Schuhe im Social Web – wie sich Frauen auf Facebook bewegen

Sandra Staub ist Social-Media-Frau. So nennt sich die 32-jährige Münchenerin. Die Bloggerin und Autorin arbeitet unter anderem als Beraterin und hat vor kurzem ein Buch herausgebracht: „Facebook für Frauen“. Ich habe sie auf der Karrieremesse Women&Work im alten Bundestag in Bonn getroffen.

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Sandra Staub ist nicht zu übersehen: Sie überragt die meisten Messebesucherinnen um eine Kopflänge, das rote Haar leuchtet, die Hände gestikulieren wild herum. Die Social-Media-Expertin hat ihr Zelt auf der Women&Work aufgeschlagen, der Karrieremesse für Frauen, die jedes Jahr in Bonn stattfindet. Tausende Frauen möchten hier den richtigen Impuls für ihre Karriere bekommen, Gleichgesinnte kennenlernen oder sich einfach nur mal umschauen. Sich einfach nur mal umgucken: Das tun auch Arbeitgeber, wenn sie eine Bewerbungsmappe vor sich liegen haben – und das immer öfter im Netz und in den sozialen Medien.

Sandra Staub kennt das, die Beraterin hat gerade ein Buch herausgebracht: „Facebook für Frauen“ ist ein Ratgeber, wie sich die weibliche Hälfte der Menschheit im größten Netzwerk der Welt bewegen soll. Doch verhalten sich Frauen auf Facebook überhaupt anders als Männer? „Frauen nutzen eine weiblichere Sprache, sie nutzen emotionalere Worte als Männer“, erklärt Staub. Männer posteten gerne einfach nur einen Status, Frauen nutzten hingegen gefühlsgeladenere Wörter, um ihr Befinden auszudrücken. Das kann in gewissen Situationen ein Nacheil sein: „Frauen haben beispielsweise häufig nicht das Vokabular, um ein technisches Problem zu äußern“, hat Staub beobachtet. Frauen hätten sowieso „keine Zeit und keinen Bock auf langwierige Beschreibungen“, schon gar nicht technischer Art. Grundsätzlich gilt: Wer beruflich bei Facebook ist, sollte auch und vor allem sein privates Profil auf Vordermann bringen, sich in den richtigen Gruppen organisieren und sich dann erst um das geschäftliche Profil kümmern. „Außerdem muss die Privatsphäre richtig eingestellt sein“, betont die 32-jährige Social-Media-Beraterin. Gerade einmal knapp mehr als ein Drittel, nämlich 37 Prozent der Facebookuser hätten die Einstellungen vorgenommen – verschenkte Daten in Sandra Staubs Augen.

Sehr wichtig ist auch das Profilbild: „Die Augen müssen gut zu sehen sein“, erklärt Staub, denn Menschen würden einander am Gesicht erkennen: Der Blick fokussiert sich auf Augen, Ohren, Kinn und Nase. Eine zentrale Rolle spielt laut Staub auch, wie authentisch man im Social Web ist: „Man soll sich nicht hinter einem digitalen Profil verstecken.“ Es fange damit an, dass man weiß, wer man sei. „Man soll so echt sein wie man morgens vor dem Spiegel geht“, rät sie. Dann klappt das mit dem Erfolg auf Facebook auch von allein. Und dann kann frau auch mal was über ihre neuen Schuhe posten: „Karrierekiller?“ Sandra Staub ist regelrecht entsetzt, man könne so etwas denken: „Beruflich über Schuhe zu posten wäre doch kein Karrierekiller!“

Der Berg ruft

Der Aufstieg auf Spaniens höchsten Berg auf Teneriffa ist mühsam und gefährlich: die Höhenkrankheit erwischt unachtsame Wanderer. Belohnt wird man auf dem Pico del Teide mit einem grandiosen Sonnenaufgang.

5 Uhr morgens, das Thermometer kommt kaum über 0 Grad: Auf der Berghütte klingelt der Wecker. Ein Pulk an Wanderern schält sich aus den Betten. Funktions-T-shirt an, Wanderhose drübergezogen. Die ersten fangen an zu frühstücken, es gibt Tee und belegte Brote, während die Langschläfer noch die letzten Sekunden in den Jugendherbergszimmer auskosten. Die Nacht war rau auf Spaniens höchstem Gipfel, dem Teide. 3718 Meter ragt der Vulkan von der kanarischen Insel Teneriffa empor – Wahrzeichen der Tinerfenos, wie sich die Einwohner der 2034 Quadratkilometer großen Insel nennen.

