Rehabilitiert die Avocado!

Erst wurde sie als Trendfrucht gehypt, dann verteufelt. Die Ökobilanz der Avocado, die bevorzugt im süd- oder mittelamerikanischen Klima gedeiht, sei verheerend, sind sich auf einmal alle einig. „Die Zeit“ spricht von 1000 Litern Wasser für ein Kilogramm Avocados, die Deutsche Presse-Agentur berichtet über abgeholzte Wälder in Mexiko, die dem „grünen Gold“ weichen müssen.

Das ist nicht schön, das ist in der Tat Umweltschädigung. Doch warum berichten die ganzen Medien, die jetzt über die Avocado herfallen und sie verteufeln, nicht auch darüber, dass genau das gleiche ja bereits geschieht? Nur tauscht man einfach die Avocado gegen ein Stück Fleisch auf dem Teller. Für ein Steak, hat die Tierschutzorganisation Peta ausgerechnet, werden 4000 Liter Wasser verbraucht. Neben dem, was das Tier direkt zu sich nimmt, fließen hier auch der Wasserverbrauch für die Ställe und für das Erzeugen der Futtermittel mit ein.

Und wird nicht für den Anbau von Gensoja für die Tierhaltung Regenwald abgeholzt, gerade in Brasilien? Fast ein Fünftel der Fläche des Amazonasregenwaldes ist in den letzten 40 Jahren gefällt worden, schreibt „Spiegel Online“. Völlig abgesehen davon, dass die Sojapflanzen in Monokuluturen angebaut werden und die Bauern auf Schädlingsbekämpfung zurückgreifen müssen: Glyphosat wird da gerne eingesetzt. Ja genau, das Mittel, worüber in der EU diskutiert worden ist und die Entscheidung zu dessen Einsatzfähigkeit verschoben werden musste, weil man sich nicht festlegen wollte – die Gräben zwischen Wirtschaft, Wissenschaft und Umweltverbänden waren zu tief.

Avocados: Erst gehypt, dann verteufelt.
Avocados: Erst gehypt, dann verteufelt.

Nur: Beim Fleisch will solche Einwände keiner hören, und dabei isst durchschnittlich jeder Deutsche 60 Kilogramm Fleisch im Jahr. Es werden wohl die wenigstens auf 60 Kilogramm Avocados im Jahr kommen. Diese Dimensionen und Vergleiche sollte man im Kopf haben, wenn man die Avocado verteufelt, aber über die Schädlichkeit und Umweltauswirkungen von Fleischverzehr kein Wort verliert. Vor allem fürs Tier macht es einen enormen Unterschied: Wer eine Avocado und kein Schnitzel isst, erspart einem Tier Leid und Tod.

Das musste ich jetzt mal zurechtrücken. Natürlich ist es wichtig, auf Missstände hinzuweisen. Immer, wenn Wald abgeholzt wird und Wasser verschwendet wird, ist es ein Missstand, den man bekämpfen sollte. Aber die Berichterstattung der vergangenen Monate kam mir doch arg übertrieben vor. Der Avocadoanbau hat nicht alleinige Schuld am Raubbau an der Natur.  Also dann: Hiermit erkläre ich die Avocado für rehabilitiert.

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