Die Sonne im Glas – Kroatiens Weine

Kroatischen Wein findet man hierzulande eher selten. Es liegt daran, dass keine großen Mengen hergestellt werden. Und das meiste wird im Land getrunken. Qualitativ sind die Weine durchaus hochwertig.

Unterwegs an der Küste in Dalmatien: Das türkisblaue Meer funkelt, man sitzt zusammen bei Brot und Käse und bei einem Glas Wein. Schnell wird klar: Bei dem mediterranen Klima sind Rotweine eindeutig im Vorteil, die von den Temperaturen und der vielen Sonne profitieren. Babic und Plavac mali (kleiner Blauer) heißen Sorten, die nur in Kroatien angebaut werden. Die steinige Karstlandschaft sorgt für Mineralität. Aber auch Rebsorten wie Merlot und Syrah gedeihen hier hervorragend. Die viele Sonne führt dazu, dass die Weine es in sich haben: 13 bis 16 Prozent Alkohol sind keine Seltenheit.

Es hat ein bisschen was von der Provence...
Es hat ein bisschen was von der Provence…

Aber auch weiße Sorten werden angebaut, mit Marastina hat Kroatien auch hier eine autochthone Rebsorte. Goldgelb ist die Farbe des Weins.

Kräuter finden auch ihren Weg in die Küche
Kräuter finden auch ihren Weg in die Küche

Zu Besuch auf dem Weingut Bibich in Plastovo, nicht weit vom Krka-Nationalpark, den man als Filmkulisse aus Filmen wie Winnetou und Old Shatterhand kennt: Nach dem Kroatienkrieg hat die Familie das Weingut aufgebaut und brachliegende Weinstöcke reaktiviert. Weiße Wände, Kräuter und Deko – man fühlt sich hier wie in die Provence versetzt.

Blick in den Weinkeller des Guts Bibich in Plastovo

Auf 23 Hektar werden die Weinreben angebaut. 150.000 Flaschen stellt die Familie Bibich im Jahr her – und das meiste wird tatsächlich exportiert, in die USA. Der Stolz des Guts ist „Bas de Bas“, ein Cuvée aus 90 Prozent Shiraz und 10 Prozent Merlot. Rund, vollmundig mit einer tiefroten Farbe – mit mehr als 500 Kuna (umgerechnet circa 70 Euro) aber auch sündhaft teuer.

Günstiger kommt man mit „Debit“ davon (circa 10 Euro): Der Weißwein ist aus der letzten Ernte, leicht, fruchtig und mit dem Aroma von grünem Apfel, perfekt für den Sommerabend. Gute Weine aus Kroatien müssen sich also nicht hinter den Erzeugnissen aus „typischen“ Ländern wie Frankreich, Italien und Deutschland verstecken.

Im Weingut Bibich in Plastovo
Im Weingut Bibich in Plastovo

Im Mai 2018 habe ich an einer Pressereise nach Kroatien teilgenommen. Fünf Tage waren wir an der dalmatinischen Küste unterwegs. Ihr wollt mehr von Kroatien lesen? Hier geht es zu dem Blogeintrag über Skradinski Bug, wohl Kroatiens bekannteste Wasserfälle. Hier wurde unter anderem „Winnetou“ gedreht.

Wiederentdeckt: Chiles Rotwein-Wunderkind

Wer einen fruchtigen Rotwein für einen milden Sommerabend sucht, der ist bei chilenischem Wein genau richtig. Genauer gesagt: Bei der Sorte Carmenere. Die hat darüber hinaus eine interessante Geschichte zu erzählen.

Chiles Geheimwaffe ist der Carmenere. Die rote Traubensorte stammt ursprünglich aus der Bordeaux-Region, dort konnte sie allerdings nicht gedeihen und fiel der Reblaus zum Opfer. In Chile hingegen machte sie Karriere, nachdem man sie überhaupt wiederentdeckt hat. Denn lange Zeit hatte man sie für Merlot gehalten. Carmenere unterscheidet sich deutlich von anderen Rotweinen: Ich habe auf meiner Weltreise auf dem Weingut Concha y Toro, einem der Platzhirsche Chiles, eine Probe mitgemacht.