Teneriffa gilt als Kontinent im Kleinen: von Urwald über Strand bis hin zu trockenen Halbwüsten, sodass man sich in die Weiten Arizonas oder Nevadas versetzt fühlt. Und eben auch Hochgebirge. Wer den Teide besteigen möchte, muss früh aufstehen. Eine Wanderroute führt die Ostflanke des Giganten hinauf, auf 3200 Meter Höhe kann man im Refugio Altavista, in einer Berghütte, übernachten. Am nächsten Morgen steht man frühzeitig auf, um pünktlich beim Sonnenaufgang auf dem Gipfel zu stehen.

Wer den Pico del Teide zu Fuß erklimmen möchte, sollte gut zu Fuß sein.
Wer den Pico del Teide zu Fuß erklimmen möchte, sollte gut zu Fuß sein.

Steine und Landschaften wie von einer anderen Welt

Wer die Hütte erreicht, ist schonmal weit gekommen. Derjenige hat rote erstarrte Lavaerde durchquert, die genausogut von Bildern der Nasa vom Mars stammen könnte. Er ist an den Eiern des Teide vorbeigestapft, tonnenschwere schwarze Magmakugeln, die der Vulkan bei seinen Ausbrüchen (der letzte im Teide-Massiv fand Anfang des 20. Jahrhunderts statt) kilometerweit geschleudert hat. Er hat den beschwerlichen Aufstieg vorbei an vertrockneten Hölzern und den ersten Eisfeldern geschafft, bis er mit den letzten Sonnenstrahlen auf der Hütte ankommt.

Mit einem Durcheinander der verschiedensten Sprachen wird man begrüßt: Deutsch, polnisch, französisch, englisch, spanisch. Man weiß gar nicht, wie man sein Gegenüber ansprechen soll: „Holá“ ist auf jeden Fall nicht falsch. Die Wanderer drängen sich dicht an dicht in der Küche. Draußen ist die Temperatur auf knapp über Null Grad gesunken, drinnen möchte sich jeder mit einem heißen Tee oder eine Suppe aufwärmen. Im Gegensatz zu anderen Berghütten wie beispielsweise in den Alpen sind die Zimmer beheizt und es gibt richtige Bettdecken statt nur dünner Schlafsäcke.

Schwarze Lavabrocken und bizarre Felsenformationen begleiten den Wanderer auf den 3700 Meter hohen Gipfel.
Schwarze Lavabrocken und bizarre Felsenformationen begleiten den Wanderer auf den 3700 Meter hohen Gipfel.

Höhenkrankheit als ständige Gefahr

Der Wecker reißt einen aus dem unruhigen Schlaf: Auf 3200 Meter kriegen die ersten Wanderer Kopfschmerzen, die Höhe macht sich bemerkbar. Ausgestattet mit Stirnlampen machen sich die Abenteuerlustigen kurz nach 5 Uhr morgens auf den Weg zum Gipfel. Es ist noch stockdunkel, doch der Mond leuchtet in der sternenklaren Nacht auch denjenigen den Weg, die ohne Lampe loslaufen. Schnell lässt man die Hütte hinter sich. Vor einem schrauben sich die Wanderer wie Glühwürmchen den felsigen Steig hinauf. In der Ferne im Tal sieht man das Konglomerat der Hauptstadt Santa Cruz de Tenerife glitzern. Man fühlt sich wie in einer anderen Welt: Unten das flackernde Leben, oben eingefrorene Zeit: Kein Geräusch ist zu hören, man stapft vorbei an Eisfeldern, der Mond bescheint schwarze Lavaformationen und sorgt für ein unwirkliches Gefühl: „Gehe ich hier wirklich entlang oder träume ich das?“ Am östlichen Horizont erkennt man im Dunst die Nachbarinsel Gran Canaria, aus dieser Richtung erkennt man auch erste Anzeichen der Dämmerung: Blaue Schlieren, die sich vom Dunkel des Nachthimmels absetzen. Bald verblassen die Sterne, von Marine- bis Azurblau wechselt der Himmel über den Kanaren seine Farbe. Und dann: Mit einem Reigen an rosavioletten Pastellfarben geht die Sonne auf und vertreibt das surreale Gefühl der Nacht.

Die Anstrengung fällt ab, was jetzt zählt ist: Der Abstieg – und endlich ordentlich frühstücken.

Der Teide: Spaniens höchster Berg mit knapp 3700 Metern.
Der Teide: Spaniens höchster Berg mit knapp 3700 Metern.

