Pilgern für Anfänger

Zwei Tage lang unterwegs, durch die Weiten des rheinland-pfälzischen Maifelds, durch Sonne, Weizenfelder, an der Autobahn entlang, auf Asphalt, auf Wiese und Erde. Im Juli hab ich mal ausprobiert, was gefühlt jeder zweite nach Hape Kerkeling schon ausprobiert hat: Pilgern.

Ich habe daraus eine Reportage für die Rhein-Zeitung gemacht. Dort erzähle ich, wie ich bei der Herbergssuche verzweifele und Reinhold mich rettet. Ich erzähle wie es ist, mal mehrere Stunden lang mit keiner Menschenseele zu sprechen und was mit den Gedanken passiert, wenn man sie frei laufen lässt. Ich habe viele nette Menschen getroffen und bin an zwei Tagen 30 Kilometer gelaufen: Auf dem Schönstätter Pilgerweg von Mayen nach Koblenz. Danach hatte ich echt platte Füße, einen mega Sonnenbrand, war abgekämpft, aber zufrieden: Pilgern macht glücklich! Hier gibt’s die Bilder dazu.

Rucksack auf, es geht los!
Rucksack auf, es geht los!

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Durchs Maifeld....Felder, Felder, Felder
Durchs Maifeld….Felder, Felder, Felder

 

Ein freundliches Kerlchen wartet in dem Dörfchen Wolken auf den Briefträger.
Ein freundliches Kerlchen wartet in dem Dörfchen Wolken auf den Briefträger.
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An manchen Kreuzungen musste ich mich durch ein Sammelsurium von Schildern und Aufklebern wühlen.
Hier geht's lang: der Weg war sehr gut ausgeschildert, lediglich an einer Stelle habe ich gestockt. Aber an einer anderen bin ich total verzweifelt.
Hier geht’s lang: der Weg war sehr gut ausgeschildert, lediglich an einer Stelle habe ich gestockt. Aber an einer anderen bin ich total verzweifelt.
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Der Weg ist das Ziel…irgendwie stimmt das auch.

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Man fängt an, auf Kleinigkeiten zu achten…..die Wolken!
Ah! Meine erste Begegnung....mein Gegenüber war aber nicht sehr gesprächig. War mehr an Essen interessiert.
Ah! Meine erste Begegnung….mein Gegenüber war aber nicht sehr gesprächig. War mehr an Essen interessiert.
Noch 5 Kilometer bis Koblenz...letzte Kräfte mobilisieren!
Noch 5 Kilometer bis Koblenz…letzte Kräfte mobilisieren!
Eine Zeitlang laufe ich auch auf dem Eifelcamino, dem Stück des Jakobswegs, der durch die Eifel führt.
Eine Zeitlang laufe ich auch auf dem Eifelcamino, dem Stück des Jakobswegs, der durch die Eifel führt.
Und auf einmal stehe ich vor dem Eingang. Nach zwei Tagen und 30 Kilometern stolpere ich über das Eingangsschild zu den Schönstätter Marienschwestern.
Und auf einmal stehe ich vor dem Eingang. Nach zwei Tagen und 30 Kilometern stolpere ich über das Eingangsschild zu den Schönstätter Marienschwestern.
Ich bin da!
Ich bin da!
Mein Rucksack und ich haben's geschafft: Vor der Kapelle in Koblenz-Metternich. Juchu!
Mein Rucksack und ich haben’s geschafft: Vor der Kapelle in Koblenz-Metternich. Juchu!

 

DFB-Pokalfinale in Köln: Jetzt kicken die Frauen

Freitagnachmittag am ersten Mai: Durch den Kölner Stadtwald streifen Familien mit Kindern, vor dem Müngersdorfer Stadion spielen Jugendliche in der Sonne Fußball. Es herrscht eine entspannte Frühlingsstimmung. Plötzlich durchbricht eine schrille Stimme die Atmosphäre.

