Kampf gegen die biologische Uhr – Trend Social freezing

Facebook tut’s, Apple zieht nach: Die Firmen bereiten ihren weiblichen Mitarbeiterinnen das Angebot, Eizellen einfrieren zu lassen. Im Gegenzug verzichten die Frauen in den nächsten fünfzehn Jahren darauf, Kinder zu bekommen. Die Diskussion um das Thema nimmt an Fahrt auf: Der Spiegel und die Zeit druckten persönliche Berichte von Frauen, die sich bereits Eizellen einfrieren haben lassen, heute diskutiert die Runde bei Günther Jauch über das Thema.

Der Vorteil liegt auf der Hand: Frauen können viel flexibler mit ihrer tickenden biologischen Uhr umgehen, man kann über die Elternzeit „frei und selbstbestimmt“ entscheiden und diese dementsprechend planen. Aber was macht das mit dem Kinderwunsch? Kinderkriegen würde der Wirtschaft untergeordnet, bemängelt der Wissenschaftsjournalist Rangar Yogeshwar in der Talkrunde bei Jauch.

Aber kein Wunder – solange Beruf und Karriere mit der Gründung einer Familie schwer vereinbar ist, sind solche Angebote verlockend. Flexible Teilzeitmodelle, je nach Bedürfnis der Eltern, sind immer noch häufig schwer durchzusetzen beim Arbeitgeber. Und auch solange der jeweilige Elternteil (meist sind es Frauen) nach der Teilzeitarbeit immer noch befürchten müssen, schwer wieder Fuß zu fassen im Arbeitsmarkt, kann man die Gründe der Frauen, die sich für das Social Freezing entscheiden, nachvollziehen.

Zeit-Redakteurin Elisabeth Niejahr, die in der Zeit über ihre Erfahrungen beim Einfrieren geschrieben hat, mahnt auch an, dass die fortschrittlichen Möglichkeiten nicht immer zur persönlichen Freiheit beitragen. Denn folgendes Szenario wäre denkbar: Social Freezing wird irgendwann so normal, dass man es von Frauen erwartet und sich auch darauf verlässt, möglicherweise entsteht daraus gesellschaftlicher oder persönlicher Druck.

Meine Meinung: Wo liegt letztendlich der Unterschied zwischen dem Einfrieren von Eizellen und beispielsweise der Einnahme der Pille? In beiden Fällen manipuliert der Mensch den natürlichen Zeugungsakt und unterwirft ihn seinen Wünschen und Vorstellungen. Das Argument, dass man die Zeugung künstlichen Parametern unterwirft, ist doch in unserer ach so fortschrittlichen Welt nichts Neues. Denn was ist schon natürlich? Wenn eine Person herzkrank ist und ein neues Herz eingepflanzt bekommt: Ist das natürlich? Niemand würde doch behaupten, dass dem herzkranken Menschen nicht geholfen werden soll, nur weil eine Organtransplantation kein natürlicher Prozess ist. Insofern trägt die Aufregung über dieses Thema durchaus heuchlerische Züge. Ranga Yogeshwar sieht den Unterschied zwischen Pille und Social Freezing lediglich darin, dass die Pille viel günstiger und sicherer ist. Er bemängelt, dass daraus ein riesen Geschäft werden könnte. Stimmt, das Potenzial zum Missbrauch ist groß. Allerdings kann das alleine noch kein Argument sein.

Recht hat der Journalist allerdings damit, dass man niemals leichtfertig mit diesem Thema umgehen sollte und dass man so intime und persönliche Entscheidungen niemals der „Wirtschaftlichkeit“ bzw. der Wirtschaft unterordnen sollte. Das Beste wäre einfach: An der Vereinbarung von Kinderwunsch und Beruf arbeiten, mehr flexible Arbeitsmodelle, reduzierte Elternzeiten wie in Skandinavien auch hier einführen, damit sich auch junge Paar für ein Kind entscheiden, ohne Angst um ihre Karriere zu haben. Dann wäre auch die Diskussion um Social Freezing überflüssig.

 

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