Von heimatlosen Medien und ausgehungerten Trollen

Zuerst eine Warnung an alle LeserInnen: Dieser Artikel enthält nur Text und ein Bild. Kein Video, kein Storify, kein embeddedes Snapchat. Und er ist auch einen Tag zu spät, ganze 24 Stunden – Äonen in der digitalen Welt.

Aber das hält mich nicht davon ab, einfach zu rekapitulieren, was ich gestern vom Frankfurter Tag des Online Journalismus mitgenommen habe. Einfach so heruntergeschrieben, für mich. Ganz analog.

Die Veranstaltung war sehr spannend und hat eins gezeigt: Linear ist tot. Statisch ist tot. Trolle sind (endlich) tot. Alle waren sich einig: Lineare mediale Angebote, wie es sie bislang gab, beispielsweise im Fernsehen, wird es in naher Zukunft nicht mehr geben. Alles ist im Flow, ist in kleine Stücke zerlegt, die sich der User je nach Bedarf und Lust heranholt und „konsumiert“. Kleine, kurze Videos, die Aufmerksamkeitsspanne der Nutzer ist nicht groß.

Alle (mittlerweile nicht mehr ganz so) neuen Tools wie Snapchat und Youtube bedienen genau diese Häppchenmentalität. Doch man darf nicht den Fehler machen, daraus abzuleiten, dass alles seichte Unterhaltung sein muss. Für die jungen Leute, die eh keine Ahnung haben?! Höchste journalistische Qualität ist dennoch gefragt, auch die ach so Jungen sind nicht blöd, sie wollen auch Infos – nur anders aufbereitet als früher.

Nichts ist wichtiger als die Community

Und sie wollen sich als Teil einer Community fühlen. Das ist der große Erfolg von den bekannten Youtubern von LeFloid und wie sie alle heißen, aber auch von den Social Media Kanälen der großen Marken. „Die Welt“ ist ein Beispiel, wie man mit Geduld und Humor nervige Trolle von den Seiten vertreiben kann und eine Community entstehen lassen kann. Die wächst, wird gehegt und gepflegt. Das trägt zur Markenbindung bei und schlägt sich (hoffentlich, denn das darf man ja nicht außer Acht lassen) zur „Monetarisierung“ bei (was für ein herrliches Wort….).

Konkret wollte Niddal Salah-Eldin, Chefin des Social Media Teams der Welt, nicht darauf eingehen, aber diese Vorsicht kann man verzeihen. Die Zuwächse an Fanzahlen und Zugriffsraten machen auf jeden Fall neidisch. Diese „Kenne-deine-Community-und-binde-sie-an-dich“-Strategie sieht man auch bei Edition F. Der Frauenblog schaut genau hin: Was wollen meine Userinnen lesen, was bewegt sie? Da wird ganz gezielt darauf hingearbeitet: Mit enormem Erfolg.

Das Ohr ganz nah „bei de Leut“

Auch bei den „klassischen“ Tageszeitungen wird das Social Web immer wichtiger. Es wird immer wichtiger für RedakteurInnen, ihr Ohr ganz nah an der Community zu haben. Um sich nichts entgehen zu lassen, entwickelt die Rheinische Post aus Düsseldorf derzeit ein „Listening Center“, ein Tool, um die sozialen Netzwerke zu analysieren und nach Schlagwörtern zu durchforsten. Hat man Themen identifiziert, werden die an RedakteurInnen weitergeleitet, die daraus Storys stricken. Sowieso zieht man demnächst noch viel mehr aus Facebook, Twitter, Instagram und Co. Es gibt bereits Medien, die ihre Homepage abgeschafft haben, sie sind „homeless“. Wozu noch eine Anlaufstelle haben? Die News sollen dorthin, wo auch die User sind: Wer sich den ganzen Tag bei Facebook rumtreibt, wird dort beliefert, wer viel twittert, geht eher hierüber. Alle Inhalte zugeschnitten auf den Kanal.

Crossmedia? Tot oder lebendig?

