Meine Weltreise liegt nun schon fast 6 Monate zurück. Längst arbeite ich, plane den nächsten Umzug und habe schon eine weitere Urlaubsreise hinter mir. Doch für die Endabrechnung muss noch Zeit sein, egal, wie lange die Reise her ist. Wie viel CO2 habe ich in die Luft gepustet und wie viele Kilometer habe ich tatsächlich gemacht? Diese Antworten wollte ich haben und habe etwas herumgerechnet.
Erschreckend, aber nicht überraschend: So eine Reise macht einen zur Umweltsau par excellence. 5 Prozent aller Treibhausgase im Jahr gehen auf das Konto von Touristen, schreibt die Süddeutsche, ich habe nun einen schönen Batzen dazu beigetragen. Knapp 12.700 Kilogramm Kohlenstoffdioxid in der Atmosphäre gehen auf mein Konto. Uff…2300 Kilogramm sei das jahresverträgliche Klimabudget für einen Menschen, sagt Atmosfair. Da habe ich mal eben das Fünf- bis Sechsfache ausgestoßen.
„Klimaverträglich fliegen, das schließt sich aus“
Während meiner Zeit bei der Rhein-Zeitung habe ich mich mit dem Tourismusforscher Knut Scherhag von der Uni Worms über nachhaltiges Reisen unterhalten. Als „modernen Ablasshandel“ hat er Angebote wie von Atsmosfair, Myclimate und Ecogood genannt. Die Reise „kompensieren“, also alle Schäden wieder „gut machen“ geht gar nicht. Beispiel CO2: Dort, wo es ausgestoßen wird, und das ist oben in der Atmosphäre, richtet es einen viel größeren Schaden an als unten am Boden, wo Firmen wie Atmosfair und Co. versuchen, den CO2-Austausch zu reduzieren, indem sie beispielsweise klimafreundlichere Kocher in Afrika an die Menschen verteilen.
Und auch Reginne Gwinner, Herausgeberin des Magazins „Verträglich Reisen“ hat ziemlich schnell Schluss mit Illusionen gemacht: Klimaverträglich fliegen, das schließt sich praktisch aus.
Nicht reisen ist aber keine Option für mich und leider kann man nur mit dem Flugzeug viele schöne und ferne Reiseziele erreichen. Es sei denn, man nimmt das Schiff, aber auch das stößt schließlich Emmissionen aus und wer hat schon so viel Zeit als Berufstätige/r? Und so ich denke mir: Alles ist besser als nichts und nehme mir vor, einen Beitrag zu spenden: Für die Kompensation von Kohlenstoffdioxid, für Umweltprojekte. Auch, wenn es möglicherweise nur ein Tropfen auf den heißen Stein ist. Es ist immerhin etwas.
Mehr Kilometer als der Äquator lang ist
Nun zu der Entfernung: Einmal um die Welt bin ich gereist, das schlägt sich auch in der Kilometerangabe nieder – 46.240 Kilometer haben mein Freund und ich letzte Jahr zurückgelegt. Das ist mehr als der Äquator lang ist (knapp mehr als 40.000 Kilometer). Aber wir sind ja auch innerhalb der Länder herumgereist, also nicht zwingenderweise in eine Richtung, das erklärt die Differenz.
Unglaublich. Das wäre früher gar nicht möglich gewesen, ohne die moderenen Fortbewegungsmittel. Auf der einen Seite eine riesen Chance, auf der anderen Seite darf man es nicht übertreiben. Ich habe mir schon lange vorgenommen, für Kurztrips oder Reiseziele, die man auch mit Bus, Bahn oder Auto erreichen kann, die eben auch so anzusteuern – und bewusst auf das Flugzeug zu verzichten. Viele fliegen übers Wochenende nach Paris, Krakau oder Berlin.
Finde ich Quatsch, diese Städte sind mit dem Zug oder dem Auto vermutlich viel schneller und entspannter zu erreichen. Da, wo man ohne Flugzeug nicht oder nicht so einfach hinkommt, nehme ich es allerdings auch. Und nehme in Kauf, eine Umweltsau zu sein. Auch wenn es irgendwo egoistisch ist.