Kroatischen Wein findet man hierzulande eher selten. Es liegt daran, dass keine großen Mengen hergestellt werden. Und das meiste wird im Land getrunken. Qualitativ sind die Weine durchaus hochwertig.
Unterwegs an der Küste in Dalmatien: Das türkisblaue Meer funkelt, man sitzt zusammen bei Brot und Käse und bei einem Glas Wein. Schnell wird klar: Bei dem mediterranen Klima sind Rotweine eindeutig im Vorteil, die von den Temperaturen und der vielen Sonne profitieren. Babic und Plavac mali (kleiner Blauer) heißen Sorten, die nur in Kroatien angebaut werden. Die steinige Karstlandschaft sorgt für Mineralität. Aber auch Rebsorten wie Merlot und Syrah gedeihen hier hervorragend. Die viele Sonne führt dazu, dass die Weine es in sich haben: 13 bis 16 Prozent Alkohol sind keine Seltenheit.
Aber auch weiße Sorten werden angebaut, mit Marastina hat Kroatien auch hier eine autochthone Rebsorte. Goldgelb ist die Farbe des Weins.
Zu Besuch auf dem Weingut Bibich in Plastovo, nicht weit vom Krka-Nationalpark, den man als Filmkulisse aus Filmen wie Winnetou und Old Shatterhand kennt: Nach dem Kroatienkrieg hat die Familie das Weingut aufgebaut und brachliegende Weinstöcke reaktiviert. Weiße Wände, Kräuter und Deko – man fühlt sich hier wie in die Provence versetzt.
Auf 23 Hektar werden die Weinreben angebaut. 150.000 Flaschen stellt die Familie Bibich im Jahr her – und das meiste wird tatsächlich exportiert, in die USA. Der Stolz des Guts ist „Bas de Bas“, ein Cuvée aus 90 Prozent Shiraz und 10 Prozent Merlot. Rund, vollmundig mit einer tiefroten Farbe – mit mehr als 500 Kuna (umgerechnet circa 70 Euro) aber auch sündhaft teuer.
Günstiger kommt man mit „Debit“ davon (circa 10 Euro): Der Weißwein ist aus der letzten Ernte, leicht, fruchtig und mit dem Aroma von grünem Apfel, perfekt für den Sommerabend. Gute Weine aus Kroatien müssen sich also nicht hinter den Erzeugnissen aus „typischen“ Ländern wie Frankreich, Italien und Deutschland verstecken.
Wer einen fruchtigen Rotwein für einen milden Sommerabend sucht, der ist bei chilenischem Wein genau richtig. Genauer gesagt: Bei der Sorte Carmenere. Die hat darüber hinaus eine interessante Geschichte zu erzählen.
Chiles Geheimwaffe ist der Carmenere. Die rote Traubensorte stammt ursprünglich aus der Bordeaux-Region, dort konnte sie allerdings nicht gedeihen und fiel der Reblaus zum Opfer. In Chile hingegen machte sie Karriere, nachdem man sie überhaupt wiederentdeckt hat. Denn lange Zeit hatte man sie für Merlot gehalten. Carmenere unterscheidet sich deutlich von anderen Rotweinen: Ich habe auf meiner Weltreise auf dem Weingut Concha y Toro, einem der Platzhirsche Chiles, eine Probe mitgemacht.
Der Merlot zum Beispiel ist trocken, die Zunge fühlt sich hinterher durch die enthaltenen Tannine recht trocken an. Der Carmenere hingegen ist absolut fruchtig-lieblich, fast schon könnte man ihn süffig nennen, und hinterlässt im Mund einen ganz anderen Geschmack. Farblich gesehen können beide mit tiefroter, rubinartiger Farbe punkten. Mein Favorit war dennoch eindeutig der Carmenere.
Besonders für die roten Traubensorten eignet sich das chilenische Klima eben gut: Knapp 60 Prozent der gesamten produzierten Weinmenge des südamerikanischen Landes sind Rotweine. Cabernet Sauvignon ist eine der am häufigsten angebauten Sorten, aber auch Merlot ist gut vertreten.
