie), also Schrittmotor, statt mit einem USM (Ultraschallmotor). Als ich mir Testberichte durchgelesen habe, und es hieß der Motor hört sich an wie ein verendendes Tier, wollte ich das nicht glauben und habe es als Scherz abgetan. Doch genauso klingt es. Es röhrt und jault….aber es funktioniert einwandfrei, und das ist schließlich die Hauptsache.

Positiv auffallen werden einem auch die Maße des Objektivs: Es heißt nicht umsonst „Pancake“. Ungefähr 150 Gramm leicht, knapp 6 Zentimeter Durchmesser und knapp über 2 Zentimeter Breite. Nicht schlecht im Vergleich zu anderen Monsterobjektiven, für die man einen Extra-Träger engagieren muss, der die riesigen und schweren Teile schleppt. Also ideal für den Urlaub, das Pancake-Objektiv. Und kombiniert mit der kleineren und leichten Canon 100D sowieso.

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Sehnsuchtsland Mongolei

Wer atemberaubende Naturschauspiele sucht, wird in der wilden Mongolei fündig. Neben spektakulären Ausblicken und kultureller Vielfalt haben die Nachfahren Dschingis Khans eins im Überfluss: Raum und Weite.

In Deutschland wird erbittert um Solarenergie gestritten. Doch in welchem Land der Erde gehören Solaranlagen zur Grundversorgung? In der Mongolei! Das hätte man als Europäer nicht vermutet, doch es ist wahr: Zu den allermeisten Nomadenjurten gehört eine Solaranlage, die den Bewohnern etwas Strom spendet. Willkommen im Reich der Nomaden, wo Traditionen wie zu Dschingis Khans Zeiten sich mit den Technologien der Gegenwart vermengen. Rund ein Drittel der mongolischen Bevölkerung lebt als Nomaden, das sind knapp eine Million Menschen. Alle paar Wochen packen sie ihre Zelte zusammen und ziehen weiter – immer auf der Suche nach frischen Weidegründen für ihr Vieh.

Die Mongolei liegt im Durchschnitt knapp eintausend Meter über dem Meeresspiegel
Die Mongolei liegt im Durchschnitt knapp eintausend Meter über dem Meeresspiegel

Doch wer in die Mongolei fährt, hat vor allen Dingen eins im Sinn: Die Natur. Denn wenn das Land etwas genug hat, dann ist es Steppe in allen Variationen, Wüste und Grasland.

Nicht nur Grasland – in der Mongolei findet man sechs unterschiedlich geografische Zonen: Die Hochgebirgszone, die Gebirgstaiga, die Gebirgswaldsteppe, die Steppe, die Wüstensteppe und die Wüste

Nomaden sind immer noch häufig zu Pferd unterwegs – trotz der großen Konkurrenz durch die motorisierten Fahrzeuge
Nomaden sind immer noch häufig zu Pferd unterwegs – trotz der großen Konkurrenz durch die motorisierten Fahrzeuge

In der Provinz Bulgan, nordwestlich der Hauptstadt Ulan Bator (mongolisch: Ulaanbaatar), sind die Wiesen grün und saftig, karge Baumbestände wechseln sich mit sanft geschwungenen Hügeln ab. Die Frische kommt nicht von ungefähr: Es regnet viel und mancherorts wähnt man sich in irischen Gefilden. Im Hunnental in der Arkhangai-Provinz, das sich südlich zieht, erlebt man die Mongolei, so wie man es sich als Europäer erträumt hat: Ein Fluss durchfließt das Tal, wie ein Band schlängelt er sich durch die grüne Landschaft.

Weiße Punkte entlang des Ufers verraten die Jurten und ihre Bewohner. Überall Tiere, soweit das Auge blickt: Ziegen, Schafe und Pferdeherden durchqueren die Steppe. Trotz Sommer ist es kühl, morgens ziehen Nebelschwaden an den Hügeln entlang. Tiefhängende Wolken schmiegen sich an die Berge – kommt die Sonne raus, erkennt man die komplizierten und filigranen Muster, die die Wolken auf die Berge malen.