Bildergalerie: Kanarische Impressionen

Bunte Häuser, grüne Wälder, Frühlingssonne: Das sind die Kanarischen Inseln. Doch auch das sind sie: Verfallene Häuser in der Hauptstadt, wilder Müll und wuchernde Gärten. Diese Fotos von La Gomera und Teneriffa geben einen etwas anderen Einblick in das Ferienparadies und sind doch mindestens genauso charakteristisch.

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Wo Banane auf Urwald trifft

Bananenplantagen satt und ein geheimnisvoller jahrmillionenalter Urwald: Das ist La Gomera, die eher unbekannte kleine Schwester von Teneriffa, der wohl beliebtesten der kanarischen Inseln. Touristen gibt es hier nicht so viele wie auf ihrer Schwesterinsel: Beide Eilande haben aber ihren ganz eigenen Reiz.

Inseln des ewigen Frühlings werden die Kanaren genannt: Mehrere tausend sonnenhungrige Touristen fliehen alljährlich in den Wintermonaten vom europäischen Festland auf die nur wenige hundert Kilometer vor der marokkanischen Küste gelegenen Inseln. Dort herrschen zumeist um die 20 Grad. Doch zu früh im Jahr sollte man sich nicht auf den viereinhalbstündigen Flug machen: Auch auf den Kanaren kann es empfindlich frisch werden. Die wichtigste meteorologische Erkenntnis: Die Inseln besitzen ausgeprägte Mikroklimata. Ist es in einem Tal sonnig und warm, kann es um die nächste Kurve schon bewölkt und neblig sein.

Der Lorbeerwald auf La Gomera. Vor der letzten Eiszeit bedeckte er weite Flächen Mitteleuropas.
Der Lorbeerwald auf La Gomera. Vor der letzten Eiszeit bedeckte er weite Flächen Mitteleuropas.

Der Lorbeerwald: Letzter Zeuge des voreiszeitlichen Klimas in Europa

Besonders auf La Gomera lässt sich dieses Phänomen beobachten: Auf dem Hochplateau wächst der Lorbeerwald, ein urwüchsiger feuchter Wald, der vor Jahrmillionen weite Teile des europäischen Festlands bedeckte –  und dann der Eiszeit weichen musste. Nur auf den Kanarischen Inseln hat er überlebt. Dieser Lorbeerwald braucht es kühl und feucht, das ganze Jahr über ist das Plateau in Nebel gehüllt. Fährt man die kurvenreiche Straße von der Westküste Richtung Nationalpark Garajonay, so fühlt man sich innerhalb von wenigen Minuten vom Sommer in einen trüben Novembertag versetzt: Bäume ragen aus dem milchigen Weiß heraus, Nebelschwaden ziehen das Plateau entlang. Nach einigen Kilometern ist das Schauspiel vorbei und man ist wieder im Tal: Wo den Besucher ein völlig anderes Klima erwartet. Da das Klima auf La Gomera das ganze Jahr über gemäßigt ist, gedeihen Bananen hier besonders gut. Viele Städte wie Vallehermoso im Nordwesten beispielsweise waren in der Vergangenheit vom Export der empfindlichen Ware abhängig. Dort wurde extra ein Hafen gebaut, um die Frucht so frisch wie möglich aufs spanische Festland zu exportieren. Irgendwann rentierte sich der Betrieb nicht mehr, wie so vieles auf den Kanaren verfiel das Gebäude und bleibt als stummer Zeuge einer vergangenen Zeit zurück.

Bananenplantagen, soweit das Auge reicht
Bananenplantagen, soweit das Auge reicht

Teneriffa als größte der sieben kanarischen Inseln

Touristen gibt es auf La Gomera nicht viele: Es kommen nur diejenigen her, die wandern wollen. Teneriffa ist eindeutig massentauglicher: Der Süden bietet viel Sonne und Strand. Wer sich auch hier wandertechnisch bewegen möchte, sollte den Norden wählen: Es ist grüner, aber auch regenreicher und kühler. Anaga- und Tenogebirge verheißen stramme Waden. Im Norden gibt es nicht so viele Touristenhochburgen, hier entdeckt man eher das Leben der Einheimischen: Vom Kanarischen Karneval bis zum Leben in der Hauptstadt Santa Cruz de Tenerife. Die lebendige 220.000-Einwohner-Stadt präsentiert sich mit guten Einkaufsmöglichkeiten, einer Hafenpromenade und vielen kleinen Cafés. Rasten kann man im Parque Municipal García Sanabria, wo Bananen- und Orangenbäume neben Kakteen und Hibiskus blühen. Sechs Hektar ist er groß und nach einem früheren Bürgermeister von Santa Cruz benannt. Übrigens war die Hauptstadt Teneriffas auch Ausgangspunkt eines unrühmlichen Kapitels der spanischen Geschichte. Nach Santa Cruz war General Franco 1936 verbannt worden. Hier bereitete er seinen Staatsstreich vor. Erst vor wenigen Jahren wurde die große Straße, die die Stadt durchzieht, die Rambla de Franco, in Rambla de Santa Cruz umbenannt.