IMG_20150501_172252„Gebt mir ein D! Gebt mir ein F! Gebt mir ein B!“ Eine Mädchentruppe marschiert Richtung Stadion, die blonde Vorturnerin gibt alles. Die anderen schmettern mit Elan die restlichen Buchstaben. Nein, das ist keine paramilitärische Übung für angehende Soldatinnen. Am 1. Mai findet im Kölner Stadion das DFB-Pokalfinale der Frauen statt. Turbine Potsdam tritt gegen den VfL Wolfsburg an. Anfangs ignoriert, lange belächelt, hat sich der Frauenfußball seine Nische erkämpft. Als 2006 mit dem Sommermärchen eine Fußball- und Fanwelle übers Land gerollt ist, konnte der deutsche Frauenfußball im Schatten der Männer segeln und Fahrt aufnehmen. Wussten davor die meisten Bürger gar nicht, dass Frauen die Pille nicht nur schlucken, sondern auch kicken, hat sich der Frauenfußball seine Fanzahlen und somit auch Aufmerksamkeit erkämpft. Das DFB-Pokalfinale symbolisiert diese Entwicklung: Kämpften die Frauen bis 2010 im Vorprogramm der Männer in Berlin um die Trophäe, haben sie seitdem ihre eigene Tribüne in Köln. Gerade erst wurde der Vertrag mit dem Rheinenergiestadion bis 2018 verlängert.

Kaffee statt Bier: Das bei einem Fußballspiel!

Eine Stunde bis zum Anpfiff. Noch hält sich der Andrang in Grenzen. Einer der Sicherheitsleute lehnt lässig an einem Pfosten, die Hände in den Hosentaschen vergraben. Offensichtlich gab es noch nicht viel zu tun heute. Am Eingang wird es voller, die Menschen schieben sich durch die Eingänge und stehen Schlange. Viele Familien sind unterwegs. Frauen und Mädchen sind eindeutig in der Mehrheit. Der klassische Fußballfan mit Fantrikot und Bier: Fehlanzeige. Zwei junge Männer ergattern noch zwei Karten. Die beiden kann man sich gut im Stadion vorstellen. Sind sie echte Fans? Von Frauenfußball? Fehlanzeige: Es sind keine Fans, nur verirrte Touristen aus Belgien, die sich das Stadion anschauen möchten und etwas Atmosphäre vom Event mitnehmen möchten. Passenderweise sind die gerade auf einer „divorce party“ – eine höhere Frauendichte würden sie auch in einem Kölner Club nicht finden.

Ein wenig verloren und unentschlossen steht ein älteres Paar vor dem Stadion. Der grüne Schal um den Hals des Mannes weist die beiden als Wolfsburgfans aus. Das Paar scheint nicht genau zu wissen, wo es hin muss. Warum es hier ist, umso mehr. Martina Müllers Eltern sind extra aus Kassel angereist, um ihre Tochter zu unterstützen. Heute ist das Spiel etwas ganz Besonderes: Die 35-jährige Fußballspielerin hatte ihren Rücktritt angekündigt: Nach dieser Saison ist Schluss mit der Fußballkarriere – nach zehn Jahren bei VfL Wolfsburg und nach 101 Länderspielen für die DFB-Auswahl. „Es war überraschend“, bekennt Mutter Karin. Doch es hätte ja irgendwann kommen müssen. Zu den Gründen möchten sich die Eltern nicht äußern, aber naja, das Alter, deutet die Mutter an, man möchte sein Leben leben. „Jetzt ist ein guter Zeitpunkt“, hat sich Martina Müller dem DFB gegenüber geäußert. Sie sei froh, dass sie ihre Entscheidung nun getroffen habe. „Ich kann mein Leben neu ordnen und den Fokus auf Dinge legen, die in den letzten Jahren durch den Sport zu kurz gekommen sind.“

Es wird eine gute Saison zum Aufhören sein: Das DFB-Pokalfinale wird als einer der fulminanten Mosaiksteine in ihrer Karriere in Erinnerung bleiben. Zwei von drei Toren werden auf ihr Konto gehen. Müller wird ihrem Verein so zum zweiten Mal Pokal sichern.

Die Potsdamerinnen verlassen das Spielfeld. Sie haben gekämpft und alles gegeben, doch Wolfsburg war einfach die bessere Mannschaft.
Die Potsdamerinnen verlassen das Spielfeld. Sie haben gekämpft und alles gegeben, doch Wolfsburg war einfach die bessere Mannschaft.

