Weltreise Part 3: Etwas, wovon Australien genug hat, ist Küste und Meer. Und kein Abschnitt ist schöner als die Great Ocean Road, das Stück, das sich am südlichen Zipfel von Victoria von Warrnambool nach Torquay schlängelt. Schroffe Felsformationen wie die berühmten Twelve Apostels, dazu der blaue Ozean, nichts lädt mehr zu einem Road Trip ein!
Wir haben uns in Adelaide ein Auto gemietet und fahren bis nach Melbourne. Im Tower Hill, einem zugewachsenen ehemaligen Vulkankrater, in dem sich wunderschöne Natur wie in einem abgeschnittenen Kessel ansiedeln konnte (hat mich irgendwie etwas an „Jurassic Park“ erinnert – nur ohne die Saurier ;), konnten wir sogar Koalas in den Bäumen beobachten. Die haben sich aber von uns nicht stören lassen und haben weiterhin ihrem ausgedehnten Mittagsschläfchen gefröhnt.
Auf dem Weg zur Küste haben wir in einem Nest Station gemacht: Mount Gambier. Es war der 9. November – mit Spannung haben wir gewartet, was die Auszählung der amerikanischen Präsidentschaftswahl am Tag zuvor gebracht hat. Durch den Zeitunterschied mussten wir bis zum Nachmittag des nächsten Tages warten. Nicht nur wir waren neugierig, in jedem Hotel, in jeder Gemeinschaftshalle der Provinzstadt hatten sich Bewohner versammelt und haben die Verkündung der Ergebnisse im Fernsehen verfolgt.
Dass ich die Wahl Donald Trumps zum Präsidenten für eine Katastrophe halte, verhehle ich nicht. Dieser Mann vereint ungefähr alles, was ich an Einstellungen verabscheue: Er wettert gegen Migranten, würdigt Frauen herab, denkt in kleinkarierten nationalistischen Strukturen, ist autoritär-patriarchalisch, selbst Nanospuren an humanistischem Weltbild lässt er missen.
Nichts von dem, was er gesagt oder als Wahlprogramm angeboten hat, hat mich in irgendeiner Form angesprochen – aber offensichtlich genügend Amerikaner, sodass sie ihn, obwohl Hillary Clinton rein rechnerisch mehr Stimmen geholt hat, zum mächtigsten Mann der Welt gemacht haben. Ein Rückschritt in meinen Augen. Aber so funktioniert Demokratie und das muss man akzeptieren. Nach dem ersten Schock, den scheinbar alle Welt hat, bin ich sehr gespannt, wie es nun weitergehen wird.
Ozean und Outback – zwei unterschiedliche Facetten der australischen Landschaft
Die Great Ocean Road war das absolute Kontrastprogramm zu den Flinders Ranges. Diese Mountain Ranges, gewaltige Bergketten circa 400 Kilometer nördlich von Adelaide, sind die Grenze zum Outback. Dahinter kommt nur noch Coober Pedy und als Zentrum des Outback der Ayers Rock – das dauert allerdings, bis man dort ankommt, die Entfernungen in Australien sind nicht zu unterschätzen.
Aber auch bereits in den Flinders Ranges kann man schon die rötliche Erde sehen und die knochentrockene Vegetation, ob harte und raue Gräser, dürrer Boden und geduckte Büsche und Bäume, die mit wenig Wasser auskommen müssen. Die Creeks, die Flussbette, sind die meiste Zeit des Jahres ausgetrocknet. Doch wehe, es kommt tatsächlich mal Regen, dann treten die schnell über die Ufer und verwandeln sich in reißende Ströme.
Der Aussie-Style: Entspannt, freundlich, offen
In den Flinders Ranges sind wir eine Woche lang gewandert, durch faszinierende Felslandschaften, die je nach Tageszeit und Sonnenstand ihre Farbe wechseln. Mal rötlich-braun in der Mittagshitze, dann wieder in rosa und warmes Sandelholz getaucht bei Sonnenuntergang. Wir haben ein Ferienhäuschen von Geoff gemietet, einem waschechten Aussie-Sheep-Farmer mit ordentlichem Akzent. Ich hab nur die Hälfte verstanden, von dem, was er gesagt hat :).
Rau, aber super freundlich sind die Menschen dort – und extrem unkompliziert. „No worries“ sagen sie nicht nur, sie meinen es auch. Diese super lockere, unkomplizierte Einstellung so vieler Australier zum Leben, zum Alltag, zu allen Problemen hat mich echt beeindruckt. Obwohl die Menschen bestimmt genauso viele Sorgen und Nöte haben wie anderswo, nehmen sie es anscheinend leichter. Wozu sich unnötig Gedanken machen, das Leben ist hart genug, dann muss man es nicht noch verkomplizieren. Herrlich. Davon könnten sich die Deutschen echtmal eine Scheibe abschneiden. Die Kölner kommen dem noch am nächsten mit ihrem „Et hätt noch immer jot jegange“!
Auf jeden Fall machen:
- Mal raus und abseits der großen Städte fahren. Die schnurgeraden Straßen, die sie scheinbar endlos durch die Landschaft schlängeln, sind beeindruckend.
- Ausnahmsweise etwas früher aufstehen, denn Kängurus verkriechen sich bei der Mittagshitze gerne im Schatten. Morgens und abends hat man bessere Chancen, mal das eine oder andere „Roo“ davonhüppeln zu sehen.
- Sternenhimmel im Outback anschauen: Es gibt keine Lichtverschmutzung und bei klarem Wetter spannt sich die Sternenkuppel über das komplette Himmelsgewölbe, ohne Worte! So einen klaren, schönen Sternenhimmel habe ich bislang nur in der Mongolei in der Wüste Gobi und im Kaukasus in Aserbaidschan gesehen.
- Nahe Adelaide gibt es zwei bekannte Weinanbaugebiete: Das Barossa Valley und Clare Valley. Gerade zweiteres ist super klein, aber sehr süß. Unbedingt irgendwohalten und einen guten Wein trinken, alle paar Meter gibt es einen wine cellar mit Ausschank. Wer da nicht fündig wird…
Auf keinen Fall machen:
- Auf der Straße rasen! Abgesehen davon, dass man sich erstmal an den Linksverkehr gewöhnen muss, sind genügend Straßen in schlechtem Zustand, sodass man man mit dem einen oder anderen holprigen Loch rechnen muss. Und man muss höllisch auf Tiere aufpassen: Eidechsen sonnen sich auf dem warmen Asphalt, Emus kreuzen die Straße, Vögel picken Heuschrecken auf. Kängurus trifft es besonders häufig: So viele tote Tiere säumen die Straßen, echt traurig. Besonders in der Dunkelheit werden sie überfahren, also bloß weg vom Gas!