Hibiskus blüht in gelb und rot
Hibiskus blüht in gelb und rot

Fast egal, wo man sich auf Teneriffa befindet, einen hat man fast immer im Blick: Den Pico del Teide. Spaniens höchster Berg ragt mit 3700 Metern inmitten der Insel hervor und erinnert jeden Besucher und einheimischen Tinerfeno an das, was das Eiland ursprünglich ist: Eine Vulkaninsel.

Der Teide kann man bei klarer Sicht sogar von der Nachbarinsel La Gomera aus erkennen.
Den Teide kann man bei klarer Sicht sogar von der Nachbarinsel La Gomera aus erkennen.

Schlafender Riese in der Eifel: Der Laacher See

Der Laacher See nahe Mendig in der Vordereifel – ein Kleinod inmitten von Hügeln und Wäldern. Gut zwei Kilometer breit und drei Kilometer lang ruht er in einem alten Vulkankegel, an ihm lässt sich die geologische Geschichte der Vergangenheit anschaulich erzählen.

Der Laacher  See in der Abenddämmerung
Der Laacher See in der Abenddämmerung

Doch von seiner bewegten Vergangenheit lässt der See erst einmal nichts erahnen, wenn man sich ihm nähert. Sanft schlagen die Wellen ans Ufer, das Schilf wiegt sich im Wind, Wanderer und Spaziergänger umrunden den See. Das Benediktinerkloster Maria Laach ragt neben dem See  versetzt in die Höhe, 1093 gründete der Pfalzgraf Heinrich der Zweite von Laach („laach“ kommt von lateinisch „lacus“: Der See) das Kloster. Im 19. Jahrhundert fiel die Abtei der Säkularisierung zum Opfer und wurde zum Gutshof, 1855 kamen die Mönche zurück. Heute leben noch gut 50 von ihnen am See und füllen eine der 60 benediktinischen Abteien Deutschlands mit Leben.

Der See ist ist in einem Vulkankegel (Maar-Caldera-Vulkan) entstanden, dessen Magmakammer einstürzte: Der entstandene Hohlraum füllte sich im Laufe der Jahre mit Grundwasser. Vor circa 11.000 bis 13.000 Jahren brach der Vulkan das letzte Mal aus. Noch heute steigen immer wieder Kohlenstoffdioxid-Blasen auf. Einige Wissenschaftler schließen darauf, dass der Vulkan noch nicht komplett erloschen ist. Andere sehen in diesen so genannten „Mofetten“ den Beleg, dass der Vulkan seinen letzten Atem aushaucht. Regelmäßig finden Messungen statt: Von einer akuten Bedrohung kann keine Rede sein: Der Laacher-See-Vulkan befindet sich im Dornröschenschlaf. Ob er überhaupt jemals noch einmal ausbrechen wird oder aber für immer ruht, kann niemand mit Gewissheit sagen.

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Alle lieben Bülent

Bülent Ceylan ist der vielleicht erfolgreichste Comedian zurzeit in Deutschland. Er füllt neben ganzen Arenen die Lücke, die Kaya Yanar hinterlassen hat. Yanar war der erste Comedian, der schamlos (und häufig politisch unkorrekt, aber immer mutig) kulturelle Befindlichkeiten der Türken und der Deutschen aufgezeigt hat. Auch Bülent Ceylan hat als großes Thema Sprache und Kultur. Er legt aber viel mehr Wert auf ernsthafte Botschaften: Kampf gegen Rassismus und für Toleranz schreibt er sich auf die Fahne.

Es sind die Haare: Sie sind das Geheimnis von Bülent Ceylan. Wie er mit ihnen spielt, sie in seine Gags einbaut oder mit ihnen rockt. „Haardrock“ heißt dann auch die aktuelle Tour des Comedians. Ceylan beginnt seine Show mit einem Donnerschlag: Futuristische Lichteffekte erhellen den Saal, das Publikum reißt es bereits nach wenigen Sekunden von den Sitzen. Regionale Besonderheiten von Sprache und kulturelle Eigenheiten von Menschen aufs Korn zu nehmen, ist die Spezialität des Comedians. Gnadenlos macht er sich über Dialekte lustig: Da führt er schon mal ein komplettes Beziehungsgespräch mit „Ossi“-Akzent („Der Dialekt ist brutal, da kann einer aussehen wie Brad Pitt!“). Ceylan selbst kokettiert stark damit, mannemerisch zu „babbeln“. Auch nimmt er die deutsche Sprache unter die Lupe und klamüsert Sprichwörter aus: „Weniger ist mehr. Das stimmt gar nicht: Weniger ist immer weniger – ich hab’ nachgezählt.“