Der Merlot zum Beispiel ist trocken, die Zunge fühlt sich hinterher durch die enthaltenen Tannine recht trocken an. Der Carmenere hingegen ist absolut fruchtig-lieblich, fast schon könnte man ihn süffig nennen, und hinterlässt im Mund einen ganz anderen Geschmack. Farblich gesehen können beide mit tiefroter, rubinartiger Farbe punkten. Mein Favorit war dennoch eindeutig der Carmenere.

Echten Carmenere - den gibt es nur in Chile.
Echten Carmenere – den gibt es nur in Chile.

Besonders für die roten Traubensorten eignet sich das chilenische Klima eben gut: Knapp 60 Prozent der gesamten produzierten Weinmenge des südamerikanischen Landes sind Rotweine. Cabernet Sauvignon ist eine der am häufigsten angebauten Sorten, aber auch Merlot ist gut vertreten.

Doch auch mit Weißweinen macht man in Chile nichts falsch. Chardonnay oder selbst Riesling werden angebaut, vorzugsweise aber eher in Ozeannähe, da das Klima dort regenreicher und nicht so heiß ist wie im Landesinneren. Das Land, in das das Weingut Concha y Toro übrigens am meisten exportiert, ist mittlerweile China. Dort wird guter Wein immer begehrter.

Auf dem Weingut Concha y Toro, dem größten Weinexporteur von Chile.
Auf dem Weingut Concha y Toro, dem größten Weinexporteur von Chile.

Weinprobe in der Pfalz: Mehr zum Thema Wein gibt es hier.

Neue grüne und schwarze Tees für den Frühling

Die erste neue Fuhre an Tees ist angekommen. Passend zum Frühling habe ich mich an frische, neue Teesorten gewagt. Es war mal wieder Zeit für japanische Senchas, aber auch ein südkoreanischer und chinesischer Tee ist dabei und einer aus Indien.

Bio Joongjak aus Südkorea:

Was für ein Aroma! Dieser gekräuselte Tee kann es mit sehr guten und teuren japanischen Senchas aufnehmen (zum Beispiel von den japanischen Familiengärten Morimoto oder Hayashi). Der Tee riecht zuerst durchaus holzig-würzig, die feuchten Teeblätter hingegen verströmen nach dem ersten Aufguss ein herrlich weiches Aroma nach Gebäck – wie qualitativ hochwertige Kuki-Tees. Leider schlägt sich der tolle Geruch nicht eins zu eins in der Tasse nieder. Der Tee hat eher wenig umami, ist aber dennoch leicht und unkompliziert. Mit jedem weiteren Aufguss erinnert der Geschmack mehr und mehr an chinesische Senchas.

Fazit: Vom Geschmack her kann der Tee die (zugegebenermaßen extrem hohen) Erwartungen, die man nach dem Aufguss geruchstechnisch hat, nicht erfüllen. Er ist aber dennoch sehr lecker. Und dafür, dass er knapp ein Drittel von den Tees der Familiengärten kostet (6,50 Euro pro 100 Gramm, im Gegensatz zu gut und gerne 20 bis 25 Euro für einen Tokojou Sencha aus dem Sortiment der Familiengärten), bietet er ein ungewöhnlich gutes Preis-Leistungs-Verhältnis.

Mie Tokojou Sencha:

Ein Sencha der Familie Hayashi. Von Form und Farbe her sehen die Teeblätter wie Tannennadeln aus. Der Aufguss ist sehr trüb, da der Tee lange bedampft wurde (fukamushi), man sieht auch in der Teekanne kleinere Blätterteilchen oben schwimmen. Vom Geschmack her hat er erfreulich viel umami und auch der zweite Aufguss ist noch sehr lecker. Allerdings ist das Aroma nicht so umfangreich, wie man für so einen hochpreisigen Tee (knapp 21 Euro pro 100 Gramm) erwarten würde. Der dritte Aufguss verliert schon recht viel vom umami-Geschmack, schmeckt aber immer noch nach kräftigem Sencha, während der erste Aufguss je nach Intensität auch blumige Aromen geboten hat.

Fazit: Ein sehr guter Tee, wie man ihn auch von den japanischen Familiengärten erwarten kann und gewöhnt ist. Dennoch habe ich von einem „Tokojou“ – also dem „Besten“ ein klein wenig mehr erwartet. Der Tokojou Sencha der Familie Morimoto hat mir beispielsweise besser geschmeckt, da er würziger war. Aber das ist ja – wie alles rund um das Thema – Geschmackssache. Trotz dieser kleinen Unterschiede ist der Tee der Familie Hayashi ein absoluter Genuss.