Die Ränge füllen sich langsam: An die 20.000 Menschen sind gekommen, um sich das DFB-Finale anzuschauen. Immerhin – allerdings kein Vergleich zu den Männerspielen. Die kompletten oberen Ränge bleiben leer, die Haupttribünen ist mit Lücken durchsetzt wie ein Schweizer Käse. Der Pokal wird auf das Spielfeld getragen, ein kurzes Blitzlichtgewitter geht über der Trophäe nieder. Die Bitburgerwerbung an der Bande wirkt seltsam, es nuckeln mehr Leute an einem Becher heißen Kaffee als an einem kühlen Bier. Trotz 20 Grad in der Sonne. Die ersten Klatschpappen werden als Sonnenschutz umfunktioniert. Der Nachbar zieht sich eine Käppi auf. Und da: Es gibt sie noch – die Eisverkäufer, die im roten T-Shirt durch die Ränge laufen und Eis am Stil verkaufen. Die Teams laufen ein. Anpfiff. Es geht los.

Auf dem Rasen stehen und laufen nur Frauen, Männer sieht man nur am Spielrand

Die Teams schenken sich nichts. Drei gelbe Karten vergibt die Schiedsrichterin, die genau wie ihre Linienrichterinnen eine Frau ist. Männer gibt es nur in Gestalt von Trainern, Ärzten oder den beiden Helfern, die in der Halbzeitpause mit einer überdimensionierten Harke den Rasen abtasten, um herausgerissene Erdklumpen aufzusammeln und den Rasen zu glätten.

In der 15. Minute ist es da: Das erste Tor. Von Martina Müller, wem sonst. Die Zuschauer jubeln, es gibt das erste Mal so etwas wie Stimmung im Stadion. Man hat den Eindruck, dass viele für beide Mannschaften jubeln, es gibt nicht diese Rivalität wie bei den Männern. Macht das ein Männerspiel mitreißender und emotionsgeladener? Ein Elfmeter für Vfl Wolfsburg: Wieder verwandelt Müller. Die Atmosphäre im Stadion erinnert leicht an eine EKG-Frequenz: Spitzen mit Jubel wechseln sich mit Phasen des Ich-schau-mal-auf-meinem-Smartphone-nach-was-sich-gerade-bei-Facebook-tut ab. In der 70. Minute rennt ein Flitzer über den Rasen. Es ist ein Mann (sollte man diese Tatsache erwähnen?). Die Spielerinnen sind irritiert, ein Securitymann rennt dem Flitzer hinterher, doch der hängt den schnaufenden Sicherheitsmann im Anzug locker ab. Erst als sich vier Männer auf ihn stürzen, wird er festgenommen und abgeführt. Er hatte noch nicht einmal eine Botschaft, nackt war er auch nicht. Belustigt sind die Zuschauer trotzdem. Die Stimmung wird richtig gut, die ersten La-Ola-Wellen gehen herum. Viel Applaus gibt es auch, als die Moderatorin die Zuschauerzahl verkündet: 19.204 Menschen wollen sich an diesem Feiertag das Spiel ansehen. 89. Minute: Vfl Wolfsburg führt mit 3:0, die Potsdamerinnen sind ihrem Gegner hoffnungslos unterlegen, trotz Kampfeswillen und Teamgeist. Martina Müller wird ausgewechselt. Applaus begleitet die 35-Jährige, die beruflich beim VW-Konzern einsteigen möchte, vom Spielfeld. Ihre Eltern werden mächtig stolz sein. Die Schiedsrichterin pfeift ab. Die Wolfsburgerinnen lassen sich noch ein bisschen feiern, die Zuschauermenge zerstreut sich erschreckend schnell. Ein Frauenfußballspiel läuft (noch) anders ab als beim männlichen Pendant. Wer weiß, wie lange noch.

Die Stimmung beim DFB-Pokalfinale der Frauen ist gut. Doch es fehlt die emotionsgeladene Stimmung, die bei Männerspielen häufig herrscht. Doch es gibt auch Vorteile: Das Aggressive fehlt, keine Mannschaft wird ausgebuht.
Die Stimmung beim DFB-Pokalfinale der Frauen ist gut. Doch es fehlt die emotionsgeladene Stimmung, die bei Männerspielen häufig herrscht. Doch es gibt auch Vorteile: Das Aggressive fehlt und keine Mannschaft wird ausgebuht.