Interkulturelle Witze

Der 38-Jährige, der 2012 mit dem Deutschen Comedypreis ausgezeichnet wurde, zeigt gern interkulturelle Unterschiede zwischen den Völkern auf und entlarvt die jeweiligen Befindlichkeiten: „Letztens war ich beim Urologen. Aber da bin ich ganz Osmane. Überall Probleme – nur unten nicht.“ Weiter geht es durch den Abend: Ceylan analysiert die Beziehung zwischen Männer und Frauen – ein klischeereicher Klassiker! – und erzählt davon, wie es ist, als kleiner Junge von einem türkischen Vater aufgeklärt zu werden – Sensibilität darf hier nicht erwartet werden. Bei all dem bezieht Ceylan gern das Publikum in seine Show ein. Zwischendurch schlüpft der Comedian auch in seine altbekannten Rollen und lässt das verschüchterte Sensibelchen Harald zu Wort kommen.

Verschiedene Charaktere als Markenzeichen

Als Kontrast dazu gibt es „Supertürk“ Hasan, Ceylans Version eines türkischen muskelbepackten Prolls. Hasan steht auf Frauen mit Charakter: „Alles andere kann man operieren.“ Ceylan erscheint auch als pelzbehangene Etepetete-Diva Anneliese auf der Bühne (hier fehlt nur noch der kleine Chihuahua als modisches Accessoire) und als knurriger, rassistischer Hausmeister Mompfred – eine Mischung aus Hitler und Gollum, dem sabbernden Monster aus Herr der Ringe. Aber beim Thema Fremdenfeindlichkeit hört der Spaß auf, die Zuschauer hören auf einmal ernste Töne von Ceylan. „Ich möchte ein Statement setzen“, sagt er und beendet den Abend mit einem rockigen Lied gegen Nazis und für Toleranz. Die Show endet mit einem Feuerwerk, Luftschlangen regnen von der Decke hinab. Tosender Applaus begleitet Ceylan von der Bühne.

Tour de Amazon

Der erste Advent naht – Einkaufszentren und Händler rüsten sich für die Besucher, die ihren Liebsten viele tolle Geschenke unter den Baum legen möchten. Auch der Internetriese Amazon bringt sich in Stellung: Die Logistikzentren werden personell aufgerüstet, die Adventsrabattangebote sind angelaufen. Die Zahlen sehen gut aus, das Weihnachtsgeschäft brummt. Was ist geblieben von der vielen Kritik am Onlinehändler?

Prognosen abgeben möchte der Pressesprecher nicht, aber es wäre verwunderlich, wenn Volumen und Umsatz des Marktführers nicht auch dieses Jahr steigen würden. Es ist aber auch so einfach: Mit einigen wenigen Klicks die komplette Geschenkpalette bestellen. Auch nach der ARD-Dokumentation, die im Februar vergangenen Jahres zu einer großen Welle der Empörung geführt hat, kaufen die Leute wie verrückt bei Amazon ein. Aus den Augen, aus dem Sinn? Heißt es nach einem heftigen Sturm der Entrüstung „business as usual“? Wie ist es denn nun mit den Arbeitsbedingungen der Mitarbeiter? Sind sie letztendlich nicht so schlecht wie im Film dargestellt?

Mitte November, Logistikzentrum Koblenz: Pressesprecher Stefan Rupp und der stellvertretende Niederlassungsleiter Nikolai Lisac begrüßen die Medienvertreter. Auf dem Plan steht eine Tour durch die Werkhalle. An der Wand im Konferenzraum stehen die „goldenen Regeln“: „Know your plan“ und „nail your plan“. Es erinnert an „yes, we can“: Motivationsstrategie auf amerikanisch. Schnittchen und Saft steht bereit. Die schicken Pressemappen mit USB-Stick und Visitenkarte sind schon ausgelegt. Es geht los mit einem Vortrag, klassischerweise Powerpoint: Es werden Erfolgszahlen präsentiert, auch auf die Arbeitsbedingungen und Fortbildungschancen der Mitarbeiter wird detailliert eingegangen. Wussten Sie, dass Amazon-Mitarbeiter nach dem zweiten Jahr Aktien erhalten? Dass Lagerhallen normalerweise nicht klimatisiert sind, aber Amazon sommers wie winters die Temperatur auf 21 bis 22 Grad hält?