Misty Nebeltee aus China:

Der dritte Grüne im Bunde der Neuzugänge in meinem Teeregal. Schöne, intensive gelb-grüne Tasse und ein super Aroma. Lange habe ich nachgedacht, an was mich der Geschmack entfernt erinnert…irgendein Gemüse…lacht mich bitte nicht aus, aber vielleicht schmeckt man aus der Tasse einen Hauch von Spargel? Aber das muss ich noch weiter ergründen.

Fazit: Auf jeden Fall ein Tee, der Lust auf mehr macht. Gehört aber auch zu den etwas teureren mit knapp 15 Euro pro 100 Gramm.

Frost Tea Nilgiri aus Südindien:

Wer schwarzen Tee für langweilig hält oder bislang nur die starke Ostfriesenmischung getrunken hat, der sollte unbedingt mal diesen Tee aus Indien probieren. Würzig-mild und super aromatisch kommt er daher. Die schwarzen Teeblätter sind außergewöhnlich hell, dazwischen tummeln sich viele fast schon grüne Blätter. Vom Geschmack her ist der Frost Tea etwas völlig anderes als so eine krägtige-malzige Assammischung. Er erinnert er an Darjeeling, dadurch, dass er viel milder ist. Und dennoch ist er nicht ganz so blumig-leicht wie so mancher Darjeeling. Das würzige (auf der Packung steht Muskataroma) kommt ganz deutlich heraus.

Fazit: Der Tee hat ein ganz eigenes Aroma, nicht vergleichbar mit den Sorten aus Assam oder Darjeeling, das macht den Tee zu etwas Besonderem. Der Preis von knapp 10 Euro pro 100 Gramm ist absolut gerechtfertigt.

Süße Knolle: Trendgemüse Süßkartoffel

Auch Nahrungsmittel unterliegen Trends – die Süßkartoffel, die nur dem Namen her, aber nicht botanisch gesehen mit der Kartoffel verwandt ist, hat in jüngster Zeit Supermärkte und Speisekarten erobert. War sie anfangs nur in Bioläden zu bekommen, sieht man sie in immer mehr in normalen Supermärkten und Discountern. Ob im Rewe, Edeka oder Aldi: Die Menschen sind auf den Geschmack gekommen.

Der ist, wie der Name zurecht betont, eher süß als herzhaft. Weiterer Vorteil von Ipomoea Batatas ist die schnelle Garzeit und die vielen Ballaststoffe und Vitamine, die unter der meist rötlich-purpurnene Schale im orangenfarbenen Fleisch stecken. 3 Gramm Ballaststoffe pro 100 Gramm gekochter Süßkartoffel, dazu Vitamin D, ß-Carotine und sekundäre Pflanzenstoffe sind laut Verbraucherinformationsdienst aid drin. Mit nur 108 Kalorien ist die Knolle auch grundsätzlich sehr kalorienarm.

Wie bereitet man die Süßkartoffel am besten zu? Die Möglichkeiten sind schier unendlich. Man kann sie zum Beispiel wie „normales“ Gemüse als weitere Zutat in einer Gemüsepfanne braten. Als ich mir das erste Mal die Knolle im Bioladen gekauft hab und überlegt hab, was ich daraus machen soll, hab ich sie gekocht und zu einer Suppe püriert. Mein Freund hatte so eine Süßkartoffelsuppe mal in einem peruanischen Restaurant gegessen und war von dem intensiven Geschmack ganz angetan. Angeblich findet sich in Südamerika auch ihr Ursprung, spanische Eroberer sollen die Süßkartoffel nach Europa mitgebracht haben.

Süßkartoffelpommes mit Sourcream: Der Renner

Mittlerweile hab ich diverse Suppenvarianten ausprobiert: Ob gemeinsam mit normalen Kartoffeln und Sahne gekocht, oder eher gemüsig mit Zucchini. Gerne tute ich sie auch in Gemüseaufläufe rein. Aber am besten entfaltet sich meiner Meinung nach der Geschmack, wenn man sie alleine zubereitet, ohne Schnickschnack, was ablenkt: Einfach in Pommesform oder Scheiben schneiden und mit Öl beträufelt ab in den Backofen. Dazu Sourcream oder ein anderer Dip, unglaublich lecker. Aber Achtung: Die Konsistenz ist im Vergleich zu der Kartoffel viel härter, man braucht da durchaus paar Minuten mehr, um so eine große Knolle in handliche Pommesstücke zu verarbeiten. Die Schale kann man auch mitkochen und mitessen, würde ich allerdings nicht empfehlen – teilweise ist die ganz schön hart.