Das Orkhontal – fruchtbare Ebene inmitten des Landes
Das Orkhontal – fruchtbare Ebene inmitten des Landes

Die Gobi: Trockene Steppe, kaum Vegetation und doch belebt

Fährt man noch weiter in den Süden, kommt man langsam aber sicher in das Gebiet der Gobi. Sichere Anzeichen sind die ersten Kamele, die durch die karge Steppe streifen. Die Mongolen benutzen den Begriff „Gobi“ nicht für eine bestimmte Region, sondern bezeichnen damit einen bestimmten Landschaftstypus: Der Begriff „Gobi“ bezeichnet eine trockene Wüstensteppe oder eine Fels- und Geröllwüste.

Die ersten Kamele kreuzen den Weg – die Wüste ist nicht mehr weit
Die ersten Kamele kreuzen den Weg – die Wüste ist nicht mehr weit

Wer das Tal der Gobiseen durchquert (eine 600 Kilometer breite Senke von Nordwest nach Südost) und eine Rast inmitten der knochentrockenen Steppe macht, dem fällt sofort die Stille auf, die in der Wüste herrscht. Bleiern legt sie sich auf die Ohren, erst nach einigen Sekunden der Gewöhnung vernimmt man ganz leise von fern ein Zirpen und Rascheln. Es ist brütend heiß, das Quecksilber klettert locker Richtung 40 Grad Celsius und das ist durchaus noch moderat. Am Horizont flimmert die Altai-Gebirgskette, einzige Vegetation sind die Abermillionen Saxaulbüsche, die alle paar Zentimeter die Steppe bedecken. Ja, dieser Ort wird zu Recht als „lebensfeindlich“ bezeichnet, auch wenn natürlich Leben herrscht: Einzelne Fliegen summen und bezeugen, dass dieser Ort nicht vollkommen verlassen ist. Zwei einzelne Nomadenjurten entdeckt man in der Ferne und fragt sich gleichzeitig, wie Menschen hier überleben können.

Atemberaubende Sonnenuntergänge in der Gobi
Atemberaubende Sonnenuntergänge in der Gobi

Wer in der Wüste ist, sollte sich die Gelegenheit nicht entgehen lassen und den Sternenhimmel bewundern. Fernab von jeder Lichtverschmutzung kann man das ganze Ausmaß der Schönheit sehen: Tausende Sterne glitzern und funkeln am Firmament und reichen bis hinunter zum Horizont. Man hat das Gefühl, inmitten eines Sternenregens zu stehen.

Nirgendwo hat man so eine gute Sicht auf die Milchstraße, die sich wie ein weißes Band quer über den Himmel schlängelt. Auch die Sonnenaufgänge sind von betörender Schönheit: Wenn es gegen halb fünf Uhr im Sommer hell wird, tauchen die ersten Sonnenstrahlen die östlichen Ausläufer des Gobi-Altais in rosafarbenes Licht. Der Sand scheint minütlich die Farbe zu wechseln und geht die gesamte Palette an Pastellfarben rauf und runter, bis schließlich um halb sechs die Sonne aufgeht, das rosafarbene Licht verscheucht und der Tag anbricht.

Die Typische Vegetation der Wüste Gobi im Morgenlicht
Die Typische Vegetation der Wüste Gobi im Morgenlicht

Atemberaubende Landschaften wechseln sich ab – mal fühlt man sich in die Alpen versetzt, dann wieder erinnert die karge Natur an Patagonien

Die Reise führt zurück in den Norden. Man fährt vorbei an blühenden Wiesen, die von gelben und lilanen Farbtupfern übersäht sind. Es geht vorbei an den klaren und tiefblauen Bächen des Orkhontals, an den bunten buddhistischen Klöstern mit ihren knarzenden und quietschenden Gebetsmühlen. Und schließlich landet man dort, wo die Reise angefangen hat und wo alle Wege hinführen: Ulan Bator. Eine typisch postkommunistische Metropole, als Schönheit oder Juwel kann man sie weiß Gott nicht bezeichnen. Und dennoch findet man dort einen faszinierenden und spannenden Mix aus  sozialistischer Architektur, alten Tempelanlagen und modernen Bauten.

Blumen, Gras und sanfte Hügel erstrecken sich über ganze Landstriche
Blumen, Gras und sanfte Hügel erstrecken sich über ganze Landstriche

Die Mongolei ist ein Reiseland für die Sinne: Atemberaubende Landschaften ziehen am Reisenden vorbei, man trifft Menschen, die sich ihre ursprüngliche Lebensweise bewahrt haben und doch dem Fortschritt geöffnet haben. Und nicht zuletzt findet man das, wofür die Mongolei bekannt ist und wofür sie steht: Ruhe und Weite.