Das Gehalt und die befristeten Arbeitsverträge sind die am meisten kritisierten Punkte bei dem Internetgiganten. Bei Amazon in Koblenz steigt man mit einem Gehalt von 10,11 Euro ein (Saisonmitarbeiter verdienen laut Amazon übrigens das gleiche wie die Festangestellten). Andernorts kann es auch schonmal 9,75 Euro sein. Man könnte sich jetzt darüber streiten, ob das ein angemessener Gegenwert für eine Tätigkeit ist, bei der man acht Stunden lang Regale einräumt, Sachen durch die Gegend fährt oder Pakete packt. Es liegt zumindest oberhalb des Mindestlohns. Man sollte auch bedenken, dass man für diese Arbeit keinerlei Vorerfahrungen braucht (Amazon gibt an, dass man innerhalb innerhalb von vier Tagen eingearbeitet ist), auch ungelernte Arbeitskräfte erhalten somit eine Chance auf dem Arbeitsmarkt. 50% der Mitarbeiter, die am Standort Koblenz angefangen haben, seien aus der Arbeitslosigkeit gekommen, so der Pressesprecher. Bei 300 Leuten, die gestartet sind, wären das 150 Menschen, denen Amazon eine neue Chance gegeben hat. Das könnte sich in der Tat sehen lassen. Wenn einem da nur nicht die Diskussionen einfallen würde, die vor einigen Jahren in den Medien geführt wurde: Amazon wurde damals nachgesagt, Arbeitslose zu beschäftigen, deren Gehalt von der Agentur für Arbeit gezahlt wurde. Nach Ablauf der Maßnahme seien die Arbeiter, statt in ein reguläres Arbeitsverhältnis übernommen zu werden, „entlassen“ worden und es wurden angeblich einfach die nächsten eingestellt.

Moralische Verantwortung der Unternehmer?

Auch weniger schön ist, dass viele Verträge unbefristet sind. Bei Amazon arbeiten neben unbefristeten Mitarbeitern und den klassischen Saisonkräften, die meist für Weihnachten eingestellt werden, auch das ganze Jahr über unbefristete Kräfte. Zahlen möchte das Unternehmen (verständlicherweise) nicht nennen. „Alles im Rahmen des Gesetzlichen“, bestätigt der Pressesprecher. Aber muss man alles ausreizen, nur weil es legal ist? Gibt es eine moralische Verpflichtung zur Entfristung? Diese Frage wirft der Pressesprecher in den Raum. Man sieht ihm an, dass er für sich die Antwort festgelegt hat. Doch wie würde man selbst darauf antworten: Haben Unternehmen eine moralische Verantwortung?

Früher bauten die Unternehmer Häuser für ihre Mitarbeiter, wie beispielsweise die Familie des Papierunternehmers Zanders in Bergisch Gladbach oder die stahlverarbeitende Krupp-Dynastie in Essen. Selbstverständlich war diese Maßnahme nicht uneigennützig, aber das verlangt ja auch niemand von Unternehmen. Es war eine klassische „Win-win“-Situation, wie es im Neudeutschen so schön heißt: Die Arbeiter hatten ein warmes Dach über dem Kopf, die Unternehmen gesunde und loyale Arbeitskräfte. Doch kann ein so riesiges, weltumspannendes Unternehmen wie Amazon überhaupt die Bedürfnisse eines einzelnen Mitarbeiters im Blick haben? Professionalisierung und Automatisierung machen individuelle Lösungen schwer.
Fakt ist auch, dass Amazon nicht das einzige Unternehmen ist, das mit in Verruf geratenen Befristungs-Praktiken arbeitet: In der Logistikbranche ist dies gang und gebe. Auch Deutsche Post DHL steht in schöner Regelmäßigkeit am Pranger. Im Sommer ging ein Fall durch die Medien, in dem der Vertrag eine Mitarbeiterin angeblich 88-Mal verlängert worden war.