103 Millionen Tonnen an Süßkartoffeln werden laut Wikipedia geerntet, größter Produzent ist China. Damit ist die süße Knolle in guter Gesellschaft von Kartoffel und Maniok. Den Vertreter der Windengewächse erhält man quasi das ganze Jahr über, da die Süßkartoffel sowieso eher in warmen Regionen wächst. Man bekommt sie aus den USA, Spanien, Israel, Afrika. Mein absolutes Trendgemüse in diesem Herbst.

Oben roh...hier kross gebraten, mit Pfeffer und Paprika: Süßkartoffelchips.
Oben roh…hier kross gebraten, mit Pfeffer und Paprika: Süßkartoffelchips.

Was man über Kaffee wissen sollte

150 Liter Kaffee im Jahr trinkt der Durchschnittsdeutsche im Jahr. Macht ungefähr 0,4 Liter am Tag. Eine Jumbotasse oder drei kleine Tässchen.

Das braune Getränk ist aus dem meisten Leben der Bürger nicht mehr wegzudenken. Gerade für Journalisten ist der Muntermacher das Lebenselixier schlechthin 😉 und für viele das erste (und einzige), was sie nach dem Aufstehen sehen wollen. Ich hab mich mal durch paar Statistiken und Zahlen gewühlt – und ganz interessante Dinge herausbekommen.

  • Schnell mal in den Laden und ein Kilo Kaffeepulver kaufen. Dafür müssen 5 Kilogramm Kirschen verarbeitet werden. Das entspricht 4000 einzelnen Kirschen oder 8000 Kaffeebohnen. Und das, obwohl der durchschnittliche Kaffeebaum gerade einmal ein halbes Kilo Rohkaffee pro Jahr abwirft. Wenn ein/e Durchschnittsbürger/-in im Jahr knapp 7 Kilogramm Kaffeepulver verbraucht, braucht er also die Ernte von zwei Bäumen.
  • Überhaupt das erste Mal Kaffeekirschen von der Kaffeepflanze ernten kann man nach drei bis vier Jahren. Das maximale Produktionsvolumen erreicht die Kaffeepflanze nach sechs bis acht Jahren, dann steht sie sozusagen „in voller Blüte“. Um die neun Monate dauert es, bis eine Blüte am Kaffeebaum zur Frucht gereift ist, wie bei den Menschen. Die Arabicafrüchte sind etwas schneller reif (7-9 Monate), die Robustapflanzen brauchen etwas länger (9-11 Monate). Mehr Vergleiche zwischen den großen Arabicabohnen und ihren kleinen Robusta-Schwestern: Der Koffeinanteil in einer Arabicabohne beträgt zwischen 0,8 und 1,5 Prozent, während er bei der Robustabohne zwischen 17, und 3,5 schwankt.
  • Welches Land produziert am meisten Kaffee? Da gibt es unterschiedliche Statistiken, je nachdem, ob man die Menge an Rohkaffee nimmt oder den Ernteertrag pro Fläche oder ob man nur auf den Export schaut. Was den Ernteertrag pro Fläche angeht, war Malaysia Sieger (zahlen von 2013) mit etwas mehr als 29.000 Hektogramm pro Hektar. Brasilien hingegen produziert absolut gesehen am meisten: 32 Prozent der weltweiten Kaffeerohproduktion geht auf das Konto des südamerikanischen Landes. Brasilien führt auch bei der angebauten Fläche: Auf über 2 Millionen Hektar Land (2,085 ha) wachsen Kaffeebäume. Doch zu dicht sollten die Pflanzen nicht stehen, mehr als 1200 und 1800 Bäume pro Hektar sollten nicht wachsen.
  • Kaffee wird immer saurer, je länger er stehen bleibt. Schmeckt man ja. Hat man frischen Filterkaffee aufgebrüht, hat er einen pH-Wert von 5,28. Nach einer halben Stunde des Warmhaltens schon nicht mehr als 5,05, nach einer Stunde ist der Wert auf 4,93 gesunken und nach drei Stunden auf 4,9. Also zügig genießen.

