Symbol der Industrialisierung: Die „Krupp-Villa“ in Essen

Die Villa Hügel im Essener Süden ist eines der imposantesten Industriedenkmäler in Deutschland. Der Sitz der Krupps wurde 1873 fertig gestellt, 269 Zimmer soll es in der Villa geben. Genug Platz für die Familienangehörigen der Krupps, übermäßig groß war die Sippe allerdings nie. Heute beherbergt das Gebäude ein Museum und informiert über den Aufstieg und Entwicklung der Kruppdynastie.

Villa Hügel, wie sie getauft worden ist, thront im Süden von Essen, 28 Hektar groß ist das Gelände. Die Krupps waren Nachfolger einer niederländischen Kaufmannsfamilie, die sich im 16. Jahrhundert in der Region Essen niedergelassen hatte. Friedrich Krupp gründete 1811 die Firma und versuchte sich in der Eisenverarbeitung – mit bescheidenem Erfolg. Erst Sohn Alfred (1812-1887) schuf und formte das Imperium: Er expandierte und investierte stark, tausende Männer arbeiteten in seinen Hallen in der Gussstahlproduktion. Alfred Krupp als Firmenpatriarch ließ auch Wohnsiedlungen bauen. Die Krupps besaßen eigene Geschäfte, in denen sich die Arbeiter mit günstigen Lebensmittel eindecken konnten, es wurde eine Krankenversicherung geführt. Sogar um Freizeitbeschäftigungen kümmerte man sich im Krupp’schen Imperium. Was heutzutage Google als Arbeitgeber anbietet bzw. fordert: Leben, arbeiten und Freizeit unter einem Dach, gab es offensichtlich bereits im 19. Jahrhundert.

Waffenproduktion und Zwangsarbeiter: Die beiden Weltkriege bilden einen dunklen Fleck in der Historie der Dynastie

Kurz vor dem ersten Weltkrieg, als das Kaiserreich unter Wilhelm II. sein Gewicht in der Welt vergrößern wollte, betrug der Anteil der Rüstungsproduktion fast 50 %. Wie hoch der Produktionsanteil in ersten oder zweiten Weltkrieg war, darüber schweigt sich das Museum aus. Auch Zwangsarbeiter wurden während des zweiten Weltkriegs in den Krupp’schen Werken beschäftigt, in den 50er Jahren war Krupp eine der ersten Firmen, die Entschädigungen an die Arbeiter zahlten und somit ihre Schuld eingestanden.

Mit vielen gut aufbereiteten Informationen bringt das Museum die Geschichte der Krupps den (häufig internationalen) Besuchern näher. Themengebiete ordnen die Daten, Bilder und Dokumente illustrieren sie und führen den Besucher in die Welt der fortgeschrittenen Industrialisierung in Deutschland. Die Bedeutung der Kruppwerke als „Hitlers Waffenschmiede“ wird allerdings grotesk heruntergespielt. Die Villa lohnt allemal einen Besuch. Als Ausflugtipp kann man den nahen Baldeneysee empfehlen, der nur einen zehnminütigen Spaziergang durch den als englischen Garten angelegten Park entfernt liegt.

http://www.villahuegel.de

Die Villa Hügel in Villa in Essen - Zentrum der Kruppdynastie
Die Villa Hügel in Essen – Zentrum der Kruppdynastie

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