Der Berg ruft

Der Aufstieg auf Spaniens höchsten Berg auf Teneriffa ist mühsam und gefährlich: die Höhenkrankheit erwischt unachtsame Wanderer. Belohnt wird man auf dem Pico del Teide mit einem grandiosen Sonnenaufgang.

5 Uhr morgens, das Thermometer kommt kaum über 0 Grad: Auf der Berghütte klingelt der Wecker. Ein Pulk an Wanderern schält sich aus den Betten. Funktions-T-shirt an, Wanderhose drübergezogen. Die ersten fangen an zu frühstücken, es gibt Tee und belegte Brote, während die Langschläfer noch die letzten Sekunden in den Jugendherbergszimmer auskosten. Die Nacht war rau auf Spaniens höchstem Gipfel, dem Teide. 3718 Meter ragt der Vulkan von der kanarischen Insel Teneriffa empor – Wahrzeichen der Tinerfenos, wie sich die Einwohner der 2034 Quadratkilometer großen Insel nennen.

Teneriffa gilt als Kontinent im Kleinen: von Urwald über Strand bis hin zu trockenen Halbwüsten, sodass man sich in die Weiten Arizonas oder Nevadas versetzt fühlt. Und eben auch Hochgebirge. Wer den Teide besteigen möchte, muss früh aufstehen. Eine Wanderroute führt die Ostflanke des Giganten hinauf, auf 3200 Meter Höhe kann man im Refugio Altavista, in einer Berghütte, übernachten. Am nächsten Morgen steht man frühzeitig auf, um pünktlich beim Sonnenaufgang auf dem Gipfel zu stehen.

Wer den Pico del Teide zu Fuß erklimmen möchte, sollte gut zu Fuß sein.
Wer den Pico del Teide zu Fuß erklimmen möchte, sollte gut zu Fuß sein.

Steine und Landschaften wie von einer anderen Welt

Wer die Hütte erreicht, ist schonmal weit gekommen. Derjenige hat rote erstarrte Lavaerde durchquert, die genausogut von Bildern der Nasa vom Mars stammen könnte. Er ist an den Eiern des Teide vorbeigestapft, tonnenschwere schwarze Magmakugeln, die der Vulkan bei seinen Ausbrüchen (der letzte im Teide-Massiv fand Anfang des 20. Jahrhunderts statt) kilometerweit geschleudert hat. Er hat den beschwerlichen Aufstieg vorbei an vertrockneten Hölzern und den ersten Eisfeldern geschafft, bis er mit den letzten Sonnenstrahlen auf der Hütte ankommt.

Mit einem Durcheinander der verschiedensten Sprachen wird man begrüßt: Deutsch, polnisch, französisch, englisch, spanisch. Man weiß gar nicht, wie man sein Gegenüber ansprechen soll: „Holá“ ist auf jeden Fall nicht falsch. Die Wanderer drängen sich dicht an dicht in der Küche. Draußen ist die Temperatur auf knapp über Null Grad gesunken, drinnen möchte sich jeder mit einem heißen Tee oder eine Suppe aufwärmen. Im Gegensatz zu anderen Berghütten wie beispielsweise in den Alpen sind die Zimmer beheizt und es gibt richtige Bettdecken statt nur dünner Schlafsäcke.

Schwarze Lavabrocken und bizarre Felsenformationen begleiten den Wanderer auf den 3700 Meter hohen Gipfel.
Schwarze Lavabrocken und bizarre Felsenformationen begleiten den Wanderer auf den 3700 Meter hohen Gipfel.

