Bergische Streifzüge: Wie steinreich Lindlar wirklich ist

Tour Nummer 8 der Bergischen Streifzüge führt um Lindlar herum. Die Leute, die dort leben, sind steinreich – im wahrsten Sinne des Wortes. Den Reichtum an Steinen und die Geschichte der teilweise immer noch betriebenen Steinbrüche kann man auf dem Steinhauerpfad entdecken.

„Der ist weg vom Fenster“ – wer hätte gedacht, dass das Sprichwort aus dem Bergbau kommt? Das Abschlagen der Steine aus den Steinbrüchen führte im 19. Jahrhundert bei den Arbeitern zur so genannten Staublunge. Der Staub und kleine Teilchen hatten sich an der Lunge abgelagert. Husten und Atemnot war das Los vieler Arbeiter. Waren sie erkrankt, saßen sie immer am Fenster, da sie dort gut Luft bekamen. Wurde einer dort nicht mehr gesichtet – war er mit Sicherheit tot.

Wer sich mit der Lindlarer Geschichte und ihrer Verbindung zum Naturgut Stein beschäftigen will, ist beim Rundweg gut aufgehoben. Auf 6,2 Kilometern geht es durch den Ort mit seinem schönen alten Zentrum, gesäumt von Fachwerkhäusern und den mit Schindeln bedeckten Häusern. Drei noch aktiv betriebene Steinbrüche kann man sich während der Tour anschauen – und über Größe und Ausmaße staunen. Ein Steinbruch hat was von einem Wimmelbild: Überall entdeckt man was. Arbeiter, Bagger, Wasserbecken, Pflanzen, die sich an den Hängen ihr Territorium zurückgeholt haben.

Weiter Blick ins Bergische Land hinein.
Weiter Blick ins Bergische Land hinein.

Wie es aussieht, wenn sich die Natur einen kompletten stillgelegten Steinbruch zurückerobert, kann man auf der Tour auch sehen. Regelrecht verwunschen wirkt der überwucherte Steinbruch, teilweise gar nicht von normalem Wald zu unterscheiden. An den Seiten kann man allerdings noch die Zugänge sehen, über die die Arbeiter früher mit Schubkarren die kostbare Fracht abtransportiert haben. Doch Bäume, Sträucher, Moos und Wasser haben sich wieder breit gemacht und eine neue Haut über die alte Wunde wachsen lassen, die jahrelang dort klaffte – von Menschenhand zugefügt.

Ein weiteres Highlight: Überreste eines ehemaligen Arbeiterhäuschens aus dem 19. Jahrhundert. Die Arbeiter wollten und mussten nahe zum Bruch leben. Die Umrisse zeigen auf, dass einem Arbeiter mit seiner mehrköpfigen Familie nicht viel mehr als 15 Quadratmeter Wohnfläche zustanden. Und dann wurden die Arbeiter durch besagte Staubunge häufig nicht älter als 45 Jahre alt. Ein entbehrungsreiches Leben, das dennoch viele Menschen anzog, Arbeiter aus Frankreich und der Eifel haben auch in den Lindlarer Steinbrüchen geschuftet.

Mehr Infos zu den Bergischen Streifzügen gibt es auf der Seite Bergisches Wanderland.

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