Die bittere Wahrheit über Kaffee

So fängt der Morgen gut an: Ein leckeres Frühstück mit Brot und dazu eine frisch gebrühte Tasse Kaffee. Dies ist wohl für viele BürgerInnen der ideale Start in den Tag. Doch welche Stationen hat dieser Kaffee schon hinter sich, bis wir ihn genießen können?

Dass die Produktionsbedingungen häufig nicht gut sind, ahnen wir, wenn wir ein Pfund Kaffee für 3,99 Euro kaufen. Die NDR-Reportage „Bittere Ernte“ beleuchtet den Anbau der Kaffeeplantagen – mit erschreckendem Ergebnis:

Das Team um Michael Höft war unterwegs in Brasilien, um sich Kaffeeplantagen anzuschauen. Sie sprachen mit den ArbeiterInnen vor Ort und mit Agroökonom Professor Ivo Juksch von der Universität Minais Gerais und nahmen die Anbaubedingungen unter die Lupe.

Ans Licht gekommen ist: Auf den Kaffeeplantagen und bei der Bearbeitung der Kaffeekirschen wird ein ganzer Pestizid-und Fungizid-Cocktail versprüht: Von Opera über Endosulfan bis hin zu Bromgas. Teilweise sind die Stoffe in der Europäischen Union verboten, in Brasilien werden sie ohne weitere Bedenken verspritzt. Der Zuschauer konnte den Boden zwischen den einzelnen Kaffeesträuchern sehen: tot, keine einzige Pflanze kann dort wachsen.

Ein Boden, wo keine einzige Pflanze wächst, schlechte Arbeitsbedingungen – so sieht die Realität auf Kaffeeplantagen aus

Leidtragende sind die ArbeiterInnen. Das Reporterteam besuchte Menschen, die erkrankt sind und nun mit den Folgen leben müssen. Da gibt es den Arbeiter, der, gerade vierzigjährig, an Parkinson erkrankt ist. Und die Mutter, deren Sohn epileptische Anfälle hat. Sie hatte während der Schwangerschaft aus einem Bach auf der Plantage getrunken. Professor Ivo Juksch kritisiert: „Die Chemiekonzerne denken nur an ihren Profit. Auch die Plantagenbesitzer denken nur an ihren Gewinn. Und die Konsumenten wollen möglichst billigen Kaffee.“

Michael Höft und sein Team ließen Proben der verschiedenen Plantagen und Kaffees aus deutschen Supermärkten im Labor auf Pestizide testen. In den „rohen“ Proben konnten in der Tat Pestizidrückstände nachgewiesen werden, im Kaffee aus dem Supermarkt nicht mehr. Dr. Norbert Helle, Geschäftsführer des Labors TeLa Technische Lebensmittel- und Umweltanalytik GmbH, erklärt, warum: „Bei der Röstung haben wir relativ hohe Temperaturen, teilweise bis 200 Grad, da wird ein Großteil der Fungizide oder Herbizide, die eventuell verwendet werden, abgebaut.“ Für Konsumenten heißt das also: Entwarnung. Für die ArbeiterInnen auf den Kaffeeplantagen mitnichten.

Biokaffee ohne Pestizide

Wie sieht die Lösung aus? Muss man komplett auf Kaffee verzichten, um ein reines Gewissen zu haben? Nein, die Antwort ist so simpel wie nahe liegend: Man muss nur tiefer in die Tasche greifen. Bio-Kaffee schont die Natur. Der Anbau kommt ohne Pestizide oder Fungizide aus: Es gibt keine Monokulturen, neben Kaffeesträuchern wachsen Bananenbäume, Yamspflanzen oder Papayabäume; die Kaffeekirschen werden in der Sonne getrocknet und einfach gewendet, um dem Schimmel vorzubeugen.

Hinzu kommt, dass Bioanbau sehr häufig (wenngleich nicht zwingenderweise) mit fairem Handel Hand in Hand geht und somit auch die ArbeiterInnen profitieren, weil sie mehr verdienen und bessere Lebensbedingungen haben. Man kann es drehen und wenden, wie man will: Geiz ist nicht geil. Wer die Umwelt und damit auch den Menschen schützen will und dennoch konsumieren möchte, darf nicht auf jeden Cent schauen.

Welches Land produziert am meisten Kaffee und wie lange brauchen die Bohnen, um zu reifen? Diese Fakten und mehr gibt es hier: Was man über Kaffee wissen sollte.

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