Ach ja, dieses Crossmedia ist wohl doch nicht tot, sondern wird eher immer wichtiger. Andere Medien hingegen sind tatsächlich wieder auf dem Rückzug mit der Crossmedialität. Die Überschneidung der Nutzer zwischen der Printausgabe der Frankfurter Allgemeinen Zeitung und ihrer Onlineversion beträgt gerade mal 10 Prozent. Verweise zwischen den beiden Medien, die im Grunde entkoppelt sind, gibt es kaum. Wie also soll man es richtig machen?

Ein Patentrezept, wie man mit dem viel beschworenen digitalen Wandel umgehen soll, hat bislang kein Medium. Alle probieren, manche mit größerem Erfolg, manche mit weniger großem. Trial and error. Weiter geht’s.

Wer mehr zur Veranstaltung wissen will, ist beim Blog vom HR richtig.

Schuhe im Social Web – wie sich Frauen auf Facebook bewegen

Sandra Staub ist Social-Media-Frau. So nennt sich die 32-jährige Münchenerin. Die Bloggerin und Autorin arbeitet unter anderem als Beraterin und hat vor kurzem ein Buch herausgebracht: „Facebook für Frauen“. Ich habe sie auf der Karrieremesse Women&Work im alten Bundestag in Bonn getroffen.

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Sandra Staub ist nicht zu übersehen: Sie überragt die meisten Messebesucherinnen um eine Kopflänge, das rote Haar leuchtet, die Hände gestikulieren wild herum. Die Social-Media-Expertin hat ihr Zelt auf der Women&Work aufgeschlagen, der Karrieremesse für Frauen, die jedes Jahr in Bonn stattfindet. Tausende Frauen möchten hier den richtigen Impuls für ihre Karriere bekommen, Gleichgesinnte kennenlernen oder sich einfach nur mal umschauen. Sich einfach nur mal umgucken: Das tun auch Arbeitgeber, wenn sie eine Bewerbungsmappe vor sich liegen haben – und das immer öfter im Netz und in den sozialen Medien.

Sandra Staub kennt das, die Beraterin hat gerade ein Buch herausgebracht: „Facebook für Frauen“ ist ein Ratgeber, wie sich die weibliche Hälfte der Menschheit im größten Netzwerk der Welt bewegen soll. Doch verhalten sich Frauen auf Facebook überhaupt anders als Männer? „Frauen nutzen eine weiblichere Sprache, sie nutzen emotionalere Worte als Männer“, erklärt Staub. Männer posteten gerne einfach nur einen Status, Frauen nutzten hingegen gefühlsgeladenere Wörter, um ihr Befinden auszudrücken. Das kann in gewissen Situationen ein Nacheil sein: „Frauen haben beispielsweise häufig nicht das Vokabular, um ein technisches Problem zu äußern“, hat Staub beobachtet. Frauen hätten sowieso „keine Zeit und keinen Bock auf langwierige Beschreibungen“, schon gar nicht technischer Art. Grundsätzlich gilt: Wer beruflich bei Facebook ist, sollte auch und vor allem sein privates Profil auf Vordermann bringen, sich in den richtigen Gruppen organisieren und sich dann erst um das geschäftliche Profil kümmern. „Außerdem muss die Privatsphäre richtig eingestellt sein“, betont die 32-jährige Social-Media-Beraterin. Gerade einmal knapp mehr als ein Drittel, nämlich 37 Prozent der Facebookuser hätten die Einstellungen vorgenommen – verschenkte Daten in Sandra Staubs Augen.

Sehr wichtig ist auch das Profilbild: „Die Augen müssen gut zu sehen sein“, erklärt Staub, denn Menschen würden einander am Gesicht erkennen: Der Blick fokussiert sich auf Augen, Ohren, Kinn und Nase. Eine zentrale Rolle spielt laut Staub auch, wie authentisch man im Social Web ist: „Man soll sich nicht hinter einem digitalen Profil verstecken.“ Es fange damit an, dass man weiß, wer man sei. „Man soll so echt sein wie man morgens vor dem Spiegel geht“, rät sie. Dann klappt das mit dem Erfolg auf Facebook auch von allein. Und dann kann frau auch mal was über ihre neuen Schuhe posten: „Karrierekiller?“ Sandra Staub ist regelrecht entsetzt, man könne so etwas denken: „Beruflich über Schuhe zu posten wäre doch kein Karrierekiller!“