Für Botaniker ist die Mongolei ein Paradies
Für Botaniker ist die Mongolei ein Paradies
Der Terkhiin Tsagaan Nuur-See liegt heute in einem Nationalpark
Der Terkhiin Tsagaan Nuur-See liegt heute in einem Nationalpark
Landschaft im Orkhontal
Landschaft im Orkhontal
Kamele sind das Kapital der Züchterfamilien in der Wüste Gobi
Kamele sind das Kapital der Züchterfamilien in der Wüste Gobi
Buddhistische Klöster finden sich im ganzen Land, auch wenn viele von ihnen während der Kulturrevolution in den 1930er Jahren zerstört worden sind
Buddhistische Klöster finden sich im ganzen Land, auch wenn viele von ihnen während der Kulturrevolution in den 1930er Jahren zerstört worden sind
Nomaden in ihrem Sommerlager
Nomaden in ihrem Sommerlager
Nomaden leben in der ganzen Mongolei verstreut – hier hat eine Familie im Khangaigebirge ihr Sommerlager aufgeschlagen
Nomaden leben in der ganzen Mongolei verstreut – hier hat eine Familie im Khangaigebirge ihr Sommerlager aufgeschlagen
Man fährt durch eine ganze Reihe kleiner Orte: So schön die Landschaft ist, so trostlos sind die Städte – trotzder hübschen bunten Dächer
Man fährt durch eine ganze Reihe kleiner Orte: So schön die Landschaft ist, so trostlos sind die Städte – trotz der hübschen bunten Dächer
Die Klosteranlage Amarbajasgalant, zweitgrößtes Kloster in der Mongolei. Die kulturelle Nähe zu Tibet ist unverkennbar
Die Klosteranlage Amarbajasgalant, zweitgrößtes Kloster in der Mongolei. Die kulturelle Nähe zu Tibet ist unverkennbar
Buddhastatuen der Klosteranlage Amarbajasgalant
Buddhastatuen der Klosteranlage Amarbajasgalant
Kein Kloster ohne Gebetsmühlen
Kein Kloster ohne Gebetsmühlen
Ulan Bator – die Stadt schwankt zwischen Kitsch und Kultur...
Ulan Bator – die Stadt schwankt zwischen Kitsch und Kultur…
...und zwischen Sozialismus und Moderne
…und zwischen Sozialismus und Moderne

Warschau, die Stolze

Der Kulturpalast - Wahrzeichen von Warschau und am meisten geliebtes oder gehasstes Gebäude der Stadt.
Der Kulturpalast – Wahrzeichen von Warschau und am meisten geliebtes oder gehasstes Gebäude der Stadt.

Ihr wollt einen Kurztrip machen, wisst aber nicht wohin? Soll nicht weit weg sein, relativ günstig und mal „was anderes“? Willkommen in Warschau – „Witamy w Warszawie“!

Die polnische Hauptstadt blickt auf eine lange Geschichte zurück (Hauptstadt ist sie übrigens erst seit 1596, davor war es Krakau) und hat schon viel erlebt: Kriege, Könige, Kommunismus – alles hat sie vorbeiziehen sehen. Das merkt man ihr heute noch an. Im zweiten Weltkrieg wurde Warschau stark zerstört, die Altstadt inklusive dem Königspalast wurde danach aber komplett wieder neu errichtet. Sieht alles top aus, ein Besuch im Schloss lohnt sich! Natürlich findet man aber dort die meisten Touristen. Generell gilt Warschau noch als Geheimtipp und ist in keinster Weise überlaufen wie andere europäische Hauptstädte. Natürlich liegt es daran, dass das Gesicht der Stadt stark vom Kommunismus geprägt ist: Man sieht immer noch Viertel voll mit Plattenbauten, langgezogenen Straßen zwischen Häuserfluchten und schmutzig-kitschigen Märkten.