Der Pionier: Eine Gummibärchentüte

Zurück im Logistikzentrum Koblenz. Die Führung hat angefangen. Vorweg weist der stellvertretende Niederlassungsleiter den Weg, es folgen vier Medienvertreter und der Pressesprecher, flankiert wird die Truppe von einer Assistentin. Auf vier Medienvertreter kommen drei Amazon-Vertreter, macht eine Quote von 0,75 PR-Mensch auf Pressemensch. Eine recht hohe Quote.
Das kleine Grüppchen geht von einer riesigen Halle zur nächsten. Förderbänder, auf denen die Ware ausgepackt wird, Regalreihen, in denen die Ware wieder einsortiert wird, Arbeitsplätze, an denen Menschen sitzen oder stehen und Pakete packen. Die Böden sind mit farbigen Linien markiert und aufgeteilt, die Besucher lernen: Blau bedeutet – sicheres Terrain für Fußgänger. Es könnte sonst ein Gabelstapler um die Ecke gesaust kommen. Die Mitarbeiter grüßen freundlich, schauen interessiert. Gehetzt wirkt keiner, es trödelt aber auch niemand. Der stellvertretende Niederlassungsleiter führt durch die Halle, auf seiner Weste steht: „Teamleitung. Frage mich!“ Immer wieder sieht man Wände mit angepinnten Verbesserungsvorschlägen, stolz erzählt der Amazon-Manager davon, wie die Mitarbeiter mithelfen, Arbeitsläufe zu optimieren. In den Regalreihen: Spielzeug, DVDs, Niveashampoo neben Monopoly, Haustier Tracking Module neben Badmintonschläger. Es gibt tatsächlich alles bei Amazon. Lustigerweise war das erste Produkt, was das Koblenzer Zentrum verschickt hat, eine Gummibärchentüte. Die „Picker“, die Mitarbeiter, die die bestellten Produkte aus den Regalen nehmen wuseln emsig durch die Gassen. Weiter geht es zu den Verpackungsstationen, wo Arbeiter geübt Sachen einpacken, scannen, aufs Band legen.

Man selber möchte so nicht arbeiten, das wird einem nach dem Rundgang klar. Den ganzen Tag die gleiche Tätigkeit ausführen, keine Abwechslung zu haben. Aber diese Tätigkeit als jemand zu machen, der auf dem Arbeitsmarkt weniger gute Chancen hat und dann am Ende des Monats mit knapp 2000 brutto rauskommt – das ist nicht das allerschlechteste. Die Befristung wäre eher anzuprangern, weil Leute so nicht ihr Leben planen können. Oder dass Internetriesen wie Amazon den Einzelhandel ausbooten und Innenstädte veröden lassen, das wiegt viel gravierender. Letztendlich muss jeder Kunde selber entscheiden: Will man dieses System unterstützen, will man bequem mit einem Klick alle Weihnachtsgeschenke beisammen haben – mit allen negativen Konsequenzen, die das möglicherweise für die Arbeiter bedeutet? Deutet man die Entwicklung einfach als Zeitgeist, Fortschritt, Konsequenz der Globalisierung? Oder wendet man mehr Zeit und Mühe auf, um ein anderes System zu fördern, das möglicherwiese veraltet und überholt ist und was man nur noch um seiner selbst Willen am Leben erhält? Doch es ist nicht nur eine theoretische Frage, sondern man muss sich auch praktische Gedanken machen: Hat man als Kunde überhaupt die Zeit, sich am Abend oder am Wochenende mit anderen Weihnachtsgeschenkjägern durch überfüllte Innenstädte zu quälen? Oder aber möchte man sich beraten lassen und sucht den Kontakt zu Menschen, statt sich nur mit einem virtuellen Warenkorb zu befassen? Es ist für jeden Kunden was dabei, solange man sich bewusst entscheidet.

Mitte November war ich für die Rhein-Zeitung im Amazon Logistikzentrum Koblenz. Der Besuch war Teil einer Recherche, wie sich Händler auf das Weihnachtsgeschäft vorbereiten. Hier verarbeite ich meine persönlichen Eindrücke.

Traumwanderung an der Mosel

„Traumpfade“ heißt das Konzept in Rheinland-Pfalz, das die 26 schönsten Wanderwege an der Mosel, am Rhein und in der Eifel ausgezeichnet und ausgeschildert. Peu à peu kann man sich einer der schönsten Regionen Deutschlands erwandern. Gerade im Herbst sind die Weinanbaugebiete an der Mosel besonders eindrucksvoll.
Der Hatzenporter Laysteig führt an der Mosel entlang über Felder und Wälder ins Hinterland.

Wenn man das kleine Örtchen Hatzenport hinter sich lässt, gewinnt man schnell an Höhe, schon nach wenigen Minuten eröffnet sich ein wunderbarer Blick über die Mosel!

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Am Aussichtspunkt Rabenlay hat der Wanderer oder die Wanderin eine weitere Gelegenheit, den Moselblick zu genießen, dann biegt man vom Fluss weg. Der Blick schweift ins Moselhinterland: Ein Feld neben dem anderen, mal brachliegend, mal bepflanzt.