Höhenkrankheit als ständige Gefahr

Der Wecker reißt einen aus dem unruhigen Schlaf: Auf 3200 Meter kriegen die ersten Wanderer Kopfschmerzen, die Höhe macht sich bemerkbar. Ausgestattet mit Stirnlampen machen sich die Abenteuerlustigen kurz nach 5 Uhr morgens auf den Weg zum Gipfel. Es ist noch stockdunkel, doch der Mond leuchtet in der sternenklaren Nacht auch denjenigen den Weg, die ohne Lampe loslaufen. Schnell lässt man die Hütte hinter sich. Vor einem schrauben sich die Wanderer wie Glühwürmchen den felsigen Steig hinauf. In der Ferne im Tal sieht man das Konglomerat der Hauptstadt Santa Cruz de Tenerife glitzern. Man fühlt sich wie in einer anderen Welt: Unten das flackernde Leben, oben eingefrorene Zeit: Kein Geräusch ist zu hören, man stapft vorbei an Eisfeldern, der Mond bescheint schwarze Lavaformationen und sorgt für ein unwirkliches Gefühl: „Gehe ich hier wirklich entlang oder träume ich das?“ Am östlichen Horizont erkennt man im Dunst die Nachbarinsel Gran Canaria, aus dieser Richtung erkennt man auch erste Anzeichen der Dämmerung: Blaue Schlieren, die sich vom Dunkel des Nachthimmels absetzen. Bald verblassen die Sterne, von Marine- bis Azurblau wechselt der Himmel über den Kanaren seine Farbe. Und dann: Mit einem Reigen an rosavioletten Pastellfarben geht die Sonne auf und vertreibt das surreale Gefühl der Nacht.

Die Anstrengung fällt ab, was jetzt zählt ist: Der Abstieg – und endlich ordentlich frühstücken.

Der Teide: Spaniens höchster Berg mit knapp 3700 Metern.
Der Teide: Spaniens höchster Berg mit knapp 3700 Metern.

Bildergalerie: Kanarische Impressionen

Bunte Häuser, grüne Wälder, Frühlingssonne: Das sind die Kanarischen Inseln. Doch auch das sind sie: Verfallene Häuser in der Hauptstadt, wilder Müll und wuchernde Gärten. Diese Fotos von La Gomera und Teneriffa geben einen etwas anderen Einblick in das Ferienparadies und sind doch mindestens genauso charakteristisch.

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Wo Banane auf Urwald trifft

Bananenplantagen satt und ein geheimnisvoller jahrmillionenalter Urwald: Das ist La Gomera, die eher unbekannte kleine Schwester von Teneriffa, der wohl beliebtesten der kanarischen Inseln. Touristen gibt es hier nicht so viele wie auf ihrer Schwesterinsel: Beide Eilande haben aber ihren ganz eigenen Reiz.

Inseln des ewigen Frühlings werden die Kanaren genannt: Mehrere tausend sonnenhungrige Touristen fliehen alljährlich in den Wintermonaten vom europäischen Festland auf die nur wenige hundert Kilometer vor der marokkanischen Küste gelegenen Inseln. Dort herrschen zumeist um die 20 Grad. Doch zu früh im Jahr sollte man sich nicht auf den viereinhalbstündigen Flug machen: Auch auf den Kanaren kann es empfindlich frisch werden. Die wichtigste meteorologische Erkenntnis: Die Inseln besitzen ausgeprägte Mikroklimata. Ist es in einem Tal sonnig und warm, kann es um die nächste Kurve schon bewölkt und neblig sein.

Der Lorbeerwald auf La Gomera. Vor der letzten Eiszeit bedeckte er weite Flächen Mitteleuropas.
Der Lorbeerwald auf La Gomera. Vor der letzten Eiszeit bedeckte er weite Flächen Mitteleuropas.