Doch auch mit Weißweinen macht man in Chile nichts falsch. Chardonnay oder selbst Riesling werden angebaut, vorzugsweise aber eher in Ozeannähe, da das Klima dort regenreicher und nicht so heiß ist wie im Landesinneren. Das Land, in das das Weingut Concha y Toro übrigens am meisten exportiert, ist mittlerweile China. Dort wird guter Wein immer begehrter.
Weltreise Part 3: Etwas, wovon Australien genug hat, ist Küste und Meer. Und kein Abschnitt ist schöner als die Great Ocean Road, das Stück, das sich am südlichen Zipfel von Victoria von Warrnambool nach Torquay schlängelt. Schroffe Felsformationen wie die berühmten Twelve Apostels, dazu der blaue Ozean, nichts lädt mehr zu einem Road Trip ein!
Wir haben uns in Adelaide ein Auto gemietet und fahren bis nach Melbourne. Im Tower Hill, einem zugewachsenen ehemaligen Vulkankrater, in dem sich wunderschöne Natur wie in einem abgeschnittenen Kessel ansiedeln konnte (hat mich irgendwie etwas an „Jurassic Park“ erinnert – nur ohne die Saurier ;), konnten wir sogar Koalas in den Bäumen beobachten. Die haben sich aber von uns nicht stören lassen und haben weiterhin ihrem ausgedehnten Mittagsschläfchen gefröhnt.
Auf dem Weg zur Küste haben wir in einem Nest Station gemacht: Mount Gambier. Es war der 9. November – mit Spannung haben wir gewartet, was die Auszählung der amerikanischen Präsidentschaftswahl am Tag zuvor gebracht hat. Durch den Zeitunterschied mussten wir bis zum Nachmittag des nächsten Tages warten. Nicht nur wir waren neugierig, in jedem Hotel, in jeder Gemeinschaftshalle der Provinzstadt hatten sich Bewohner versammelt und haben die Verkündung der Ergebnisse im Fernsehen verfolgt.
Dass ich die Wahl Donald Trumps zum Präsidenten für eine Katastrophe halte, verhehle ich nicht. Dieser Mann vereint ungefähr alles, was ich an Einstellungen verabscheue: Er wettert gegen Migranten, würdigt Frauen herab, denkt in kleinkarierten nationalistischen Strukturen, ist autoritär-patriarchalisch, selbst Nanospuren an humanistischem Weltbild lässt er missen.
Nichts von dem, was er gesagt oder als Wahlprogramm angeboten hat, hat mich in irgendeiner Form angesprochen – aber offensichtlich genügend Amerikaner, sodass sie ihn, obwohl Hillary Clinton rein rechnerisch mehr Stimmen geholt hat, zum mächtigsten Mann der Welt gemacht haben. Ein Rückschritt in meinen Augen. Aber so funktioniert Demokratie und das muss man akzeptieren. Nach dem ersten Schock, den scheinbar alle Welt hat, bin ich sehr gespannt, wie es nun weitergehen wird.
Ozean und Outback – zwei unterschiedliche Facetten der australischen Landschaft
Die Great Ocean Road war das absolute Kontrastprogramm zu den Flinders Ranges. Diese Mountain Ranges, gewaltige Bergketten circa 400 Kilometer nördlich von Adelaide, sind die Grenze zum Outback. Dahinter kommt nur noch Coober Pedy und als Zentrum des Outback der Ayers Rock – das dauert allerdings, bis man dort ankommt, die Entfernungen in Australien sind nicht zu unterschätzen.
Aber auch bereits in den Flinders Ranges kann man schon die rötliche Erde sehen und die knochentrockene Vegetation, ob harte und raue Gräser, dürrer Boden und geduckte Büsche und Bäume, die mit wenig Wasser auskommen müssen. Die Creeks, die Flussbette, sind die meiste Zeit des Jahres ausgetrocknet. Doch wehe, es kommt tatsächlich mal Regen, dann treten die schnell über die Ufer und verwandeln sich in reißende Ströme.
