Meine Weltreise: Allerletzter Teil. Wir sind wieder zu Hause. Es ist vorbei. Was für ein seltsames Gefühl. Neuneinhalb Wochen waren mein Freund und ich unterwegs. Einmal komplett um die Welt, eine noch größere Variation kann man quasi kaum wählen: Vom quirligen, bunten Hongkong über die entspannten Länder Australien und Neuseeland, die alleine schon von karger Wüste und Outback bis hin zu imposanten Bergketten jegliche Naturlandschaften abdecken. Und dann auch noch Südamerika: Nochmal ein ganz neuer Kontinent für mich, der mir vom trubeligen, heißen, smoggeplagten Santiago bis zur windgepeitschten Pampa in Patagonien so viel Neues gezeigt hat.
Jetzt arbeite ich wieder, der Alltag kehrt zurück. Doch noch möchte ich die Reise nicht ganz loslassen und dem Reich der Erinnerung übergeben. Sowieso müssen noch so viele Fotos gesichtet, sortiert und ausgedruckt werden. Ich habe mir auch überlegt, ein Fazit zu ziehen. Doch geht das überhaupt? Was soll ich da mit reinnehmen: Was ich gesehen habe, was ich gelernt habe? Wie mich diese Reise verändert hat? Hat sie das überhaupt?
Grundsätzlich geht man an so ein gigantisches Projekt mit genauso gigantischen Erwartungen heran. Zumindest tue ich das. „Diese Reise wird einmalig“, „du kommst als veränderter Mensch zurück“, „das verändert deinen Blick auf alles“ – solche Dinge sind mir zuvor durch den Kopf geschossen. Teilweise stimmt das, teilweise auch nicht. Dass diese Reise einmalig war, steht außer Frage: Unsere Route war so individuell, die Stationen haben so viele Teile der Welt abgedeckt, die Gelegenheit war perfekt. So etwas kommt in gleicher Form nicht nochmal: Falls (oder eher wenn!) es ein nächstes Mal geben sollte, werden wir andere Kontinente und Länder bereisen, es wird zu einem anderen Zeitpunkt geschehen.
Ob man sich durch so eine Reise verändert, ist eine Frage, die schwieriger zu beantworten ist. Grundsätzlich sind knapp drei Monate keine so unglaublich lange Zeit, dass man sich von Grund auf verändert. Und dennoch: Man sammelt neue Erfahrungen, bekommt so viel neuen Input. Jede Begegnung, jede Wanderung und auch jeder Zoff mit dem Freund 🙂 hinterlässt Spuren. Das alles fließt ins große Ganze mit ein, aber vermutlich kann ich erst im Nachhinein, aus der Distanz, wenn ein bisschen Zeit vergangen ist, erkennen, wie mich die Reise geprägt hat.
Hier schreibe ich ein paar Dinge runter. Einfach so. Was ich – über mich oder allgemein, ganz konkret – gelernt oder gesehen habe oder was mir im Gedächtnis geblieben ist – ganz spontan, ohne Bewertung der Wichtigkeit:
- Mehrtagestouren sind kein Problem. Früher war ich abgeschreckt, wenn es hießt: Mehrere Tage unterwegs mit einem Gepäck von 13 bis 16 Kilogramm auf dem Rücken. Und nun? Bin ich in Neuseeland mit 14 Kilogramm durch die Täler gewandert, es ist alles nicht so schwer, wie man denkt.
- Kondore lassen sich von Geiern unterscheiden, indem man die Spreizen am Flügelende zählt: Der Kondor hat 8, der Geier 5. Direkt drei erwachsene Kondore konnte ich in Puerto Natales beobachten und sie auch als solche verifizieren ;).
- Die Seekrankheit lässt sich im Liegen viel besser ertragen als im Stehen. Auf dem Schiff nach Puerto Natales hatten wir eines Abends den offenene Pazifik zur einen Seite. Nach dem Abendessen war mir dermaßen schlecht, ich hatte schon die Befürchtung, dass ich den Salat umsonst gegessen haben könnte. Im Bett war dann die Schaukelei eindeutig besser zu ertragen. Dennoch: Eine gewöhnungsbedürftige Erfahrung.