Das und vieles mehr ist im Tchibo-Kaffeereport nachzulesen. Einmal im Jahr bringt das Unternehmen gemeinsam mit Brand Eins und Statista den Bericht mit Zahlen und Statistiken heraus.

 

Der perfekte Tee

Heißes Wasser in einen Becher gießen, Beutel rein – Fertig ist der Tee? Ist nicht! Wer japanische Spitzentees zubereitet, braucht Zeit und das richtige Equipment.

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Kyusus werden die japanischen Teekannen genannt.

Abgesehen von dem Grundprodukt, den Teeblättern, benötigt man als Grünteeliebhaber erstens ein ganzes Arsenal an Utensilien wie Teekannen und -schalen, zweitens das richtige Wasser und drittens muss man wissen, wie man erstens und zweitens perfekt kombiniert. Eine Wissenschaft für sich, die ich bei einer Teeschulung in Frankfurt lernen will: Wie bereitet man den perfekten Tee zu?

1. Die Teeblätter

Wer ein gutes Produkt genießen möchte, wird unweigerlich zu losem Tee greifen. Ja, es gebe auch qualitativ sehr guten Tee im Beutel, erklärt Tee-Experte Christof Heinickel vom Frankfurter Teehaus Schnorr, aber dafür muss man ordentlich tief in die Tasche greifen. Das, was im Supermarkt gemeinhin als Beuteltee verkauft wird, sind geschnibbelte Stängel und andere mindere Bestandteile. Daher: Immer zu losem Tee greifen. Wer auf japanische Grüntees steht, nimmt beispielsweise entweder einen etwas herberen Bancha (zusätzlich zu den oberen Blätter werden die größeren, fleischigen Blätter mitgeerntet) oder einen frischen Sencha (wobei die Bezeichnung „Sencha“ eigentlich der Oberbegriff für alle bedampften Grüntees ist).

Wer es edler mag, greift zu Gyokuro oder anderen beschatteten Tees (Kabusecha). Hier wird wenige Tage oder Wochen vor der Ernte der Teestrauch mit Netzen bedeckt. Dadurch erhält die Pflanze weniger Licht. Normalerweise würde die Tepflanze unter Lichteinwirkung Katechine bilden, um sich so vor zu viel Sonneneinstrahlung zu schützen – quasi das Äquivalent zum Bräunen der Haut bei Menschen. Katechine sind die Stoffe, die dafür sorgen, dass grüner Tee bitter schmeckt. Dadurch, dass sie nun weniger Sonne abbekommt, wird dieser Prozess gestoppt, die Pflanze fängt an, die Katechine vermehrt in Aminosäuren umzuwandeln. Die sorgen für den vollen Geschmack des Umami: Der Aufguss schmeckt gehaltvoll, weniger bitter, dafür fast schon süß – und ein wenig nach Fisch, nach Gemüse. Umami eben.

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Los geht es mit der Schulung. Für den Gaumen eine Herausforderung, so viele Aromen hintereinander zu schmecken, zu analysieren und zu bewerten.

 

2. Das Wasser

Bloß das Wasser abkochen, mahnt Tee-Experte Heinickel. Wichtig ist, dass alles Kalk aus dem Wasser ausflockt und so den Geschmack des Tees nicht verderben kann. Man kann das abgekochte Leitungswasser abkühlen lassen oder mit stillem Wasser aus Flaschen mischen und so für die richtige Temperatur sorgen, schlägt Heinickel vor. Da sich mir noch nie das Kaufen von Wasser in Flaschen erschlossen hat (bei der guten Qualität unsere Leitungswassers in Deutschland), werde ich in Zukunft beim abgekochten Leitungswasser bleiben.

DSC_03483. Die Kannen

Tee braucht Platz, um sich zu entfalten. Die Blätter entrollen sich und geben so ihr Aroma frei. Das können sie am besten in Kannen tun, in denen sie lose eingefüllt wurden. Zu enge Siebe und Tee-Eier verhindern, dass sich der Tee entfalten und so sein Aroma komplett ans Wasser abgeben kann. Wichtig: Japanische Teekannen (Kyusu) niemals mit Spülmittel ausspülen, warnt Christof Heinickel vom Frankfurter Teehaus Schnorr, da der Spülmittelgeschmack das Aroma ruiniert.