Der Aussie-Style: Entspannt, freundlich, offen
In den Flinders Ranges sind wir eine Woche lang gewandert, durch faszinierende Felslandschaften, die je nach Tageszeit und Sonnenstand ihre Farbe wechseln. Mal rötlich-braun in der Mittagshitze, dann wieder in rosa und warmes Sandelholz getaucht bei Sonnenuntergang. Wir haben ein Ferienhäuschen von Geoff gemietet, einem waschechten Aussie-Sheep-Farmer mit ordentlichem Akzent. Ich hab nur die Hälfte verstanden, von dem, was er gesagt hat :).
Rau, aber super freundlich sind die Menschen dort – und extrem unkompliziert. „No worries“ sagen sie nicht nur, sie meinen es auch. Diese super lockere, unkomplizierte Einstellung so vieler Australier zum Leben, zum Alltag, zu allen Problemen hat mich echt beeindruckt. Obwohl die Menschen bestimmt genauso viele Sorgen und Nöte haben wie anderswo, nehmen sie es anscheinend leichter. Wozu sich unnötig Gedanken machen, das Leben ist hart genug, dann muss man es nicht noch verkomplizieren. Herrlich. Davon könnten sich die Deutschen echtmal eine Scheibe abschneiden. Die Kölner kommen dem noch am nächsten mit ihrem „Et hätt noch immer jot jegange“!
Auf jeden Fall machen:
Mal raus und abseits der großen Städte fahren. Die schnurgeraden Straßen, die sie scheinbar endlos durch die Landschaft schlängeln, sind beeindruckend.
Ausnahmsweise etwas früher aufstehen, denn Kängurus verkriechen sich bei der Mittagshitze gerne im Schatten. Morgens und abends hat man bessere Chancen, mal das eine oder andere „Roo“ davonhüppeln zu sehen.
Sternenhimmel im Outback anschauen: Es gibt keine Lichtverschmutzung und bei klarem Wetter spannt sich die Sternenkuppel über das komplette Himmelsgewölbe, ohne Worte! So einen klaren, schönen Sternenhimmel habe ich bislang nur in der Mongolei in der Wüste Gobi und im Kaukasus in Aserbaidschan gesehen.
Nahe Adelaide gibt es zwei bekannte Weinanbaugebiete: Das Barossa Valley und Clare Valley. Gerade zweiteres ist super klein, aber sehr süß. Unbedingt irgendwohalten und einen guten Wein trinken, alle paar Meter gibt es einen wine cellar mit Ausschank. Wer da nicht fündig wird…
Auf keinen Fall machen:
Auf der Straße rasen! Abgesehen davon, dass man sich erstmal an den Linksverkehr gewöhnen muss, sind genügend Straßen in schlechtem Zustand, sodass man man mit dem einen oder anderen holprigen Loch rechnen muss. Und man muss höllisch auf Tiere aufpassen: Eidechsen sonnen sich auf dem warmen Asphalt, Emus kreuzen die Straße, Vögel picken Heuschrecken auf. Kängurus trifft es besonders häufig: So viele tote Tiere säumen die Straßen, echt traurig. Besonders in der Dunkelheit werden sie überfahren, also bloß weg vom Gas!
Nummer 33 war eindeutig der Beste. Oder war es Nummer 34? Bei der Weinreise durch die Pfalz, Rheinhessen und an die Nahe probieren wir über 50 Weine, da kann man schonmal was durcheinander bringen. Einer bleibt allerdings in Erinnerung: Der Pornfelder von Lukas Krauß. Mit seinem Marketingkonzept ist er Deutschlandweit bekannt geworden.
Morgens, halb zehn, irgendwo in der Pfalz. Um zum Weingut von Lukas Krauß zu gelangen, fährt man an Gemüsefeldern vorbei, in der Ferne schlängelt sich die Weinstraße an den Hängen. Schnell ist man der unscheinbaren Einfahrt vorbeigefahren, der Busfahrer muss zurücksetzen. Lukas Krauß begrüßt die Mutigen, die bei gefühlten 35 Grad eine Weinprobe im Wingert machen möchten. Krauß, 27 Jahre, khakifarbene Cargohose, Lederkette, wartet im Hof. Sein Markenzeichen: Der Cordhut. Daher auch: Mann mit Hut. So vermarktet der Pfälzer seine Weine. 2008 war sein erster Jahrgang, der „Pornfelder“ – eine Mischung aus den Weinsorten Portugieser und Dornfelder – war geboren. Seine Marketingstrategie sorgte für Furore in der Weinwelt. Endlich mal ein junger moderner Winzer! „Sex und Rock’n’Roll“ jubelte der Stern.