An jeder Straßenecke atmet man in Warschau Geschichte

Aber Warschau entwickelt sich auch viel schneller als andere Städte und holt auf: Das kulturelle Angebot hat enorm zugenommen, es gibt tolle Museen und Ausstellungen, nicht zuletzt wurde für die Fußball-Europameisterschaft 2012 das Stadion komplett saniert. Auch die Einkaufsmöglichkeiten erschlagen einen: Ob man auf der „Flaniermeile“ Nowy Swiat bummeln geht, oder in den goldenen Terrassen (zlote terasy): Mittlerweile sieht man die gleichen großen Shoppingcenter wie überall. Hier sieht man, dass Modernisierung nicht gleich für Individualisierung steht. Mein Tipp: Auf jeden Fall abseits der Menschenströme die polnische Hauptstadt entdecken. Hier einige Ideen:

Ein Pfau im Lazienki-Park - keine Seltenheite, die Vögel leben dort.
Ein Pfau im Lazienki-Park – keine Seltenheite, die Vögel leben dort.

Universitätscampus: eine Stadt in der Stadt

Wenn man über den Campus schlendert und Richtung Weichsel und Unibibliothek geht (im Sommer ist der Dachgarten geöffnet, von dort hat man einen sehr schönen Blick über Warschaus Dächer), gibt es mehrere süße Studenten-Cafés, in denen man es sich bei einem fair gehandelten Tee und selbst gebackenen Kuchen gemütlich machen kann.

Im Sommer bei schönem Wetter unbedingt die ganzen Parks und Grünflächen nutzen: Der Lazienki-Park (früheres Jagdgebiet der Könige) mit verschiedenen Bädern und Orangerien ist eine wahre Augenweide, wenn alles blüht. Im Sommer gibt es dort jeden Sonntag Chopinkonzerte, Eintritt ist frei! Warschau hat auch zwei botanische Gärten zu bieten und den Ogrod Saski (Sächsichen Garten) im Zentrum mit den Springbrunnen.

Eine der vielen Engelfiguren auf dem Powazki-Friedhof.
Eine der vielen Engelfiguren auf dem Powazki-Friedhof.

Wer sich mehr für Geschichte interessiert, kann über den Powazki-Friedhof schlendern. Dort entdeckt man viele wunderschöne alte Gräber mit tollen Figuren. Hier sind auch viele Widerstandskämpfer begraben. A propos Geschichte und zweiter Weltkrieg: Das polnische Volk ist sehr geschichtsbewusst und auch sehr feinfühlig. Der zweite Weltkrieg hat sich mndestens genauso tief (wenn nicht noch stärker) in das kulturelle Gedächtnis der Polen eingebrannt wie in Deutschland.

Eine Stadt mit Altlasten hat ihren Weg in die Moderne gefunden

Sehenswert ist auch der Palac Wilanowski im Südosten von Warschau. Gebaut wurde das Schloss Ende des 17. Jahrhunderts als Vorstadtresidenz von König Johann Sobieski III.

Adam Mickiewicz - Lieblingspoet der Polen (Gemälde im Nationalmuseum).
Adam Mickiewicz – Lieblingspoet der Polen (Gemälde im Nationalmuseum).

Die Infrastruktur ist ganz gut: Eine topmoderne Metrolinie führt von Süd nach Nord (geplant ist auch eine zweite West-Ost Linie). Es gibt ein ganzes Netz von Straßenbahnen, Busse fahren selbstverständlich auch, beide Verkehrsmittel sind aber auch häufig alt und können nicht mit der neuen Metro mithalten. Essen gibt es an jeder Straßenecke, meistens aber fleischlicher Imbiss. Mitlerweile gibt es sogar vegane/vegetarische Restaurants/Salatbars! Unbedingt ausprobieren: In eine bar mleczny gehen. Die Milchbar ist ein Relikt aus vergangenen Zeiten des Kommunismus, es sind quasi staatlich subventionierte Kantinen. Man kann dort für super wenig Geld Hausmannskost erhalten. Das Ambiente ist meistens auch noch sehr kommunistisch-spartanisch, sofort fühlt man sich in vergangene Zeiten versetzt! Hier und da gibt es Milchbars mit modernerem Flair. Der Kulturpalast inmitten des Zentrums ist Objekt der Hassliebe der Warschauer: Einige halten das Riesengebäude, was Stalin 1952 den Polen „schenkte“, für eine architektonische Schande (es ist dem Moskauer Stil nachgeahmt), andere empfinden es mittlerweile als Wahrzeichen der Stadt und haben sich mit ihm versöhnt.

Die Warschauer Skyline in der Nacht.
Die Warschauer Skyline in der Nacht.

