In fünf Tagen sitze ich im Flieger nach Hongkong. Wunderbare 9 einhalb Wochen Freiheit, Urlaub und Natur liegen vor mir. Ich werde Australien mit seiner roten Erde entdecken, in Neuseeland durch die Fjorde wandern und in Chile das wilde Patagonien erforschen. Wie es zu der Reise kam? Lest selbst.
Zwei Jahre Volontariat liegen hinter mir. Ich hatte mir vor einigen Jahren in den Kopf gesetzt, die klassische Journalistenausbildung zu durchlaufen und habe eins der begehrten Volos ergattert. In den hinter mir liegenden 24 Monaten hat mich die Rhein-Zeitung in Koblenz zur Redakteurin ausgebildet. Eine Zeit, die mich geprägt hat, in der ich nicht nur viel über Journalismus, sondern auch über mich gelernt habe. In den zwei Jahren ist aber auch der Wunsch gereift, länger zu reisen. Im Studium hatte ich irgendwie nie Geld, hatte auch keinen, mit dem ich hätte gemeinsam unterwegs sein können. Jetzt ist Geld und mit meinem Freund auch der perfekte Reisepartner da. Und da ja das Ende des Volontariats abzusehen war, haben wir früh angefangen zu planen.
Sehnsuchtsort Patagonien
Mein Freund und ich träumen schon seit Langem von Patagonien. Ich erinnere mich, dass ich mal als Kind ein Buch gelesen habe, in dem ein Junge mit seinem Hund durch Patagonien fährt. Wahrscheinlich werfe ich die Story im Nachhinein total durcheinander. Ich weiß heute nur, dass meine kindliche Fantasie beim Lesen auf Hochtouren lief. Eines Tages werde ich dieses gelobte Land mit eigenen Augen sehen.
Aber natürlich kommt am Ende nie das heraus, was man anfangs angedacht hatte. Zuerst wollten wir eine große Südamerikatour machen, dann hat mein Freund den Job gewechselt und konnte nicht mehr als die üblichen drei Wochen Jahresurlaub nehmen – auf einmal stand die ganze Reise auf der Kippe. Mann, war ich enttäuscht! Aus zwei bis drei Monaten Südamerika sollte auf einmal nur drei Wochen Chile werden? Selbst, wenn mit der Trekkingtour in Patagonien ein Kindheitstraum in Erfüllung geht, war für mich von Anfang an klar: Dabei wird es nicht bleiben. Ich hatte mich in den Gedanken festgebissen, mal länger und weiter weg zu fahren. Raus zu kommen aus dem Alltag, komplett weg und nicht nach zwei, drei Wochen wieder am Schreibtisch sitzen zu müssen. Ich wollte mehr von der Welt sehen.
Das Länderoulette beginnt
Welche Alternativen hatte ich? Einen großen Teil der Reise werde ich ja alleine zurücklegen müssen. Urlaub in Peru auf einer Ökofarm? Gruppenreise nach Costa Rica? Oder doch einfach mit meiner Schwester nach Italien? Diverse Pläne schwirrten mir durch den Kopf, bis mein Freund auf die Idee kam: „Sag mal, warum fährst du nicht nach Australien? Dann kommst du von der anderen Seite und wir treffen uns in Chile.“
Erster Eindruck: Hmmmm, geht so. Hat mich ehrlicherweise nicht vom Tisch gehauen. Australien: Reizt mich das? Ich erinnere mich an eine Zeit (ich muss so 13, 14 Jahre alt gewesen sein), da hab ich mich für diesen Kontinent interessiert, habe Bücher über die Traumzeit der Ureinwohner gelesen und mir die Aborigines vorgestellt, wie sie früher über die heiße Erde gelaufen sind und eins mit der Natur waren. Doch dann fingen einige Mitschülerinnen an, dieses Land als ihren Sehnsuchtsort zu hypen und irgendwie habe ich daraufhin die Lust verloren. Auch im Studium konnte ich dem Gedanken, dort ein Auslandssemester zu verbringen – was gefühlt jede/r Zweite vorhatte – nicht viel abgewinnen. Australien war für mich da, wo alle hinfahren. So etwas schreckt mich ab, was man auch ein wenig an der Wahl meiner Reiseziele der letzten Jahre sieht: Mongolei und Aserbaidschan sind keine klassischen Touri-Länder. Genau solche Regionen reizen mich allerdings total.
In 67 Tagen einmal komplett um den Globus
Daher war ich zuerst skeptisch, aber als ich mich mit dem Land intensiver auseinandersetzte, wusste ich: Das ist die perfekte Ergänzung zu Chile. Die rote Erde im Outback, die Südküste mit der Great Ocean Road und ja, ich will am Hafen in Sydney stehen und genau das Foto schießen, was jeder Tourist von dort mit nach Hause nimmt. Dazu Neuseeland mit seinen Fjordregionen und der rauen Natur – ist ja quasi alles um die Ecke. Und wenn man schonmal umsteigen muss, dann kann man ja auch noch paar Tage Asien mitnehmen. So habe ich mir das perfekte Paket geschnürt und starte in China zu 9-einhalb-Wochen-um-die-Welt. Und siehe da, das Schicksal meint es gut mit mir: Mein Freund kann sich jetzt doch eine längere Auszeit nehmen und wir machen die Tour zusammen. Also dann, auf geht es! Erster Stop: Hongkong.