4. Die Temperatur

Je heißer das Wasser, desto mehr Bitterstoffe werden gelöst. Mit sprudelnd kochendem Wasser gießt man lediglich Matcha (gemahlener grüner Tee) auf, denn nur bei so hohen Temperaturen löst sich das feine Pulver komplett auf. Bei Grüntee nimmt man meist 60 bis 80 Grad. Will man mehr von dem Umami aus dem Tee herauslocken, so gießt man ihn mit niedrigeren Temperaturen auf (40 bis 60 Grad). Es gibt auch eine Variante, bei der man den japanischen Tee mit kaltem Wasser aufgießt (Mizudashi): Perfekt für den Sommer.

5. Die Ziehzeit

Japanische Grüntees kann man mehrmals aufgießen (zwei bis viermal). Die Aufgussmenge hängt dabei von der jeweiligen Ziehzeit ab. Geschätzt gibt ein japanischer Tee sein komplettes Aromas nach anderthalb Minuten ab, erklärt Teekenner Christof Heinickel während der Schulung. Diese Zeit kann man auf die verschiedenen Aufgüsse verteilen. Den ersten Aufguss sollte man allerdings entgegen hartnäckiger Gerüchte nie wegschütten. Das Wegschütten ist Teil des japanischen Teerituals und soll dem Gast zeigen, dass man seine Schale extra für ihn besonders säubert. Doch üblicherweise steckt im ersten Aufguss das intensivste Aroma, also unbedingt genießen!

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So muss er aussehen: Der perfekte Tee!

 

Sri Lanka: Auf den Spuren des Ceylon-Tees

Das erste, was einem auffällt, ist der Geruch. Fruchtig und herb zieht einem der Duft der feuchten Blätter in die Nase, kaum hat man die Fabrik des Demodera Tea Estate im Herzen des Berglandes von Sri Lanka betreten. In einer Halle werden Kiloweise Blätter des Teestrauchs, Camellia sinensis, ausgebreitet und getrocknet. Willkommen in der Welt des Tees!

In den Teefabriken probieren und beurteilen die Tea-Tester die verschiedenen Chargen.
In den Teefabriken probieren und beurteilen die Tea-Tester die verschiedenen Chargen.

Die tropische Insel ist der größte Tee-Exporteur der Welt. Die Bezeichnung Ceylon kennt man in aller Welt. Von grün, rostrot über orange bis hin zu einem dunklen Braun: Die Tassenfarbe schwankt, getrunken wird der Tee entweder pur, aromatisiert oder mit Milch. Die Engländer sind es schuld, dass Sri Lankas Tee seinen Weg in alle Welt gefunden hat. 1840 hatte die Est India Company die Teepflanze versuchsweise im nordindischen Assam angebaut. Im selben Jahr noch experimentierten sie mit 200 Pflanzen auf Sri Lanka. Siehe da, dem Strauch gefiel das feucht-warme Klima des singhalesischen Hochlands und er wuchs und wuchs. Will man den Tee dort sehen, wo er angebaut wird, muss man weg von der Küste und den Touristenorten, hinein in die Bergebene um Nuwara Eliya und Ella.

Teepflücken ist immer noch Handarbeit – und eine ziemlich mühselige noch dazu.
Teepflücken ist immer noch Handarbeit – und eine ziemlich mühselige noch dazu.

Im feuchten Hochland fühlt sich Camellia sinensis zu Hause

Zugfahren in Sri Lanka ist abenteuerlich. Die ganze Zeit ruckelte und trötet es, Menschen laufen zwischendurch auf den Gleisen, immer wieder hält der Zug (der sicher auch schon einige Jahr auf dem Buckel hat) mit Vollbremsung an. Wir sind in Nuwara Eliya, dem Dreh- und Angelpunkt der Teeanbauregion. Schaut man aus dem Fenster, sieht man: nichts. Eine feuchte neblige Suppe hängt über den Bergen, Schwaden steigen auf, Regentropfen kriechen über die Glasscheibe. So hatten wir uns das nicht vorgestellt. Aber guter Tee braucht genau das: Viel Feuchtigkeit und Regen. Und genau den bekommt er im Hochland. Doch auch der Nebel kann sich nicht ewig halten, irgendwann reißt die graue Wand auf – und offenbart atemberaubende Blicke auf grüne Hänge und tiefe Täler. Die Teesträucher bedecken die steilen Hänge der Bergregion wie einen Teppich. Teepflückerinnen leuchten als bunte Punkte inmitten all des Grüns auf. Ihre Arbeit ist der erste Schritt für das Teeblatt auf dem Weg in die Tasse.