Die grüne Insel

Irland ist ein Faszinosum. Die grüne Insel zieht Menschen magisch an, es pilgern ganze Scharen dorthin. Heinrich Böll hat 1957 ein „Irisches Tagebuch“ herausgebracht. Letztes Jahr habe ich mich dazu entschlossen habe, mit die saftigen grünen Wiesen selber anzuschauen.

Böll schreibt: „Als ich an Bord des Dampfers ging, sah ich, hörte und roch ich, dass ich eine Grenze überschritten hatte.“ Nun gut, meine Reise geht nicht übers Wasser, sondern durch die Luft. Bölls Erzählung ist ja nun auch schon über 50 Jahre her, so viel Nostalgie muss nicht sein. Eine Woche verbringe ich in Irland, zuerst drei Tage in Dublin, dann reise ich über Limerick an die Westküste und über Galyway wieder zurück nach Dublin.

Limerick, Irlands Prototyp einer "Arbeiterstadt"
Limerick, Irlands Prototyp einer „Arbeiterstadt“. Im Roman „Die Asche meiner Mutter“ von Frank McCourt kann man nachlesen, wie das Leben dort war.

Dublin – Epizentrum der irischen Kultur und Lebensfreude

Was soll man zu Irland Hauptstadt sagen? Bunt, quirlig, laut, toll! So viele bunte Pubs, rote Busse, farbige Schilder sieht man nirgendwo wie in Dublin. Dazu kommen die Menschenmassen: Irland hat die höchste Geburtenrate der EU, und das merkt man auch! Die Einkaufsstraßen sind voller kauflustiger Leute (Krise? Welche Krise?!), selbst an Sonntagen gehen die Iren einkaufen. Wobei man hier fair sein muss: Spuren der Krise kann man tatsächlich erkennen: Es gibt unheimlich viel Leerstand im Stadtbild, die „zu verkaufen“-Schilder sprechen eine deutliche Sprache.

 Mediterranes Ambiente im hohen Norden

Doch von solchen Umständen scheint sich das Völkchen nicht unterkriegen zu lassen: Abends wird in den Pubs gefeiert, in den Straßen wird Musik gemacht, spontan gesellen sich paar Jugendliche dazu und singen: Ein mediterranes Flair kommt auf, fast könnte man meinen, man sei in Italien oder Spanien. Aber nur fast, denn das Wetter ist in der Tat rau. Ich hatte Glück: Während meiner Reise hat es nur an zwei Tagen geregnet, dafür aber umso heftiger. Einmal hat es mich im wunderschönen Gebirge der Wicklow-Mountains erwischt. In der Nähe der Ruinen der Wohnstätten des heiligen Kevin aus dem sechsten Jahrhundert liegt der „Upper lake“ – profaner Name, dennoch wunderschön! (Und ja, es gibt auch einen „lower lake“).

Doch das Wetter im Gebirge kann schnell umschlagen: Innerhalb von wenigen Minuten türmen sich Wolken zusammen und es schüttet wie aus Kübeln, da zeigt Irlands Natur, dass sie durchaus zu recht als „unbändig“ und „unberechenbar“ angesehen wird. Besonders empfehlenswert ist Howth, eine kleine Halbinsel im Nord-Osten von Dublin, mit der DART-Bahn eine knappe halbe Stunde entfernt. Schon ist man an der See und kann das süße Hafenstädtchen erkunden oder umrunden. Man kann direkt an den Klippen an der ganzen Halbinsel entlang gehen: Spektakuläre Ausblicke sind garantiert!

Alles, was mit Kunst & Kultur zu tun hat, findet man in Dublin: Diverse Museen und Kirchen laden ein, keltische bis viktorianische Jahrhunderte zu entdecken. Die Museen kosten sogar keinen Eintritt (echt toll, wobei….wie ist Irland noch mal in die Krise geraten?….). Weiter geht’s nach Limerick: Eine nette Innenstadt mit Burg, Fluss und einer Kirche, der Rest ist hässlich. Na, kein Wunder, Limerick ist bzw. war auch die klassische Arbeiterstadt. „Die Asche meiner Mutter“ erzählt von einer schwierigen irischen Kindheit in Limerick. Die Iren haben in ihrer Geschichte erlebt, was Not ist.

