Was man über Kaffee wissen sollte

150 Liter Kaffee im Jahr trinkt der Durchschnittsdeutsche im Jahr. Macht ungefähr 0,4 Liter am Tag. Eine Jumbotasse oder drei kleine Tässchen.

Das braune Getränk ist aus dem meisten Leben der Bürger nicht mehr wegzudenken. Gerade für Journalisten ist der Muntermacher das Lebenselixier schlechthin 😉 und für viele das erste (und einzige), was sie nach dem Aufstehen sehen wollen. Ich hab mich mal durch paar Statistiken und Zahlen gewühlt – und ganz interessante Dinge herausbekommen.

  • Schnell mal in den Laden und ein Kilo Kaffeepulver kaufen. Dafür müssen 5 Kilogramm Kirschen verarbeitet werden. Das entspricht 4000 einzelnen Kirschen oder 8000 Kaffeebohnen. Und das, obwohl der durchschnittliche Kaffeebaum gerade einmal ein halbes Kilo Rohkaffee pro Jahr abwirft. Wenn ein/e Durchschnittsbürger/-in im Jahr knapp 7 Kilogramm Kaffeepulver verbraucht, braucht er also die Ernte von zwei Bäumen.
  • Überhaupt das erste Mal Kaffeekirschen von der Kaffeepflanze ernten kann man nach drei bis vier Jahren. Das maximale Produktionsvolumen erreicht die Kaffeepflanze nach sechs bis acht Jahren, dann steht sie sozusagen „in voller Blüte“. Um die neun Monate dauert es, bis eine Blüte am Kaffeebaum zur Frucht gereift ist, wie bei den Menschen. Die Arabicafrüchte sind etwas schneller reif (7-9 Monate), die Robustapflanzen brauchen etwas länger (9-11 Monate). Mehr Vergleiche zwischen den großen Arabicabohnen und ihren kleinen Robusta-Schwestern: Der Koffeinanteil in einer Arabicabohne beträgt zwischen 0,8 und 1,5 Prozent, während er bei der Robustabohne zwischen 17, und 3,5 schwankt.
  • Welches Land produziert am meisten Kaffee? Da gibt es unterschiedliche Statistiken, je nachdem, ob man die Menge an Rohkaffee nimmt oder den Ernteertrag pro Fläche oder ob man nur auf den Export schaut. Was den Ernteertrag pro Fläche angeht, war Malaysia Sieger (zahlen von 2013) mit etwas mehr als 29.000 Hektogramm pro Hektar. Brasilien hingegen produziert absolut gesehen am meisten: 32 Prozent der weltweiten Kaffeerohproduktion geht auf das Konto des südamerikanischen Landes. Brasilien führt auch bei der angebauten Fläche: Auf über 2 Millionen Hektar Land (2,085 ha) wachsen Kaffeebäume. Doch zu dicht sollten die Pflanzen nicht stehen, mehr als 1200 und 1800 Bäume pro Hektar sollten nicht wachsen.
  • Kaffee wird immer saurer, je länger er stehen bleibt. Schmeckt man ja. Hat man frischen Filterkaffee aufgebrüht, hat er einen pH-Wert von 5,28. Nach einer halben Stunde des Warmhaltens schon nicht mehr als 5,05, nach einer Stunde ist der Wert auf 4,93 gesunken und nach drei Stunden auf 4,9. Also zügig genießen.

Das und vieles mehr ist im Tchibo-Kaffeereport nachzulesen. Einmal im Jahr bringt das Unternehmen gemeinsam mit Brand Eins und Statista den Bericht mit Zahlen und Statistiken heraus.

 

Die bittere Wahrheit über Kaffee

So fängt der Morgen gut an: Ein leckeres Frühstück mit Brot und dazu eine frisch gebrühte Tasse Kaffee. Dies ist wohl für viele BürgerInnen der ideale Start in den Tag. Doch welche Stationen hat dieser Kaffee schon hinter sich, bis wir ihn genießen können?