- Man trifft an den unmöglichsten Orten die unmöglichsten Menschen: Auf der Fähre in Patagonien haben wir uns mit dem Hauptorganisator, der Ansprechpartner für die Touristen war, unterhalten. Und auf einmal switcht der quirlige Chilene (Percy hieß er, Kurzform von Percival) ins Deutsche und es kommt heraus: Seine Schwester hat mal in Bergisch Gladbach gewohnt! Jetzt ist sie nach Wipperfürth gezogen und er wird sie im Juni nochmal besuchen fahren. Sprach’s und schwärmte vom wundervollen Bergischen Land. So eine Begegnung: In Patagonien, am anderen Ende der Welt! Krass, oder?
- Man kommt mit viel weniger Kleidung aus, als man denkt. Was ich mir an Armadas an T-Shirts in den Rucksack gepackt habe! Aber wenn man regelmäßig wäscht und beim Wandern sowieso nur Funktionskleidung anzieht, braucht man gar nicht sooo schrecklich viel. Auf zwei, drei T-Shirts hätte ich locker verzichten können. Und wenn es nicht gereicht hätte: Nachkaufen macht deutlich mehr Spaß als umsonst schleppen ;)!
- Smoothies heißen in Chile „Frutilla“.
- Zu Avocados sagen die Chilenen oder auch die Spanier „Alta“, im Supermarkt gab 1-Kilo-Netze mit kleinen, cremigen, aromatischen, einheimischen Avocados zu umgerechnet 2,50 Euro…ein Traum…
- Welche Tiere ich auf der Reise gesehen habe? Kängurus, Koalas, ein Stachelschwein, Orcas, Kondore, Albatrosse, Delfine, bestimmt noch viele Tiere mehr, die ich nicht erkannt habe! Mein Favorit: Emus. Was für knuddelige, witzige Tiere das doch sind. Völlig verpeilt laufen sie auf der Straße herum, nur um dann ganz erschrocken in ihrem staksigen Gang davonzulaufen. Wie gerne hätte ich mal eins angefasst, um das Federkleid zu fühlen. Mein Highlight war ein „Emu-Kindergarten“ in den Flinders Ranges in Australien. Eine ganze Herde an jungen Emus, die von einem erwachsenen Tier bewacht worden sind. Zumindest hatte es so ausgesehen…Guanakos, die wilden Verwandten der Lamas waren auch großartig, wie sie inmitten der windgeplagten Pampa entspannt an Grasbüscheln geknabbert und in aller Seelenruhe ihr Mittagessen verspeist haben, während der Sturm ihnen am Fell zerrte. Immer schön gechillt bleiben.
- Ewiges Eis: Der Grey-Gletscher in Patagonien war beeindruckend. Schon verrückt, wenn man bedenkt, wie viel Eis das alles auf einem Haufen ist. Am Ende der Eiszunge, die in den Lago Grey mündete, war die Masse wie bei einer Ziehharmonika oder ähnlich wie beim Blätterteig zusammengefaltet und schimmerte eisblau. Stücke brechen regelmäßig ab, der Eisberg „kalbt“ heißt es, wobei ich diese Formulierung irgendwie schräg finde, und treiben den See hinunter. Ein chinesischer Tourist hat mal seinen Fuß in den (vermutlich eis-) kalten See gehangen…brrrr….seine Freundin fand’s witzig. Gab bestimmt gute Fotos.
- Es lohnt sich spontan zu bleiben. Sehr häufig haben mein Freund und ich unsere Unterkünfte erst am gleichen Tag gebucht. Im Internet sieht eh alles anders aus und vor Ort kannst du meist viel besser einschätzen, welche Unterkunft was für dich sein könnte. Ein einziges Mal wäre es fast in die Hose gegangen: In Queenstown sind wir gerade an dem Tag angekommen, an dem ein großer Marathon nicht nur das Städtchen lahmgelegt hat, sondern auch dementsprechend alle Betten belegt waren. Wir waren schon verzweifelt, als sich ein letztes (allerdings überteuertes) Doppelzimmer außerhalb am Lake Wakatipu ergeben hat. Schwein haben gehört halt auch mal dazu.
- Einige Fluggesellschaften bieten Augenmasken und Ohrstöpsel an, sollte man die nicht besitzen oder vergessen haben. Super Service und extrem hilfreich beim Schlafen. Ich hatte bei der Flugbuchung vergessen anzugeben, dass ich Vegetarierin bin. Gott sei Dank hat sich immer noch eine Pastaportion gefunden. Beim nächsten Mal muss ich aber daran denken und es angeben. Dann bin ich auf Nummer sicher.