Antikes Gerät noch im Einsatz

In der Demodera Tea Fabrik schaufeln die Arbeiter die Teeblätter in die Säcke, überall liegen Fetzen von abgerissenen Blatteilen herum. Wir steigen die Holzdielen herauf und befinden uns in einem Raum mit Maschinen: Sie rattern, drehen sich – und zerreiben die frischen Teeblätter. So wird die Fermentation in Gang gesetzt. Was nichts anderes heißt als Oxidation: Luft gelangt an den Saft, der aus den Blättern austritt, und reagiert mit ihm. Die Blätter fermentieren und erhalten ihre charakteristische Farbe und ihren Geschmack. Würde man die Blätter als Ganzes trocknen und dämpfen, käme grüner Tee heraus. Die Maschinen sind fast schon antik – man findet Exemplare von 1950, 1978 oder 1992. Es gibt wahrlich modernere Teefabriken auf Sri Lanka. Nachdem sie eine halbe Stunde zerrieben wurden, werden die Blätter nach Größe sortiert und getrocknet. Mit Werkzeug werden die trockenen Haufen auf Bänder geschaufelt und in einem Backofen getrocknet.

Hänge voller Teesträucher: Sri Lanka gilt als größter Tee-Exporteur der Welt.
Hänge voller Teesträucher: Sri Lanka gilt als größter Tee-Exporteur der Welt.

Sammelsurium an Qualitätsbezeichnungen

Die Arbeiter wuseln zwischen den Fässern, in denen der Tee aufbewahrt wird herum – barfuß. Arbeitsschutz scheint auf Sri Lanka häufig noch ein Fremdwort zu sein. Immer mal wieder kehrt einer zusammen, was auf den Boden gefallen ist. Masken haben die Arbeiter an – um nicht zu viel des feinen Staubs, der bei der Produktion entsteht, einzuatmen. Die Bezeichnungen des Tees klingen wie Kauderwelsch. Broken Orange Pekoe, Fannings oder Dust, Tippy oder Flowery. Viele (teils veraltete) Begriffe prägen den Teemarkt und bezeichnen die verschiedenen Qualitätsstufen. Ob lange Blätter, kleine Blätter mit Knospen oder der kräftige Teestaub – für jeden Geschmack und für jeden Geldbeutel wird produziert.

Von den Fässern wird der Tee in Säcke geladen. Nun wartet er auf seinen Transport nach Colombo, von wo aus er seine Reise in die Welt antreten wird. Also dann: Zurücklehnen und die Tasse Ceylon-Tee genießen.

Der Teestrauch ist seit 1840 auf der Insel im indischen Ozean heimisch – und hat sich seitdem gut ausgebreitet.
Der Teestrauch ist seit 1840 auf der Insel im indischen Ozean heimisch – und hat sich seitdem gut ausgebreitet.

Zu Besuch beim Mann mit Hut

Nummer 33 war eindeutig der Beste. Oder war es Nummer 34? Bei der Weinreise durch die Pfalz, Rheinhessen und an die Nahe probieren wir über 50 Weine, da kann man schonmal was durcheinander bringen. Einer bleibt allerdings in Erinnerung: Der Pornfelder von Lukas Krauß. Mit seinem Marketingkonzept ist er Deutschlandweit bekannt geworden.

Mit Lukas Krauß auf seinem Weingut. Hier zeigt er uns, wo der nächste Jahrgang lagert.
Mit Lukas Krauß auf seinem Weingut. Hier zeigt er uns, wo der nächste Jahrgang lagert.

Morgens, halb zehn, irgendwo in der Pfalz. Um zum Weingut von Lukas Krauß zu gelangen, fährt man an Gemüsefeldern vorbei, in der Ferne schlängelt sich die Weinstraße an den Hängen. Schnell ist man der unscheinbaren Einfahrt vorbeigefahren, der Busfahrer muss zurücksetzen. Lukas Krauß begrüßt die Mutigen, die bei gefühlten 35 Grad eine Weinprobe im Wingert machen möchten. Krauß, 27 Jahre, khakifarbene Cargohose, Lederkette, wartet im Hof. Sein Markenzeichen: Der Cordhut. Daher auch: Mann mit Hut. So vermarktet der Pfälzer seine Weine. 2008 war sein erster Jahrgang, der „Pornfelder“ – eine Mischung aus den Weinsorten Portugieser und Dornfelder – war geboren. Seine Marketingstrategie sorgte für Furore in der Weinwelt. Endlich mal ein junger moderner Winzer! „Sex und Rock’n’Roll“ jubelte der Stern.