Dass die Produktionsbedingungen häufig nicht gut sind, ahnen wir, wenn wir ein Pfund Kaffee für 3,99 Euro kaufen. Die NDR-Reportage „Bittere Ernte“ beleuchtet den Anbau der Kaffeeplantagen – mit erschreckendem Ergebnis:

Das Team um Michael Höft war unterwegs in Brasilien, um sich Kaffeeplantagen anzuschauen. Sie sprachen mit den ArbeiterInnen vor Ort und mit Agroökonom Professor Ivo Juksch von der Universität Minais Gerais und nahmen die Anbaubedingungen unter die Lupe.

Ans Licht gekommen ist: Auf den Kaffeeplantagen und bei der Bearbeitung der Kaffeekirschen wird ein ganzer Pestizid-und Fungizid-Cocktail versprüht: Von Opera über Endosulfan bis hin zu Bromgas. Teilweise sind die Stoffe in der Europäischen Union verboten, in Brasilien werden sie ohne weitere Bedenken verspritzt. Der Zuschauer konnte den Boden zwischen den einzelnen Kaffeesträuchern sehen: tot, keine einzige Pflanze kann dort wachsen.

Ein Boden, wo keine einzige Pflanze wächst, schlechte Arbeitsbedingungen – so sieht die Realität auf Kaffeeplantagen aus

Leidtragende sind die ArbeiterInnen. Das Reporterteam besuchte Menschen, die erkrankt sind und nun mit den Folgen leben müssen. Da gibt es den Arbeiter, der, gerade vierzigjährig, an Parkinson erkrankt ist. Und die Mutter, deren Sohn epileptische Anfälle hat. Sie hatte während der Schwangerschaft aus einem Bach auf der Plantage getrunken. Professor Ivo Juksch kritisiert: „Die Chemiekonzerne denken nur an ihren Profit. Auch die Plantagenbesitzer denken nur an ihren Gewinn. Und die Konsumenten wollen möglichst billigen Kaffee.“

Michael Höft und sein Team ließen Proben der verschiedenen Plantagen und Kaffees aus deutschen Supermärkten im Labor auf Pestizide testen. In den „rohen“ Proben konnten in der Tat Pestizidrückstände nachgewiesen werden, im Kaffee aus dem Supermarkt nicht mehr. Dr. Norbert Helle, Geschäftsführer des Labors TeLa Technische Lebensmittel- und Umweltanalytik GmbH, erklärt, warum: „Bei der Röstung haben wir relativ hohe Temperaturen, teilweise bis 200 Grad, da wird ein Großteil der Fungizide oder Herbizide, die eventuell verwendet werden, abgebaut.“ Für Konsumenten heißt das also: Entwarnung. Für die ArbeiterInnen auf den Kaffeeplantagen mitnichten.

Biokaffee ohne Pestizide

Wie sieht die Lösung aus? Muss man komplett auf Kaffee verzichten, um ein reines Gewissen zu haben? Nein, die Antwort ist so simpel wie nahe liegend: Man muss nur tiefer in die Tasche greifen. Bio-Kaffee schont die Natur. Der Anbau kommt ohne Pestizide oder Fungizide aus: Es gibt keine Monokulturen, neben Kaffeesträuchern wachsen Bananenbäume, Yamspflanzen oder Papayabäume; die Kaffeekirschen werden in der Sonne getrocknet und einfach gewendet, um dem Schimmel vorzubeugen.

Hinzu kommt, dass Bioanbau sehr häufig (wenngleich nicht zwingenderweise) mit fairem Handel Hand in Hand geht und somit auch die ArbeiterInnen profitieren, weil sie mehr verdienen und bessere Lebensbedingungen haben. Man kann es drehen und wenden, wie man will: Geiz ist nicht geil. Wer die Umwelt und damit auch den Menschen schützen will und dennoch konsumieren möchte, darf nicht auf jeden Cent schauen.

Welches Land produziert am meisten Kaffee und wie lange brauchen die Bohnen, um zu reifen? Diese Fakten und mehr gibt es hier: Was man über Kaffee wissen sollte.