Der Lorbeerwald: Letzter Zeuge des voreiszeitlichen Klimas in Europa

Besonders auf La Gomera lässt sich dieses Phänomen beobachten: Auf dem Hochplateau wächst der Lorbeerwald, ein urwüchsiger feuchter Wald, der vor Jahrmillionen weite Teile des europäischen Festlands bedeckte –  und dann der Eiszeit weichen musste. Nur auf den Kanarischen Inseln hat er überlebt. Dieser Lorbeerwald braucht es kühl und feucht, das ganze Jahr über ist das Plateau in Nebel gehüllt. Fährt man die kurvenreiche Straße von der Westküste Richtung Nationalpark Garajonay, so fühlt man sich innerhalb von wenigen Minuten vom Sommer in einen trüben Novembertag versetzt: Bäume ragen aus dem milchigen Weiß heraus, Nebelschwaden ziehen das Plateau entlang. Nach einigen Kilometern ist das Schauspiel vorbei und man ist wieder im Tal: Wo den Besucher ein völlig anderes Klima erwartet. Da das Klima auf La Gomera das ganze Jahr über gemäßigt ist, gedeihen Bananen hier besonders gut. Viele Städte wie Vallehermoso im Nordwesten beispielsweise waren in der Vergangenheit vom Export der empfindlichen Ware abhängig. Dort wurde extra ein Hafen gebaut, um die Frucht so frisch wie möglich aufs spanische Festland zu exportieren. Irgendwann rentierte sich der Betrieb nicht mehr, wie so vieles auf den Kanaren verfiel das Gebäude und bleibt als stummer Zeuge einer vergangenen Zeit zurück.

Bananenplantagen, soweit das Auge reicht
Bananenplantagen, soweit das Auge reicht

Teneriffa als größte der sieben kanarischen Inseln

Touristen gibt es auf La Gomera nicht viele: Es kommen nur diejenigen her, die wandern wollen. Teneriffa ist eindeutig massentauglicher: Der Süden bietet viel Sonne und Strand. Wer sich auch hier wandertechnisch bewegen möchte, sollte den Norden wählen: Es ist grüner, aber auch regenreicher und kühler. Anaga- und Tenogebirge verheißen stramme Waden. Im Norden gibt es nicht so viele Touristenhochburgen, hier entdeckt man eher das Leben der Einheimischen: Vom Kanarischen Karneval bis zum Leben in der Hauptstadt Santa Cruz de Tenerife. Die lebendige 220.000-Einwohner-Stadt präsentiert sich mit guten Einkaufsmöglichkeiten, einer Hafenpromenade und vielen kleinen Cafés. Rasten kann man im Parque Municipal García Sanabria, wo Bananen- und Orangenbäume neben Kakteen und Hibiskus blühen. Sechs Hektar ist er groß und nach einem früheren Bürgermeister von Santa Cruz benannt. Übrigens war die Hauptstadt Teneriffas auch Ausgangspunkt eines unrühmlichen Kapitels der spanischen Geschichte. Nach Santa Cruz war General Franco 1936 verbannt worden. Hier bereitete er seinen Staatsstreich vor. Erst vor wenigen Jahren wurde die große Straße, die die Stadt durchzieht, die Rambla de Franco, in Rambla de Santa Cruz umbenannt.

Hibiskus blüht in gelb und rot
Hibiskus blüht in gelb und rot

Fast egal, wo man sich auf Teneriffa befindet, einen hat man fast immer im Blick: Den Pico del Teide. Spaniens höchster Berg ragt mit 3700 Metern inmitten der Insel hervor und erinnert jeden Besucher und einheimischen Tinerfeno an das, was das Eiland ursprünglich ist: Eine Vulkaninsel.

Der Teide kann man bei klarer Sicht sogar von der Nachbarinsel La Gomera aus erkennen.
Den Teide kann man bei klarer Sicht sogar von der Nachbarinsel La Gomera aus erkennen.

Schlafender Riese in der Eifel: Der Laacher See

Der Laacher See nahe Mendig in der Vordereifel – ein Kleinod inmitten von Hügeln und Wäldern. Gut zwei Kilometer breit und drei Kilometer lang ruht er in einem alten Vulkankegel, an ihm lässt sich die geologische Geschichte der Vergangenheit anschaulich erzählen.

Der Laacher  See in der Abenddämmerung
Der Laacher See in der Abenddämmerung

Doch von seiner bewegten Vergangenheit lässt der See erst einmal nichts erahnen, wenn man sich ihm nähert. Sanft schlagen die Wellen ans Ufer, das Schilf wiegt sich im Wind, Wanderer und Spaziergänger umrunden den See. Das Benediktinerkloster Maria Laach ragt neben dem See  versetzt in die Höhe, 1093 gründete der Pfalzgraf Heinrich der Zweite von Laach („laach“ kommt von lateinisch „lacus“: Der See) das Kloster. Im 19. Jahrhundert fiel die Abtei der Säkularisierung zum Opfer und wurde zum Gutshof, 1855 kamen die Mönche zurück. Heute leben noch gut 50 von ihnen am See und füllen eine der 60 benediktinischen Abteien Deutschlands mit Leben.