Lukas Krauß muss lachen, als er an die Anfangszeit zurückdenkt: „Dilettanisch“ sei er herangegangen. Nicht an den Wein, aber beispielsweise an die Herstellung der Etiketten. Die hat er anfangs nämlich selber gemacht, inklusive Raster zeichnen und draufkleben. Mit Photoshop wäre es einfacher gewesen. Das Logo für seinen Pornfelder hat allerdings nicht er gezeichnet, sondern eine Agentur. Zwei halbnackte Frauen, die sich um eine Flasche räkeln. Das hätte man Lukas Krauß, Vater zweier kleiner Kinder, auch nicht zugetraut. Man muss sich auch fragen, ob es tatsächlich so innovativ ist, mit nur pseudomäßig verdeckten Brüsten für Lebensmittel zu werben. Ist es nämlich nicht. Ein Aufreger für jede Frau, die zur Abwechslung mit Kompetenz und Intelligenz überzeugen möchte.

Geiler Wein! So vermarktet Lukas Krauß seine Weine.
Geiler Wein! So vermarktet Lukas Krauß seine Weine.

Es geht über den Hof, vorbei an den Lagebehältern hinein in die Halle. Lukas Krauß‘ Vater wuselt im Hintergrund herum: Auch er trägt einen Hut – aus Stroh diesmal. Macht der 27-Jährige etwas anders als sein Vater – außer, dass er den Stroh- gegen einen Cordhut eingetauscht hat? „Alles“, meint Krauß Junior. Er macht trockenere Weine, und die eigene Linie sei auch teurer: Ein bis zwei Euro mehr pro Liter muss man dafür bezahlen. Das kann Kundschaft kosten – oder neue Kunden bringen. Lukas Krauß besteht auch darauf, dass er in seinem Weinberg mehr von der Hand macht. „Knatsch gibt’s immer“, sagt der junge Winzer. Das bleibt bei zwei Generationen unter einem Dach nicht aus.

Ungewöhnlich? Ich tue mich schwer mit dem Begriff. Das hängt ja auch immer von der Sichtweise ab.

Ab in den Weinberg: Lukas Krauß hat ein Wägelchen mit Weinflaschen vollgepackt. Sein Wein soll dort probiert werden, wo er wächst. Also geht es im Gänsemarsch durch die Reihen, der Pfälzer voran. In seinem Wingert blüht viel, der Weinberg wird schließlich ökologisch betrieben. Und auch so sind dem Mann mit Hut seine „Mückelchen“ und anderes Getier wichtig. Zwischendrin hat er ein Insektenhotel gebaut: „Lebensturm“ nennt er es. Eine Hand in der Hosentasche, mit der anderen schenkt er aus. Eigentlich ist er nur Winzer geworden, weil er von der Schule wegwollte, erzählt Krauß. Was er garantiert nicht sein möchte: Normal. Krauß hat seine eigene Klassifizierung erfunden:  Seine Weine werden nicht Guts-, Orts- oder Lagenwein genannt sondern mit Hüten klassifiziert: Es gibt 1-Hut und 2-Hut-Weine. Aber ist seine Herangehensweise „ungewöhnlich“? „Ich tue mich schwer mit dem Begriff“, sagt Lukas Krauß, „das hängt ja auch immer von der Sichtweise ab.“

Und da ist er endlich: Der berühmte Pornfelder. Brillant rot schimmert er im Glas, ein Hauch Vanille, sehr trocken. „Kantig“ sollen seine Weine sein, sagt Krauß, sie sollen ihren eigenen Stil haben. Was hat er als nächstes vor? Was man nächstes Jahr für Ideen hat, weiß man doch noch nicht, sagt Krauß und zieht mit seinem Wägelchen weiter.

Lukas Krauß: Der Mann mit Hut plus Notration Wein in seinem Wingert.
Lukas Krauß: Der Mann mit Hut zieht mit seinem Wägelchen durch sein Wingert. Die Weine soll man schließlich dort probieren, wo sie herkommen.
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Und da ist er: Der Pornfelder

Mehr zu Lukas Krauß: www.lukaskrauss.de.