Die Halbinsel Howth im Nordosten von Dublin
Die Halbinsel Howth im Nordosten von Dublin

Die Küste

Es regnet. Und es ist windig. Und ungemütlich. So sieht das typisch irische Wetter an der Westküste aus: Kalte Atlantikwinde wehen einem oder einer Sprühregen ins Gesicht. Jetzt zahlt sich die Investition in eine wasser- und windabweisende Jacke aus (Ha, die 80 Euro waren doch nicht für die Katz! Ich hatte bei dem Preis kurzzeitig daran gezweifelt…). Hier findet man endlich ein bisschen mehr Ruhe als im überdrehten Dublin (aber es sind immer noch viele Touristen da, es gibt überall Touristen!). Aber hier kann man auch mal wandern, ohne auf Menschen zu stoßen. Eine raue, herbe, unwirtliche Landschaft, trotzdem einfach faszinierend: Wie sich die Wolken zusammenballen und wieder auflösen, wie sich das Meer den Winden beugt und wie knallbunte Blumen innerhalb der grünen Wiesen dem Wind trotzen.

Und es ist wirklich wahr: Irland ist grün! Grüne Wiesen, sobald das Auge reicht. Schafe, die zwischen Steinmauern grasen. So stellt man sich Irland wirklich vor und so findet man es auch noch abseits der Städte. Sehr zu empfehlen ist die karge Landschaft des Burren: Eine Steinlandschaft, geschaffen von der letzten Eiszeit, als das Eis die Steine zusammengepresst hat. Ähnelt dem, was man sich unter einer Mondlandschaft vorstellt, ist aber keineswegs öde oder langweilig, sondern erstaunend: teilweise sehen die Steine wie mit dem Lineal gezogen aus und man kann überall kleine Pflanzen zwischen den Steinen herausgucken sehen.

Zurück in der Zivilisation

Galway ist eine kleine, süße, bunte Stadt mit einem tollen Stadtmuseum und leckeren Cafés. Das ist die Erkenntnis von einem Tag in Galway, denn schon geht es zurück nach Dublin, wo ich in eine Tierschutz-Demo reinstolpere. Respekt, es gibt anscheinend Iren, die nicht nur ihre Zähne in etwas hineinschlagen wollen, das einmal gelebt hat. Ich bin beeindruckt! Aber VegetarierInnen können beruhigt sein: Es gibt genug nicht-fleischliches zu essen: gute Fritten, leckere Sandwiches und natürlich hat Alkohol auch Kalorien…

Morbider Charme in Glendalough - dem Ort der zwei Seenn
Verwitterte Grabsteine in den Wicklow Mountains – hier hat der heilige Kevin im 6. Jahrhundert gelebt.

Minus:

Leider sind alle schönen Ziele von Touristen überschwemmt, das war eine herbe Enttäuschung. Nichts von wegen Einsamkeit und Mystik – zumindest die Stellen, die in irgendeiner Weise in einem Reiseführer erwähnt werden, teilt man sich mit Familien mit kleinen, weinenden, zankenden Kindern, die natürlich noch mit dem Hund da sind, asiatischen Reisegruppen (ich hasse es, Klischees bestätigen zu müssen, aber die machen echt viele Fotos!) und Unmengen an Deutschen. Es ist unglaublich: Selbst im hintersten Kaff kann man noch Deutsche kennenlernen. Ja, es stimmt: Wir sind nicht nur Papst, wir sind auch Reiseweltmeister. Witzig, aber irgendwann nervt es auch, (gefühlt) an jeder Ecke auf deutsche Touristen zu treffen.

Plus:

Die Touristenhorden haben auch Vorteile: Es ist so leicht wie nie, mit fremden Leuten ins Gespräch zu kommen. Auch wenn man alleine reist, findet man immer jemanden, mit dem man sich unterhalten kann (zumindest wenn man häufig in Hostels unterwegs ist). Ich habe mich noch nie mit so vielen jungen Leuten aus so vielen verschiedenen Ländern unterhalten: Grandios!

Nicht verpassen:

Eigentlich völlig unnötig, das zu erwähnen, aber gutes irisches Bier trinken und dabei einigen TänzerInnen auf der Bühne zuzusehen, ist schon ein großer Genuss. Der irish dance erfordert viel Geschicklichkeit und Schnelligkeit und die irische Musik hat von tieftraurig-melancholisch bis fröhlich-ausgelassen alle Facetten!

Wer Irland mag, wird auch Schottland lieben! Hier geht es zu meinem Reisebericht zu meiner Wanderwoche in Oban.