Der See ist ist in einem Vulkankegel (Maar-Caldera-Vulkan) entstanden, dessen Magmakammer einstürzte: Der entstandene Hohlraum füllte sich im Laufe der Jahre mit Grundwasser. Vor circa 11.000 bis 13.000 Jahren brach der Vulkan das letzte Mal aus. Noch heute steigen immer wieder Kohlenstoffdioxid-Blasen auf. Einige Wissenschaftler schließen darauf, dass der Vulkan noch nicht komplett erloschen ist. Andere sehen in diesen so genannten „Mofetten“ den Beleg, dass der Vulkan seinen letzten Atem aushaucht. Regelmäßig finden Messungen statt: Von einer akuten Bedrohung kann keine Rede sein: Der Laacher-See-Vulkan befindet sich im Dornröschenschlaf. Ob er überhaupt jemals noch einmal ausbrechen wird oder aber für immer ruht, kann niemand mit Gewissheit sagen.

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Traumwanderung an der Mosel

„Traumpfade“ heißt das Konzept in Rheinland-Pfalz, das die 26 schönsten Wanderwege an der Mosel, am Rhein und in der Eifel ausgezeichnet und ausgeschildert. Peu à peu kann man sich einer der schönsten Regionen Deutschlands erwandern. Gerade im Herbst sind die Weinanbaugebiete an der Mosel besonders eindrucksvoll.
Der Hatzenporter Laysteig führt an der Mosel entlang über Felder und Wälder ins Hinterland.

Wenn man das kleine Örtchen Hatzenport hinter sich lässt, gewinnt man schnell an Höhe, schon nach wenigen Minuten eröffnet sich ein wunderbarer Blick über die Mosel!

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Am Aussichtspunkt Rabenlay hat der Wanderer oder die Wanderin eine weitere Gelegenheit, den Moselblick zu genießen, dann biegt man vom Fluss weg. Der Blick schweift ins Moselhinterland: Ein Feld neben dem anderen, mal brachliegend, mal bepflanzt.

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Endlich kommt man auch einmal durch den Wald, im Schrumpftal passiert man das steilste und anstrengendste Teilstück des Wanderpfades. Das letzte Stück führt noch einmal durch Felder, bevor man am Ende wieder am Hang und durch Weinberge hinunter nach Hatzenport hinabsteigt.

Eine sehr sehenswerte und abwechslungsreiche Tour, Anstrengungsgrad: mittel. Man sollte aber trittfest und durchaus trainiert sein, die Runde dauert ungefähr fünf Stunden.

 

Wen das neugierig gemacht hat: Hier geht’s zur Beschreibung: http://www.traumpfade.info/traumpfade-rhein-mosel-eifel/mosel/hatzenporter-laysteig/.

Streifzug durch Bonn

Die letzten warmen Strahlen der Sonne fallen auf die Wiese, es herrscht eine entspannte Spätsommerstimmung in der Bonner Innenstadt. Doch man merkt: Der Herbst ist nicht mehr weit. Das Gedicht von Friedrich Hebbel kommt dem Betrachter in den Sinn, wenn er die Poppelsdorfer Allee entlangschlendert:

Dies ist ein Herbsttag, wie ich keinen sah!
Die Luft ist still, als atmete man kaum,
und dennoch fallen raschelnd, fern und nah,
die schönsten Früchte ab von jedem Baum.
O stört sie nicht, die Feier der Natur!
Dies ist die Lese, die sie selber hält;
denn heute löst sich von den Zweigen nur,
was vor dem milden Strahl der Sonne fällt.

Mein Streifzug durch Beethovens Geburtsstadt fängt den Spätsommer ein.

Spätsommerstimmung an der Bonner UniversitätAm HofgartenPoppelsdorfer Allee Am Poppelsdorfer Schloss DSC_0287 Poppelsdorfer Schloss Skyline Siebengebirge mit dem Post Tower und dem langen Eugen im Vordergrund DSC_0276