Lukas Krauß muss lachen, als er an die Anfangszeit zurückdenkt: „Dilettanisch“ sei er herangegangen. Nicht an den Wein, aber beispielsweise an die Herstellung der Etiketten. Die hat er anfangs nämlich selber gemacht, inklusive Raster zeichnen und draufkleben. Mit Photoshop wäre es einfacher gewesen. Das Logo für seinen Pornfelder hat allerdings nicht er gezeichnet, sondern eine Agentur. Zwei halbnackte Frauen, die sich um eine Flasche räkeln. Das hätte man Lukas Krauß, Vater zweier kleiner Kinder, auch nicht zugetraut. Man muss sich auch fragen, ob es tatsächlich so innovativ ist, mit nur pseudomäßig verdeckten Brüsten für Lebensmittel zu werben. Ist es nämlich nicht. Ein Aufreger für jede Frau, die zur Abwechslung mit Kompetenz und Intelligenz überzeugen möchte.
Es geht über den Hof, vorbei an den Lagebehältern hinein in die Halle. Lukas Krauß‘ Vater wuselt im Hintergrund herum: Auch er trägt einen Hut – aus Stroh diesmal. Macht der 27-Jährige etwas anders als sein Vater – außer, dass er den Stroh- gegen einen Cordhut eingetauscht hat? „Alles“, meint Krauß Junior. Er macht trockenere Weine, und die eigene Linie sei auch teurer: Ein bis zwei Euro mehr pro Liter muss man dafür bezahlen. Das kann Kundschaft kosten – oder neue Kunden bringen. Lukas Krauß besteht auch darauf, dass er in seinem Weinberg mehr von der Hand macht. „Knatsch gibt’s immer“, sagt der junge Winzer. Das bleibt bei zwei Generationen unter einem Dach nicht aus.
Ungewöhnlich? Ich tue mich schwer mit dem Begriff. Das hängt ja auch immer von der Sichtweise ab.
Ab in den Weinberg: Lukas Krauß hat ein Wägelchen mit Weinflaschen vollgepackt. Sein Wein soll dort probiert werden, wo er wächst. Also geht es im Gänsemarsch durch die Reihen, der Pfälzer voran. In seinem Wingert blüht viel, der Weinberg wird schließlich ökologisch betrieben. Und auch so sind dem Mann mit Hut seine „Mückelchen“ und anderes Getier wichtig. Zwischendrin hat er ein Insektenhotel gebaut: „Lebensturm“ nennt er es. Eine Hand in der Hosentasche, mit der anderen schenkt er aus. Eigentlich ist er nur Winzer geworden, weil er von der Schule wegwollte, erzählt Krauß. Was er garantiert nicht sein möchte: Normal. Krauß hat seine eigene Klassifizierung erfunden: Seine Weine werden nicht Guts-, Orts- oder Lagenwein genannt sondern mit Hüten klassifiziert: Es gibt 1-Hut und 2-Hut-Weine. Aber ist seine Herangehensweise „ungewöhnlich“? „Ich tue mich schwer mit dem Begriff“, sagt Lukas Krauß, „das hängt ja auch immer von der Sichtweise ab.“
Und da ist er endlich: Der berühmte Pornfelder. Brillant rot schimmert er im Glas, ein Hauch Vanille, sehr trocken. „Kantig“ sollen seine Weine sein, sagt Krauß, sie sollen ihren eigenen Stil haben. Was hat er als nächstes vor? Was man nächstes Jahr für Ideen hat, weiß man doch noch nicht, sagt Krauß und zieht mit seinem Wägelchen weiter.