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Endlich kommt man auch einmal durch den Wald, im Schrumpftal passiert man das steilste und anstrengendste Teilstück des Wanderpfades. Das letzte Stück führt noch einmal durch Felder, bevor man am Ende wieder am Hang und durch Weinberge hinunter nach Hatzenport hinabsteigt.

Eine sehr sehenswerte und abwechslungsreiche Tour, Anstrengungsgrad: mittel. Man sollte aber trittfest und durchaus trainiert sein, die Runde dauert ungefähr fünf Stunden.

 

Wen das neugierig gemacht hat: Hier geht’s zur Beschreibung: http://www.traumpfade.info/traumpfade-rhein-mosel-eifel/mosel/hatzenporter-laysteig/.

Kampf gegen die biologische Uhr – Trend Social freezing

Facebook tut’s, Apple zieht nach: Die Firmen bereiten ihren weiblichen Mitarbeiterinnen das Angebot, Eizellen einfrieren zu lassen. Im Gegenzug verzichten die Frauen in den nächsten fünfzehn Jahren darauf, Kinder zu bekommen. Die Diskussion um das Thema nimmt an Fahrt auf: Der Spiegel und die Zeit druckten persönliche Berichte von Frauen, die sich bereits Eizellen einfrieren haben lassen, heute diskutiert die Runde bei Günther Jauch über das Thema.

Der Vorteil liegt auf der Hand: Frauen können viel flexibler mit ihrer tickenden biologischen Uhr umgehen, man kann über die Elternzeit „frei und selbstbestimmt“ entscheiden und diese dementsprechend planen. Aber was macht das mit dem Kinderwunsch? Kinderkriegen würde der Wirtschaft untergeordnet, bemängelt der Wissenschaftsjournalist Rangar Yogeshwar in der Talkrunde bei Jauch.

Aber kein Wunder – solange Beruf und Karriere mit der Gründung einer Familie schwer vereinbar ist, sind solche Angebote verlockend. Flexible Teilzeitmodelle, je nach Bedürfnis der Eltern, sind immer noch häufig schwer durchzusetzen beim Arbeitgeber. Und auch solange der jeweilige Elternteil (meist sind es Frauen) nach der Teilzeitarbeit immer noch befürchten müssen, schwer wieder Fuß zu fassen im Arbeitsmarkt, kann man die Gründe der Frauen, die sich für das Social Freezing entscheiden, nachvollziehen.

Zeit-Redakteurin Elisabeth Niejahr, die in der Zeit über ihre Erfahrungen beim Einfrieren geschrieben hat, mahnt auch an, dass die fortschrittlichen Möglichkeiten nicht immer zur persönlichen Freiheit beitragen. Denn folgendes Szenario wäre denkbar: Social Freezing wird irgendwann so normal, dass man es von Frauen erwartet und sich auch darauf verlässt, möglicherweise entsteht daraus gesellschaftlicher oder persönlicher Druck.

Meine Meinung: Wo liegt letztendlich der Unterschied zwischen dem Einfrieren von Eizellen und beispielsweise der Einnahme der Pille? In beiden Fällen manipuliert der Mensch den natürlichen Zeugungsakt und unterwirft ihn seinen Wünschen und Vorstellungen. Das Argument, dass man die Zeugung künstlichen Parametern unterwirft, ist doch in unserer ach so fortschrittlichen Welt nichts Neues. Denn was ist schon natürlich? Wenn eine Person herzkrank ist und ein neues Herz eingepflanzt bekommt: Ist das natürlich? Niemand würde doch behaupten, dass dem herzkranken Menschen nicht geholfen werden soll, nur weil eine Organtransplantation kein natürlicher Prozess ist. Insofern trägt die Aufregung über dieses Thema durchaus heuchlerische Züge. Ranga Yogeshwar sieht den Unterschied zwischen Pille und Social Freezing lediglich darin, dass die Pille viel günstiger und sicherer ist. Er bemängelt, dass daraus ein riesen Geschäft werden könnte. Stimmt, das Potenzial zum Missbrauch ist groß. Allerdings kann das alleine noch kein Argument sein.

Recht hat der Journalist allerdings damit, dass man niemals leichtfertig mit diesem Thema umgehen sollte und dass man so intime und persönliche Entscheidungen niemals der „Wirtschaftlichkeit“ bzw. der Wirtschaft unterordnen sollte. Das Beste wäre einfach: An der Vereinbarung von Kinderwunsch und Beruf arbeiten, mehr flexible Arbeitsmodelle, reduzierte Elternzeiten wie in Skandinavien auch hier einführen, damit sich auch junge Paar für ein Kind entscheiden, ohne Angst um ihre Karriere zu haben. Dann wäre auch die Diskussion um Social Freezing überflüssig.